"Bring Kim Taehyung um. Und das bis zum 15.12.2020", mehr stand in der Nachricht nicht. 

Verwirrt sah ich auf das Blatt Papier in meiner Hand. Da wollte sich wohl jemand einen Scherz mit mir erlauben! Ich seufzte und knüllte den Zettel zusammen.  Der wäre ja nicht mehr wichtig. Ich stand vom Sofa auf und ging ins Badezimmer.

Als ich zurück kam, lag neben der Wohnungstür ein Zettel. Den musste gerade wohl jemand unter der Tür durch geschoben haben. Ich dachte mir nichts dabei und hob den weißen Umschlag auf. Ich drehte ihn hin und her, aber dort stand weder ein Absender, noch ein Adresse. 

Ich riss den Brief also einfach auf und holte einen grauen Zettel heraus. Ich entfaltete das Papier und begann die Nachricht zu lesen:

"Bring Kim Taehyung um. Das bis Ende dieses Monats. Tu es oder deine Familie wird leiden. Sag keinem ein Wort von diesen Briefen. Wie du ihn tötest ist unwichtig. 

Aber Kim Taehyung muss durch deine Hand sterben."

Vollkommen geschockt stand ich im Flur und der Brief löste sich aus meiner Hand und segelte in Zeitlupe auf den Boden.

Ich drehte mich ruckartig um und stürzte zum Telefon.

"Jungkook?", fragte mich meine Mutter sobald sie abgenommen hatte. "Mama, wie geht es euch?", fragte ich leicht panisch. Meine Mutter antwortete etwas verwirrt: "Uns geht es gut, warum? Ist bei dir etwas passiert?" "Nein nein, ich wollte nur fragen wie es euch in Deutschland so geht.", wimmelte ich schnell ab. "Achso, ja uns geht es toll! Dein Bruder hat sogar schon einen Freund gefunden! Er ist Chinese, kann wohl aber auch Koreanisch und etwas Deutsch." Ich lächelte, es tat gut von meiner Familie zu hören, dass es ihnen gut ging.

Noch gut ging. 

Da waren sie wieder, meine drei Probleme.

Angst um meine Familie.

Ich musste meinen besten Freund umbringen.

Und hatte keinen Ausweg.

Ich unterhielt mich noch mit meiner Mutter, dann legte ich auf und setzte mich zu einer einsamen Krisensitzung an den Küchentisch.

Ich starrte in meinen Tee. Mit Kaffee wäre es deutlich ernster gewesen, aber ich fand Kaffee widerwärtig.

Ich starrte an meine nicht mehr ganz so weiße Wand.

Ich musste Taehyung umbringen.

Musste ich das wirklich? Oder war es ein schlechter Scherz.

Andererseits, wenn es kein Scherz war, müsste ich ihn dann töten um meine Familie zu retten? 

Würde ich mich für meine Familie entscheiden?

Ach quatsch, natürlich. Es war meine Familie. Taehyung war mein bester Freund, aber nicht meine Familie.

Wenn ich ihn umbringen würde, dann wäre ich danach in der Psychiatrie. Ach was, ich wäre im Gefängnis und wenn dann noch Zeit bleibt, dann wäre ich in der Psychiatrie.

Wie lustig, wenn man am Küchentisch sitzt und nach denkt, was passiert, wenn man seinen besten Freund umbringt.

Aber die beste Frage wäre wohl, wie sollte ich ihn umbringen?

Erstechen? Zu schmerzhaft und blutig.

Erschießen? Woher soll ich eine Waffe nehmen.

Vergiften? Qualvoll.

Selbstmord begehen lassen? Nein, dazu wäre ich nicht im Stande. Da würde eher ich sterben, als er.

Das war die Idee! Ich müsste sterben. Wobei, vielleicht wurden dann ja Tae und meine Familie umgebracht.

Also auch kein Plan.

So saß ich den ganzen Abend dort und dachte nach. 

Am nächsten morgen, als ich ins Bad ging dachte ich für einen Moment an Geister.

Im Endeffekt hatte ich doch nur in den Spiegel geschaut.

Ich versuchte mich wieder lebendig aussehen zu lassen. Ich hatte mäßigen Erfolg.

Ich sah immer noch nicht gut aus. Aber ich sah nicht mehr aus wie eine wandelnde Leiche.

Ich zog die Tür hinter mir zu und und ging komplett unmotiviert zur Schule. 

Ich war gestern noch zu dem Schluss gekommen möglichst wenig mit Tae zu reden. ich fühlte mich sonst als würde ich ihn an lügen. ich weiß, dass er sich dann auch scheiße fühlt, aber vielleicht ist es dann nicht so schlimm ihn zu töten.

Ach was laber ich da! es wird so oder so schlimm ihn zu töten. Da konnte ich mir nichts vormachen.

Als ich das Schulgelände betrat kamen mir direkt meine Freunde Namjoon, Jin, Eunwoo, Minhyuck und Tae. Ich lächelte halbherzig. "Man Kookie, siehst du heute scheiße aus.", teilte Jin mir mit. Als wüsste ich das nicht. Ich nickte nur und unterdrückte ein Gähnen. 

Als Taehyung mich umarmen wollte kämpfte ich kurz mit mir, drängte ihn dann aber bestimmt von mir. Er sah mich traurig an. Allein bei seinem Anblick könnte ich schon anfangen zu heulen.

Ich drehte mich also schnell um und marschiert Richtung Gebäude. Jetzt einen traurigen Tae zu sehen würde ich nicht aushalten.

Ich kann nicht glauben, dass ich ihn wirklich umbringen soll. Das war doch nur ein scheiß Witz. Ich zog mein Handy aus der Jackentasche und sah auf das Datum. Nein, heute war nicht der erste April. Definitiv. Heute war der 11.12. "Verdammt.", fluchte ich leise. "Was ist los. Jungkook?", fragte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Eunwoo ins Gesicht. "Nichts, nur ein schlechter Tag...", wimmelte ich ab. "Der Tag muss ja echt schlecht sein, wenn du selbst Taehyung wegstößt. Tae sitzt weinend auf der Bank. Du wirst Eomma Jin echt eine gute Ausrede auftischen müssen.", seufzte Eunwoo. "Die habe ich, aber ich kann sie nicht sagen.", murmelte ich betreten. Er sah mich verwirrt an dann umarmte er mich und fragte: "Ist es so schlimm, dass du Taehyung zum weinen bringen musst?" "Ja.", ich versuchte krampfhaft nicht los zuheulen. Ich versagte abgrundtief. Schon nach wenigen Sekunden hing ich weinend in Eunwoos Armen. Verwirrt strich er mir über den Rücken. "Kookie, was ist denn so schlimmes passiert?", fragte er mich. Ich weinte nur noch stärker. "Was ist denn so schlimm, dass du Rotz und Wasser heulst?" "Kannst du nach der Schule zu mir kommen?", schniefte ich. "Kann und werde ich.", sagte Woo fest. Ich lächelte ihn schwach an. "Danke.", murmelte ich. "So und jetzt gehen wir in den Unterricht. Wir sind eh schon viel zu spät. Also hopp hopp!", rief er. "Kann ich noch zur Toilette?", fragte ich ihn. " Ich weiß nicht ob du das kannst, aber du kannst es ja mal versuchen. Was fragst du mich ob du zur Toilette kannst. Du musst selber wissen ob du da hin kannst!", beschwerte er sich. "Okay, kann ich. Kommst du mit?", lachte ich leicht. "Ja, komme ich. Sonst fällst du noch ins Klo.", antwortete Woo. Beleidigt schlug ich ihm auf den Arm. Er lachte mich einfach aus. 

Nachdem wir auf der Toilette waren, gingen wir zur Klasse. Kurz nachdem wir geklopft hatten wurde die Tür schwungvoll auf gerissen. Herr Lee strahlte uns an: "Guten Morgen Jungkook! Guten Morgen Eunwoo!", rief er begeistert. Wir sahen uns verwirrt an. "Kommt doch rein!", fuhr er euphorisch fort. Nickend gingen wir rein und setzten uns auf unsere Plätze. Ich flüsterte Felix, meinem Sitznachbern, zu: "Was ist denn hier los?" Dieser antwortete: "Herr Lee hat eine Nachricht bekommen. Danach hat er wortwörtlich auf dem Tisch getanzt." Komplett verstört starrte ich Felix an. dieser zuckte mit den Schulter und flüsterte: "Danach war er total glücklich und hat uns einen Vortrag über die Zahl zehn gehalten. Er ist durchgeknallt." Mit offenem Mund sah ich Felix an. "Mund zu es zieht!", rief ein Fröhlicher Herr Lee und klappte meinen Mund zu. Dabei brach er mir den Kiefer. "Felix, ist er krank?", fragte ich und sah unserem Lehrer nach wie er begeistert etwas über Thailand erzählte. "Heute Morgen war er noch gesund. Ich denke, dass passiert, wenn die tägliche Portion Stress verschwindet." Und zack. Da waren sie wider, meine drei Probleme. Keine Hausaufgaben, keinen Beweis ob ich Tae wirklich töten MUSS und keine Ahnung wie es weiter gehen soll.

Und das nur wegen dem Wort "Stress". Wie stressig.

-----------------------------------------

Interessiert das hier irgendwen aus dieser riesen Welt? Wenn ja, nice. Vermutlich werden das hier seeeeeeeeeeeehr langsame Updates, aber irgendwann werde ich die fertig haben. (So 8 Jahre später)

Kill him •Taekook•Où les histoires vivent. Découvrez maintenant