23. Kapitel

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Die Stimme war, die eines Mannes. „Vater. Wir müssen sie zur Brücke bringen. Sie wird uns alle gefährden und den Krieg bringen." sagte Erika zu dem Mann, der anscheinend ihr Vater war. „Sie wird uns noch nicht verlassen." schritt nun mein Trainer ein, der durch den Wald auf uns zukommt. „Das hast du nicht allein zu entscheiden, Walter!" kam es wieder von Erikas Vater. Ich blickte von einem zum anderen. Irgendwie war es komisch sie diskutierten um und wegen mir und doch konnte ich nicht mit reden. Welche Entscheidung sie auch trafen, musste ich sie akzeptieren. Auch wenn ich stark hoffte, dass sich dieser Walter, wie Erikas Vater meinen Trainer nannte, durchsetzen konnte. „Der Rat hat es so beschlossen, Gunar. Da kannst auch du nichts dagegen tun. Sie wird nicht lange bleiben." rechtfertigte sich Walter. Erika schüttelte den Kopf „Ihr unterschätzt Raphael. Er hat Hexen in seinem Dienst. Sehr gute Hexen. Jede Sekunde könnte er eindringen und wird dann alle töten." mischte sie sich wieder ein. „Was machst du dir überhaupt Sorgen darüber, Erika? Du hast uns den Rücken zu gekehrt und wärmst unserem Gegner das Bett." fuhr sie Walter wieder an. Die Augen von Erikas Vater verengten sich. „Sprich nicht so über meine Tochter" schnitt Erikas Vater wieder ein. „Ich möchte eine Besprechung beim Rat und das sofort." forderte Gunar, Erikas Vater. Seufzend sah Walter zu mir. „Üb derweilen weiter wir regeln das im Rathaus." meinte er und wendete sich ab. „Ich möchte dabei sein bei dieser Besprechung." verlangte ich. Immerhin ging es um mich. Da durfte ich wohl bei dieser Sitzung sein und zuhören. Dieser Gunar musterte mich kritisch, nickte dann aber.

~

Wir saßen alle am Tisch des Rates. Mit allen sind Erika, ihr Vater Gunar, May, Walter, die anderen drei Mitglieder des Rates, deren Namen ich noch nicht kannte und Bos gemeint. Ja Bos war auch dabei. Noch eine Forderung von Erikas Vater. Alle außer mir standen in einer hitzigen Diskussion. Und es sah ganz danach aus, dass sie mich zurück zu Raphael schickten. Auch wenn May und Walter, sowie der Rest des Rates versuchten noch ein paar Tage für mich zum bleiben zu ergattern, wehrte sich Erika und ihr Vater vehement dagegen. Bos blieb stumm, wie ich und ließ alle diskutieren. Ich fragte mich, was in seinem Kopf vor sich ging. Er sah ziemlich in Gedanken versunken aus. Als dann Gunar plötzlich aufstand und heftig auf den Tisch schlug, zuckte ich zusammen und auch Bos blickte auf. „Wenn ihr sie nicht sofort wegschickt, wird Erika Raphael benachrichtigen!" schrie er in die Runde. Er war ziemlich wütend, was an seinem roten Kopf und seinem vor Wut zitternden Körper leicht zu erkennen war.
„Gunar vergiss nicht, dass du hier in unserem Land lebst. Wir leben in Frieden. Wenn du Delariva hörig sein willst, kannst du das jederzeit. Dazu musst du nur unser Land verlassen. Wir haben hier kein Platz für Verräter. Wir respektieren uns und die Entscheidungen." wies ihn der andere Mann, der im Rat saß zu Recht. „Versteht ihr denn nicht, dass es uns nur um die Sicherheit dieses Landes geht? Raphael hat zahlreiche Hexen unter sich. Mit den Vampiren und Werwölfen zusammen sind sie uns überlegen. Vergisst nicht das Anastasia ihm dient. Sie kennt euren Schutzzauber." sagte Erika in einem ruhigen aber bestimmten Ton.
„Es hat keinen Sinn länger zu diskutieren. Silvester muss früher oder später zurück zum König. Sie wird das Hexen nicht innerhalb drei Tagen lernen können. Das schafft niemand." erhob Bos das erste mal das Wort. „Wir müssen an die Sicherheit unserer Leute denken und Silvester gefährdet diese. Wenn sich Gunar und Erika nicht wohl fühlen, müssen wir das berücksichtigen. Viele der Bewohner würden derselben Meinung sein. Der Schutz unseres Landes muss immer an erster Stelle bleiben." schloss er seine Ansprache.
Dann war es wohl entschieden. Sie brachten mich zurück. Ich ließ mein Blick auf den Tisch sinken. Ich wollte nicht zu ihm zurück. Hier war es um einiges schöner. Raphael wird mich wieder in seinem Schloss einsperren, wenn nicht in seinem Zimmer. Ich wollte frei sein. Nur nebenbei hörte ich die anderen noch weiter sprechen. Doch es interessierte mich nicht im geringsten, was sie noch zu besprechen hatten. Für mich war es vorbei. Vielleicht war es auch besser so. So würde ich niemanden gefährden.
„Gebt mir einen Moment mit Silvester." sagte Bos plötzlich.
Was wollte er denn noch? Er wollte mich ja loswerden. Ihm ist die Entscheidung ja leicht gefallen. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch mit ihm reden wollte. Was würde es mir bringen?
Doch erhoben sich alle und liefen aus dem Zimmer. Übrig waren nur Bos und ich. „Silvester, du wusstest, dass du nicht ewig hier sein kannst. Es tut mir allerdings leid, dass du so plötzlich aufbrechen musst. Ich dachte wir hätten mehr Zeit mit dir. Glaub an deine Kräfte. Trainiere weiter. Wenn du stark genug geworden bist, dann kannst du es schaffen in deine Welt zurückzukehren. Ich weiß nicht, wie weit ihr im Unterricht gekommen seid, aber die Gedankenkraft ist der Schlüssel zu allem. Es braucht nicht immer Zaubersprüche. Du musst nur überzeugt sein. Du musst es tief in deinem inneren wollen und glauben." meinte Bos. Dann erhob sich auch er und lief aus dem Raum. Jetzt war nur noch ich übrig. Ich konnte keine Sekunde mehr genießen, obwohl ich das sollte. Ich musste die Zeit genießen bevor ich wieder in ein Zimmer gesperrt werde. Doch gelang es mir nicht.

Es dauerte nicht lange und Walter kam zusammen mit May in den Raum. „Komm Silvester, wir bringen dich zur Grenze." murmelte Walter und lief vor. May blickte mich mitleidig an, wendete sich dann aber auch und wartete bis ich mich erhob. Ich trottete den Beiden einfach hinterher. Sie liefen ein gutes Stück vor mir. Ich wollte die Zeit eigentlich noch aufschieben, was ihr Tempo allerdings nicht zu ließ. So kamen wir bald an der Brücke an.
„Pass auf dich auf, Silvester. Machs gut." sagte Walter. Ich nickte nur nicht fähig etwas zu erwidern. Ich wollte nicht über diese Brücke. Noch war auf der anderen Seite nichts zu sehen, vielleicht war die Luft rein und ich kann sie unbemerkt überqueren und mich dann verstecken. May kam zu mir und umarmte mich. „Übe weiter." flüsterte sie. „Das werde ich. Richtet ihr bitte Jax und den anderen meinen Dank aus?" fragte ich sie. „Du willst dich gar nicht von mir verabschieden?" rief Jax, der durch den Wald auf mich zu rannte. „Ich hab ihn benachrichtigen lasse." flüsterte mir May zu. Dankend blickte ich sie an und nahm dann sofort Jax in den Arm als er bei uns ankam. Genau in dem Moment als ich meine Arme um Jax schlang ertönte ein tiefes dunkles zorniges Knurren hinter mir. Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen wer dort stand. Mein ganzer Körper versteifte sich. Seine Präsenz verursachte, dass sich meine Arme fester um Jax schlangen. „Silvester du machst es so nur schlimmer." murmelte Walter. Das wusste ich. Denn Raphaels Knurren hörte nicht auf. Ich traute mich nicht ans Ende der Brücke zu sehen. Ich wollte ihn nicht sehen. Und doch lösten sich meine Arme von Jax und ich machte ein Schritt zurück. Traurig sah ich ihn an. Er war mir ein Freund geworden. Auch wenn ich ihn noch nicht wirklich kannte, wusste ich einfach, dass Jax ein herzensguter Mensch ist. Auch jetzt hatte er ein schiefes Grinsen aufgesetzt. Wohl um mich aufzumuntern. Doch mich konnte man nicht aufmuntern. „Lass dich nicht kleinkriegen, Silvi." sagte er. Silvi, so hatte mich Lilien immer genannt. Silvester war laut ihr zu lange. Und so hatte sich der Spitzname bei meinen Freunden durchgesetzt. Diese Erinnerung ließ mich aufschluchzen. Alles lief schief. Ich wollte doch nur wieder nach Hause. Jax trat einen Schritt auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter. „Du wirst es schaffen und wenn alle Stricke reißen. Lauf nach Norden. Es gibt Gerüchte, dass dort Menschen in Frieden leben." den letzteren Teil sagte Jax so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Raphaels Knurren wurde wieder lauter sogleich mich Jax berührt hatte. Wir beide ignorierten das. Ich schaute Jax noch einmal an und versuchte ihm ein Lächeln zu schenken. Dann wendete ich mich der Brücke zu.

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