15. Kapitel

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Erst gegen Abend stieß Darwin zu uns. Sarah und ich waren noch etwas im Garten spazieren. So Übel war sie gar nicht. Ich verachtete zwar die eine oder andere Aussage von ihr und wir würden keine Freundinnen werden, aber besser als alleine im Zimmer zu sitzen, war die Zeit mit ihr auf jeden Fall. Darwin wollte uns gerade zum Abendessen abholen, als ich dankend ablehnte. Nicht das ich keinen Hunger hatte, aber von hier wegzukommen hatte nach wie vor höchste Priorität für mich. Auch Sarahs Überredungskünste, ich müsse was zu mir nehmen, stimmten mich nicht um.

„Wann kommt Raphael wieder?" fragte ich Darwin. Das war das einzige was ich noch wissen musste. Denn etwas Zeit brauchte ich für meinen Plan noch. „Ich weiß es nicht genau. Aber in der Nacht wird er schon wieder kommen." meinte Darwin und ich nickte. Ich hatte also nur begrenzt Zeit. „Dann wünsch ich euch einen schönen Abend." mit diesen Worten verabschiedete ich mich und eilte davon. Es gab nur drei Frauen, die ich um Hilfe bitten konnte. Denn sie wollten mein Verschwinden genau so sehr wie ich. Vielleicht sogar noch mehr. Genau zu diesen bahnte ich mir meinen Weg.

Vor der Türe nahm ich nochmals tief Luft, bevor ich anklopfte. Ich wusste, dass diese Sache ziemlich riskant war. Aber ich wusste auch, dass ich ohne ihre Hilfe nicht hier raus kam. Valeria öffnete mir die Türe, knallte sie allerdings gleich wieder zu als sie mich erblickte. Ich klopfte erneut, denn so leicht wollte ich mich nicht abwimmeln lassen. Ohne sie schaffe ich es nicht aus dem Schloss. Erneut klopfte ich und rief „Komm mach schon auf!" und da öffnete sich schon die Türe. Allerdings schlüpfte Claude heraus und nicht Valeria. „Was willst du?" fragte sie mich und rümpfte ihre Nase hoch, als wäre sie angeekelt von mir. „Ich will endlich weg von hier und Raphael ist noch nicht wieder da. Jetzt wäre der passende Moment." flüsterte ich und sah mich immer wieder panisch um. Es durfte ja niemand mein Vorhaben mitbekommen. „Du willst weg von ihm obwohl er dich markiert hat? Wieso das verstehe ich nicht?" wollte sie wissen. Ich tänzelte immer noch etwas nervös auf der Stelle und sah mich ständig um. Meine größte Angst war es von jemanden erwischt zu werden. Es musste einfach klappen, dass ich hier wegkomme und nichts durfte schief gehen. „Bitte nicht hier. Es darf niemand was mitbekommen." sagte ich immer noch so leise wie möglich. Aber im Gang war es einfach zu unsicher. Seufzend zog mich Claude in ihren Wohnteil oder wie man das auch immer nannte. Sie murrte irgendwas noch zu sich, dass Valeria sie umbringen wird. Aber für das wappnete ich mich vor. Ich würde mich vor ihr weder einschüchtern noch meinen Plan vermiesen lassen. Wie schon gedacht fuhr mich Valeria an bevor ich auch nur einen Schritt in das Wohnzimmer machen konnte. Aber Claude zog mich einfach mit sich die Treppe hoch und wie es scheint in ihr Zimmer. Ihr Zimmer war sehr gemütlich eingerichtet. Ein Bett, eine Couch Ecke am Fenster und ein Schreibtisch auf dem Zettel verteilt lagen. Claude lies sich an der Couchecke nieder und deutete auf den Platz gegenüber von ihr. So setzte ich mich dort nieder. „Ich glaube die Markierung hat nicht gewirkt. Da ist keinerlei Anziehung zu ihm und ich will weg bevor er das weiß. Sonst beißt er mich wahrscheinlich nochmals. Und ohne dich schaffe ich es nicht hier raus. Ich kenne mich zu wenig aus." antwortete ich ihr auf die Frage, die sie mir zuvor gestellt hatte. Sie nickte verstehend. „Ich werde dir helfen, aber du musst mir versprechen, dass du Raphael nie verraten wirst, dass ich dir geholfen habe." sagte sie. Ich nickte. „Nein du musst es aussprechen. Weißt du was sonst mit mir passiert?" Dieses mal schüttelte ich den Kopf. „Hoffen wir, dass weder du noch ich das jemals erfahren." meinte sie noch. Sie hatte wohl große Angst, dass wir erwischt werden. Aber ich würde sie nicht verraten. Ich stand zu meinem Wort und dieses gab ich ihr auch.

Claude besorgte mir gerade etwas zu essen. Ich packte ein paar Kleidungsstücke, die ich bekommen habe in eine Tasche. Auch das kompassartige Ding, das ich auf dem Markt gefunden habe kam mit. Mit diesem habe ich mich gar nicht mehr beschäftigt und ich wusste immer noch nicht für was es genau gut war. Aber vielleicht war es ja für irgendetwas nützlich. Fertig gepackt, ich hatte ja nicht viel einzupacken, außer Kleidung und eine kleine Decke, die mir auch als nützlich erschien, lief ich wieder zu dem Wohnungsteil von Raphaels Frauen und traf dort bereits auf Claude, die auf mich wartete. Sie gab mir Essen, das eingewickelt in einem Tuch war und ich packte es noch in die Tasche. Ohne Worte lief Claude an mir vorbei und ich ihr hinterher. Wir durften uns nicht unterhalten. Jedes Geräusch könnte die übernatürlichen Wesen auf uns aufmerksam machen, deshalb mussten wir versuchen so leise wie möglich zu sein. Ich schlich also Claude hinter her und wir huschten durch das Schloss. Überall war es dunkel und ich konnte nicht erkennen wo wir uns genau befanden. Ich wusste nicht mal, wo genau mich Claude rausschmuggelte. Aber ich war ihr zu dank verpflichtet. Auch wenn ich wusste, dass sie das nur für sich tat. Sie wollte Raphael für sich haben. Obwohl da noch drei andere Frauen waren. Ich zog ja auch nur meinen Nutzen aus ihr. Ohne sie würde ich allerdings nicht weit kommen. Vor einem Bild blieb sie stehen. Das Bild reichte vom Boden bis in etwa ein paar Zentimeter über mich. Claude schob das Bild bei Seite und darunter befand sich eine Klette Türe, die sich öffnete. Sie drehte sich zu mir um und deutete mir vorzugehen, was ich auch tat. Ich konnte nicht aufrecht stehen so klein war der Gang. Deshalb sank ich auf meine Knie und krabbelte etwas vor. Hinter mir hörte ich, wie sich die Türe schloss. „Claude" flüsterte und rief ich zugleich. Doch ich bekam keine Antwort. Sie wird mich doch wohl nicht hier eingesperrt haben! Umkehren konnte ich nicht der Gang war zu schmal. Wieso habe ich ihr so schnell getraut? „Claude" rief ich nochmals etwas lauter um mich zu versichern, dass sie mich verlassen hatte und das hatte sie. Erzürnt krabbelte ich rückwärts bis ich an die Türe stoß. Doch ich hatte keine Chance die Türe von hier aus zu öffnen. Meine Füße tasteten die ganze Türe ab doch nirgends war ein Türhenkel. Wütend schlugen meine Füße gegen die Türe, die die Schläge einfach ertrug. Seufzend kroch ich vor. Es brachte nichts ich musste durch diesen Gang krabbeln anders komme ich hier nicht raus. Ich verstand nicht warum Claude mich nicht eingeweiht hat, wo dieser Weg lang geht. Sie hätte es mir sagen müssen. Zum Glück hatte ich keine Klaustrophobie. Aber es war trotzdem furchterregend so eingeengt durch die Dunkelheit zu kriechen, ohne zu wissen, wo ich rauskam. Doch was blieb mir anderes übrig als diesem Weg zu folgen und zu schauen, wo er mich hinführt?

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