15 | the most beautiful spring morning

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Zugegeben, es war ein Bilderbuch-Morgen.
Die Vögel sangen in den Bäumen und für die erste Märzwoche schien die Sonne angenehm warm, jedoch nicht zu warm, als dass Jeongguk eine Jacke gebraucht hätte.

Glücklicherweise. Nicht einmal für Geld hätte er sich überreden lassen die Jacke anzuziehen, die Taehyung ihm geschenkt hatte. Zumindest nicht jetzt, während der Prinz ihn scheinbar unablässig zu beobachten schien. Wie die Katze ein Fisch im Aquarium, tief in Gedanken versunken, wie man ihn am besten marinieren konnte.

Das Hotel war kleiner als erwartet. Der Gebäudekomplex war so gebaut, dass Jeongguk von den Wohnräumen über eine Treppe direkt nach draußen in den Garten kam, den er von seinem Fenster aus nicht hatte sehen können. Es war eine kleine, gepflegte Parkanlage mit sandigen Wegen und vereinzelten Blumenbeeten aus denen die ersten Tulpen ihre Köpfe steckten. Die Sonne fiel ungehindert durch die kahlen Äste der Bäume, aber wenn man genau hinsah, konnte man bereits die Knospen und das zarte Grün der Blätter sehen.

Auch die Luft war irgendwie erfrischend und kämmte Jeongguks Gedanken einmal durch. Sie roch nach Regen und Wärme und diesem unverkennbaren Duft des kurz bevorstehenden Frühlingsanfangs.

Er erwischte sich dabei zu lächeln, als er die Augen schloss und die Eindrücke kurz in sich aufnahm.
Das hatte er vermisst. Auch wenn er es nicht gewusst hatte. In jede Richtung weiter sehen zu können, als bis zu einer hellgrün tapezierten Wand war schon ein Gefühl, dass er ab und zu einmal brauchte.

„Gefällt es dir?", fragte Taehyung und warf Jeongguk einen vielsagenden Blick zu, als wüsste er die Antwort bereits und wollte nur noch einmal die Bestätigung haben. Einzig und allein für sein Ego.

„Was würdest du tun, wenn ich wegrenne?", erwiderte Jeongguk stattdessen und öffnete wieder die Augen, ohne zu lächeln. Den Erfolg würde er Taehyung nicht gönnen. Er konnte ruhig merken, dass nicht jeder ihm so sehr zu Füßen lag, wie er dachte.

„Nun...", grinste er jedoch und hob eine Hand, um sie ihm auf die Schulter zu legen. Gerade noch rechtzeitig machte Jeongguk einen Schritt zur Seite, doch Taehyung tat tapfer so, als wäre nichts geschehen. Stattdessen deutete er auf eine Gittertür, am Ende der Gartenanlage. „Das Gelände ist eingezäunt und der einzige Ausgang ist dort und..." Seine Hand schweifte weiter nach rechts. „Dort. Dahinter geht ein Wanderweg ab auf dem Namjoon und Yoongi gerade spazieren sind. Und wenn du dich nicht im Wald verlaufen möchtest, der sich übrigens über ein ganzes Tal zieht, bis der nächste Ort kommt, dann läufst du ihnen direkt in die Arme. Also... nur zu. Ich halt dich nicht auf."

„Ich hab's mir anders überlegt", murmelte Jeongguk zerknirscht und biss die Zähne zusammen. Noch nie in seinem ganzen Leben war ihm jemand untergekommen, der so überheblich war wie Taehyung. Alle seine Vorurteile schienen sich nach und nach zu bewahrheiten.

„Sehr schön", lächelte der Prinz und hielt ihm den Arm hin. „Wollen wir?"
„Nichts lieber als das", antwortete Jeongguk ironisch, ignorierte Taehyungs Arm und vergrub die Hände tief in seinen Hosentaschen, bevor er den erstbesten Weg einschlug. Noch waren sie nicht verheiratet, das ganze Pärchengehabe demnach reine Zeitverschwendung. Eher würde er mit einem Igel Händchen halten als mit Taehyung.

„Ist das deine übliche Art jemandem zu zeigen, dass du ihn nicht leiden kannst?", rief Taehyung ihm hinterher und nahm die Beine in die Hand, um hinterherzukommen. „Ihn ignorieren wie ein Grundschüler?"

„Hat bis jetzt immer funktioniert", nickte Jeongguk und grinste, als Taehyung die Augen verdrehte. „Du wolltest mir erzählen, warum ihr mich hier festhaltet."

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now