Jungkook steht auf, unbeholfen tue ich es ihm gleich. Dass er mir immer noch die ganze Zeit in die Augen sieht, stört mich ungemein. Er lässt sich Zeit, bevor er seinen Blick von mir löst und das Treppenhaus mustert. „Komm", sagt er nur und geht auch schon los. Er läuft eine Etage hoch, dann bleibt er kurz am Eingang stehen und mustert die Hotelflure. „Alles frei", sagt er dann. Nach einer Weile kommen wir bei etwas an, das wie ein kleiner tropischer Garten aussieht. In der Mitte befindet sich ein runder Springbrunnen, drumherum ein Boden aus pfirsichfarbenen Mosaiksteinen, Bänke aus Mamor, große Töpfe mit Palmen und abgegrenzte Flächen mit bunten Schnittblumen. Für einen Moment muss ich innehalten und betrachte den schönen Garten.
Jungkook ist noch einige Meter gegangen, bevor er gemerkt hat, dass ich stehengeblieben bin. „Weiter?", fragt er. Ich nicke.
Am Rande des Gartens sind Waschräume, ich folge Jungkook in einen von ihnen. In der Mitte des Raums bleibt er stehen und dreht sich zu mir um. Er steht so nah vor mir, dass uns weniger als ein Schritt voneinander trennt. Seinem Blick ausweichend, schaue ich zur Seite, direkt in einen großen Spiegel.
Der Anblick meines Oberkörpers lässt mich stocken. Dunkle, blaurote Flecken und kleine Hautfetzen übersähen meine Haut. An den Seiten erkenne ich die Kratzspuren, an denen ein wenig getrocknetes Blut klebt. Mein Blick fällt auf meine Lippe mit der kleinen Wunde und das verwischte Blut an meinem Kinn und meinen Mundwinkeln. Meine Haare sind unordentlich, meine Augen vom Weinen rötlich angeschwollen.
Ich stottere, als wolle ich etwas sagen, doch ich bringe nichts raus. Mein Herz schlägt erdrückend schnell und mein Atem zittert. „I-Ich-...Ich sehe s-so schlimm aus... Ich-..." Nach Halt suchend stütze ich mich am Waschbecken.Eilig greift Jungkook meine Schultern und dreht mich nach vorn, sodass ich mit dem Rücken zum Spiegel stehe. Jetzt sehe ich ihm in die Augen. Sein Blick ist mitleidig und verunsichert. Alles was ich im Spiegel gesehen habe, sieht er auch. Die vielen Flecken an meinem Hals, Brust und Bauch, das Blut an meiner Lippe, die Kratzspuren an meinen Rippen. Einfach alles. Und trotzdem sieht er mich an. So unsicher, als wäre ich etwas zerbrechliches.
„So ist es besser", sagt er schnell. Jungkook stellt sich neben mich ans Waschbecken. Ich höre nur den Wasserhahn fließen, mit den Armen umklammere ich reflexartig meine Mitte. Er richtet sich wieder vor mich, in der Hand hält er ein feuchtes Handtuch. „Darf ich?" Sein Finger deutet auf meinen Bauch. Zögerlich löse ich meine Arme. Jungkook schiebt sich noch einen Hocker heran und setzt sich vor mich. Vorsichtig knöpft er die beiden mittleren Knöpfe meines Hemds auf und schiebt es zur Seite. Für einen Moment hält er inne und mustert meinen Bauch. Dann legt er das Handtuch auf.
Als ich ein wenig hochzucke, zieht er seine Hand zurück. „Tut mir leid", sage ich.
„Alles Gut", entgegnet er. Er macht es nochmal. Sachte wischt er die Hautfetzen und Blutreste weg.Der Schmerz an einigen Stellen lässt sich nicht unterdrücken, so sehr ich es auch versuche, muss ich scharf die Luft einziehen. Jungkook lässt sofort ab, sobald ich das tue, dann macht er weiter, immer ein bisschen vorsichtiger als zuvor. Die feuchten Stellen tupft er mit einem anderen Handtuch trocken. An beiden Seiten zieht er mein Hemd gerade und seine kleinen Finger knöpfen es geschickt bis nach Oben zu. Er steht auf. Für einen Moment sieht er mir in die Augen, dann schaut er auf meine Lippe. Ohne von mir zu weichen greift er nach einem weiteren Handtuch und hält es unter das warme Wasser.
Behutsam wischt er mir über das Kinn und legt in seiner Konzentration seine andere Hand an meine Wange, um meinen Kopf stillzuhalten. Den kleinen Riss an meiner Unterlippe betupft er nur vorsichtig mit dem Tuch, als hätte er hier besonders Angst mir wehzutun.
Auf einmal zieht er das Handtuch weg und berührt die Wunde mit seinem Finger. Mehr als einen kleinen Stupser mit seinem Zeigefinger spüre ich nicht. Es wirkt für einen Moment so als wolle er etwas sagen, lässt es dann aber. Sein Blick gleitet zu seiner Hand an meiner Wange. „Oh." Er zieht beide schnell zurück.
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Ghost | Vkook
Fanfiction„Jedes Jahr müssen alle 15 Distrikte einen Jungen zwischen 14 und 18 Jahren zu den Hungerspielen schicken. Die ausgelosten Tribute bekämpfen sich in einer Freiluftarena bis nur noch einer übrig ist. Alle anderen Tribute müssen sterben." Es ist das...