„Kaffee, was ist daran denn so schwer zu verstehen?" Eine laute Stimme lockt mich langsam aus meinem Schlaf. „Das soll Service sein?", energisch stampft jemand auf den Boden. Im nächsten Moment höre ich etwas zerbrechen. Erschrocken öffne ich meine Augen.
Wo bin ich?
Ich bin nicht in meinem Bett zu Hause. Es ist viel größer und weicher als die unbequeme Matratze auf der ich gerade liege. Plötzlich spüre ich wie sich der Untergrund leicht hin und her bewegt. Ein Zug. Genau. Ich bin in einem Zug. Jetzt erinnere ich mich wieder.
Schlaftrunken setze ich mich auf und fahre mir durch meine zerzausten Haare. Mein Blick gleitet auf mich herunter. Noch immer trage ich meinen grünen Pullover. Wie lange habe ich geschlafen? Es muss lange gewesen sein. Sonst würde ich mich nicht so fertig fühlen.
Mein Blick schweift durch das Zimmer. Kaum mehr als ein kleines Schlafsofa und ein Nachttisch passen in es hinein. An der Wand zu Kopfende ein mittelgroßes Fenster mit zugezogenen Gardinen.
Ich setze meine Füße auf den Boden und schiebe mich mit den Armen mühsam von meinem Bett.
Meine Beine fühlen sich wie Spaghetti an, mein Kopf viel benebelter als ich es noch im Sitzen gespürt habe. Abrupt fährt der Zug in eine Linkskurve. Die Schwerkraft reißt mich von den Beinen und schleudert mich gegen die Wand. Keuchend sinke ich zu Boden. Mein Kopf tut weh. Mein rechter Oberarm auch. Wäre ich zu Hause würde mir meine Mutter jetzt etwas Eis holen, nachdem sie besorgt zu mir läuft und mich fragt, ob es mir gut geht. Ich bin aber nicht zu Hause. Ich muss alleine aufstehen.Ich schüttle den Kopf. Was war das eben? Mühsam ziehe ich mich an der kleinen Fensterbank hoch. Geht doch. Die Stille im Raum wird durch meinen grummelnden Magen verdrängt. Ich habe hunger. Hier auf der Kabine, werde ich jedoch nichts finden.
Mit festen Schritten und wesentlich sicherer als zuvor, tragen mich meine Beine zur Tür. Ich finde mich in einem unbekannten Gang wieder. Neben meiner Kabine sind bestimmt noch 20 weitere. Nur das Badezimmer ist ausgeschildert; Keine Spur von einer Küche oder einem Esszimmer. Wahrscheinlich werde ich noch vor den Hungerspielen sterben, nämlich an Hunger.Ein wohlig süßer Geruch von frischem Gebäck steigt mir plötzlich in die Nase. Für einen Moment bleibe ich wie angewurzelt stehen, völlig eingenommen von dem Geruch. Tief atme ich ihn ein. So riecht es nur morgens in den Bäckereien, wenn die Schlangen vor ihnen lang sind und der Duft einen erschlägt sobald man eintritt. Die vielen frischen Brote und die schönen Kuchen an der Fensterscheibe. Wir bestellen jedes Jahr einen fürs Erntefest. Erdbeerkuchen mit viel Schokolade und rosafarbener Creme.
Geleitet von dem Geruch schlurfe ich den Gang hinunter und treffe auf eine große Tür mit der schnörkeligen Aufschrift Aufenthaltsbereich.
„Eigentlich klopft man an, bevor man in einen Raum kommt." Ein junger Mann mit spitzer Nase und markantem Gesicht sitzt gelassen auf einer Couch und schaut mich finster an. Die Stimme ist exakt dieselbe, die mich aufgeweckt hat. Seine dreckigen Boots hat er auf dem kleinen Glastisch vor sich gestützt. Mit seiner dunklen Kleidung und seiner blassen Erscheinung macht er mir schon etwas Angst. Soll ich wieder gehen? Vielleicht bin ich hier ja falsch. Das würde immerhin seine unfreundliche Begrüßung erklären.
Neben der Couch stehen noch weitere Sessel. Hinter ihnen befindet sich eine große Fensterfront. Das erste Mal seitdem ich den Zug gestern Abend betreten habe, sehe ich wieder die Außenwelt. Mit hoher Geschwindigkeit ziehen wir gerade durch einen dichten Nadelbaumwald. Ich weiß nicht wo wir sind, aber es muss weit weg von Distrikt 3 sein. In Distrikt 3 gibt es nämlich keine Nadelbäume. Nur Birken.
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Ghost | Vkook
Fanfiction„Jedes Jahr müssen alle 15 Distrikte einen Jungen zwischen 14 und 18 Jahren zu den Hungerspielen schicken. Die ausgelosten Tribute bekämpfen sich in einer Freiluftarena bis nur noch einer übrig ist. Alle anderen Tribute müssen sterben." Es ist das...