Annäherungsversuche

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Anastasia Pov:

Steve ist, seitdem ich ihn vor ein paar Tagen aus meinem Zimmer geschmissen habe, nicht mehr erschienen. Niemand kam mehr vorbei. Weder Natasha, noch Steve, noch der Doktor. Ich konnte es ihnen nicht einmal verübeln, warum auch sollten sie vorbei kommen?

Steve hasste mich bestimmt, dafür das ich in den Red Room zurück gekehrt bin und ihn nun auch noch weggeschickt hatte. Klar, ich bin nicht freiwillig in die Akademie, doch war ich so dumm und bin nach Russland gereist. Ich bin ihnen quasi entgegen gekommen, statt mich von ihnen fernzuhalten. Als er mir dann nach allem auch noch helfen wollte, blockte ich ab und sagte, dass er verschwinden soll.

Er hatte mich darum gebeten nicht zurückzukehren, doch ich habe seine Bitte mit Füßen getreten. Jetzt wollte er mich bestimmt nicht mehr sehen. Ein anderer Grund warum er nicht mehr kam, wäre das ihm etwas zugestoßen ist, was aber kein bisschen besser war. Denn dadurch machte ich mir nur Sorgen um ihn.

Im normal Fall hätte ich mich längst selbst dafür ermahnt, dass ich mich um sein Wohlergehen kümmere, doch inzwischen nicht mehr. Ich hatte in den vergangenen Tagen und Wochen sehr viel Zeit um nachzudenken, wodurch ich mir über vieles im klaren wurde.

Seit unserem Kennenlernen in Washington hatte ich eines bemerkt, was ich nun einfach nicht mehr ignorieren konnte.

Nachdem ich meinen Namen erfuhr und wusste, dass ich keine Chance hatte in die Akademie zurückzukehren, ist meine gesamte Welt zusammengestürzt. Und der wichtigste Grund warum ich nicht vollkommen unter den Trümmern begraben wurde, war Steve. In Washington schaffte er es mich zu beruhigen und auch jetzt war es das gleiche. Nachdem ich aufgewacht bin, prasselten alle Ereignisse nur so auf mich ein. Ohne Steve wäre ich komplett verzweifelt. Doch mit seiner bloßen Anwesenheit beruhigte er mich, wodurch vieles einfacher erschien.

Auch wenn er nur still auf dem Stuhl saß, so war er da, womit er mir unterstützend zur Seite stand. Und genau diese Unterstützung brauchte ich, um mit alldem fertig zu werden. Auch wenn ich es Anfangs nicht zugeben wollte, doch ich brauchte ihn.

Dies wurde mir erst wirklich bewusst, als Steve die letzten Tage nicht mehr auftauchte. Denn in dieser Zeit fühlte ich mich verlorener, als all die Wochen zuvor in dieser Zelle.

Während meinem Aufenthalt in Russland, wo ich versuchte ein normales Leben zu führen, hatte ich viele Bücher gelesen. Darunter auch ein paar Liebesromane und in diesen wurde ständig beschrieben, dass man erst wirklich merkt was man liebt, wenn man es verliert. Bis jetzt hatte ich es nicht verstanden, doch nun tat ich es.

Dies ließ mich dazu veranlassen noch einmal genaustens über Steve nachzudenken, wodurch mir klar wurde, dass ich ihn gern habe. Sehr sogar.

Im Gegensatz zu den meisten hier, behandelte er mich wie ein Mensch und stand unterstützend an meiner Seite. Er sah mehr in mir, als ich es selbst tat und konnte. Ohne ihn wäre ich noch immer in der Akademie gefangen. Vielleicht würde ich auch schon nicht mehr leben, was ich jedoch nicht als allzu tragisch ansah. Zumindest die meiste Zeit über. Denn dieser Mann schaffte es mir nach alldem ein Teil meines Lebenswillen zurück zu geben und das nur mit seiner bloßen Anwesenheit. Wenn er da war vergaß ich zwar das Geschehene nicht, aber es erschien nicht mehr ganz so unerträglich.

Der Gedanke, wie ich doch noch ein menschliches Leben führte, kam inzwischen des Öfteren in mir auf. Ohne das ich dabei solche Schmerzen erleiden musste oder eingesperrt wurde. Und in jeder einzelnen dieser Vorstellungen, war Steve ein Teil meines Lebens. Und es gefiel mir sogar ein wenig.

Mit diesen Gedanken saß ich also alleine in meiner Zelle. Seit dem Vorfall vor ein paar Tagen trug ich keine Handschellen mehr. Warum auch immer, vielleicht traute sich keiner mir diese anzulegen. Die Wachen, welche mir täglich mein Essen vorbeibrachten, kamen schon gar nicht mehr richtig in den Raum hinein. Sie öffneten die Tür, während weitere Agenten mit Waffen hinter ihnen standen, die mich bei einer falschen Bewegung sofort erschießen würden. Sie schoben das Tablett schnell ins Zimmer, bevor sie die Türe wieder zuknallten und verschlossen. Als wäre ich ein Tier in einem Käfig.

Soulmate in the Shadow (Steve Rogers FF / Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt