28 | candle light dinner

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„Erwarte nicht, dass ich mich entschuldige."
„Tu ich nicht. Solange du auch nicht erwartest, dass ich mich entschuldige."

Jeongguk saß auf seinem Bett und kritzelte seit einer halben Stunde seinen Zettel mit allen möglichen Blümchen und Beeren voll, um Taehyung nicht wieder in die Augen sehen müssen. Der Prinz hatte es sich mit Stolz und Vorurteil auf einem Stuhl bequem gemacht. Er hatte natürlich sofort versucht Yoongi anzurufen, doch der war natürlich nicht rangegangen und so langsam glaubte Jeongguk, dass er sie mit Absicht zusammen eingeschlossen hatte.

„Du kannst echt gemein sein, wenn du willst."
„Und du bist genauso, wie ich am Anfang gedacht hab", lächelte Jeongguk ohne aufzusehen. „Ein arroganter, oberflächlicher Egoist..."
„Kann ich mit leben."
„Oh, mittlerweile?"
„Ja, stell dir vor. Solange ich nicht so bin wie du, ist alles in Ordnung."
„Also setzt du mich nicht wieder sofort auf Diät, weil ich was gegen dich gesagt hab?"
„Das war kein Arschloch Move. Das war nötig."
„Ahh", machte Jeongguk, als hätte er die Erleuchtung des Jahrhunderts. „Deswegen sterben in deinem Land täglich Menschen am Hungertod. Ich verstehe..."

Darauf wusste selbst Taehyung keinen Konter mehr und Jeongguk grinste. Gewonnen.
Im Raum wurde es wieder ganz still, bis auf das Kratzen des Kugelschreibers übers Papier und das stetige Umblättern der Seiten.

Irgendwann jedoch seufzte der Prinz geschlagen und Jeongguk sah auf.
„Du bist der erste Mensch auf dieser Welt, der mich je angeschrien hat. Abgesehen von meinem Vater und Jin."
„Und? Wie war's?"
„Hat sich gut angefühlt."

Überrascht legte Jeongguk den Kopf schief.
„Soll ich's nochmal machen?"

Taehyung schüttelte den Kopf, doch Jeongguk sah den Ansatz eines Lächelns, was ihn sofort ansteckte.
„Passt schon. Es ist wie... ne kalte Dusche. Da steht man auch nicht lange drunter. Nur fürs Gefühl danach."

Jeongguk nickte und biss sich auf die Lippe, während er darüber nachdachte. Vielleicht war er doch ein wenig zynisch gewesen. Er konnte sich glücklich schätzen, dass Taehyung ihm nicht eine gescheuert hatte. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, war der Prinz einfach nur unbedacht gewesen. Unbedacht und ahnungslos. Und vielleicht hatte er sogar recht, wenn er sagte, dass sie mehr Zeit brauchten. Jeongguk hatte keine Ahnung von Politik. Er war einfach nur wütend gewesen.

„Tut mir Leid", nuschelte er leise und senkte den Blick auf seine Socken. „Vielleicht war manches echt... nicht so gemeint. Ich hab überreagiert."

Er erwartete schon, dass Taehyung sich auf seine Niederlage stürzen würde wie ein Geier auf Aas, doch der Prinz nickte nur vorsichtig.
„Ja... mir tut es auch leid. Ich hab wirklich keine Ahnung, wie es da draußen zu geht. Meine Erfahrungen beschränken sich darauf, was Freitagabend in den Nachtclubs los ist."

Jeongguk wollte gerade zur Frage ansetzen, doch Taehyung hatte seinen Blick bereits bemerkt.
„Wie gesagt... Yoongi hat mir geholfen mich raus zu schleichen. Über den Hintereingang der Küche, durch den Park. Wenn man von da in die Straßenbahn steigt, ist man in zehn Minuten in der Stadt."

„Böser Junge. Brichst mitten in der Nacht aus deinen Gemächern aus, um dich mit Wildfremden abzuschießen", grinste Jeongguk ironisch, doch Taehyung zuckte nur mit den Schultern.

„Machst du doch nicht anders, oder?"
„Hast Recht..."

Sie schwiegen.

„Ich hab..."
„Glaubst du..."

„Du zuerst", meinte Jeongguk und Taehyung lächelte dankbar.

„Glaubst du, dass es Zufall ist, dass wir uns immer irgendwie in die Wolle bekommen? Ich mein... das ist jetzt schon das dritte Mal... von den drei Malen, in denen wir uns gesehen haben." Er sprach leise, als schämte er sich für diese Tatsache.

„Vielleicht sind wir einfach zu verschieden, um uns zu verstehen..."
„Bist du mir eigentlich böse, dass ich dich hierhergebracht hab?"

Jeongguk zögerte mit der Antwort.
Eigentlich schon. Er hatte, vor allem anfangs, Todesangst gehabt nicht mehr lebend hier herauskommen zu können. Doch mittlerweile...

„Ich finds blöd, dass ich so wenig raus darf. Aber... das Essen ist gut und Yoongi ist inzwischen echt nett zu mir. Wir haben letzte Woche abends immer Karten gespielt und Filme geguckt. Und ansonsten... eigentlich..." Er zögerte kurz. Sollte er das Taehyung echt sagen? Immerhin hätte er ihm vor einer halben Stunde noch den Hals umdrehen können.

„Was?"

Anderseits hatte er ihm auch schon letzte Woche so aufmerksam zugehört, als würde ihn das wirklich interessieren, was er zu sagen hatte.
Und das wiederum hatte er zuletzt... vor fünf Jahren erlebt.

„Sag es nicht Yoongi, aber diese Wochen hier sind irgendwie mal nötig gewesen. Als Urlaub..."
Ein helles Lachen kam aus Taehyungs Kehle und Jeongguk konnte nicht verhindern, dass er anfing zu lächeln.

„Als Urlaub? Wir haben dir die Hände mit Kabelbindern zusammengebunden und eine Waffe gegen den Kopf gehalten. Also ich weiß ja nicht, was du unter Urlaub verstehst, aber..."
„Wenn man die letzten vier Jahre lang jeden Tag gearbeitet hat, dann glaub mir ruhig, wenn ich sage, dass es toll war", grinste Jeongguk und Taehyung legte das Buch weg, um sich richtig zu ihm zu drehen.

„Du bist unglaublich", schüttelte er den Kopf, lächelte jedoch dabei. „Was wolltest du eigentlich sagen? Als ich dich unterbrochen hab..."

„Oh... ähm." Peinlich berührt sah Jeongguk auf den Boden. „Ich wollte sagen, dass ich so langsam Hunger kriege und wir ja vielleicht... was essen könnten. Wenn du willst... Yoongis Tüte steht noch hier."
Er deutete zur Tür.

„Oh, ja klar. Gern", stimmte Taehyung zu und holte sie heran. „Vom Inder. Reis und Hühnchen in Mangosauce. Und ein Ballonbrot."
„Magst du indisch?"
„Ich esse alles. Dad legt wert darauf, dass unser Koch international kocht. Da bin ich einiges gewohnt."

Dad.
Kaum zu glauben, dass Taehyung gerade so über den König gesprochen hatte.

Jeongguk zog sein T-Shirt zurecht und stand von deinem Bett auf, um zum Tisch zu laufen und sich auf den zweiten Stuhl fallen zu lassen.

„Was bitte hattet ihr zwei heute Abend vor?", grinste Taehyung währenddessen und zog einen Kerzenhalter samt Kerze und Streichhölzer aus der Tüte. „Muss ich eifersüchtig werden?"

„Glaub mir, Schatz, zwischen uns läuft nicht", erwiderte Jeongguk theatralisch, konnte sein Lachen jedoch nicht mehr halten, als Taehyung skeptisch die Augenbrauen hochzog.

Sie setzten sich und Jeongguk zündete die Kerze an, während Taehyung die Schachteln, zwei Flaschen Wasser und Servietten verteilte. Erst als er die Sektflasche herauszog und dazu zwei Pappbecher, wurde auch Jeongguk misstrauisch.

„Wusste noch irgendjemand, dass du heute kommst?", fragte er leise und Taehyung nickte.

„Namjoon."
Er holte tief Luft und schüttelte resigniert den Kopf.
„Ich nehm alles zurück, was ich gesagt hab, Jeongguk", meinte er dann. „Das sind Idioten."











Mein Musiklehrer hat letzten Freitag einfach genau das gemacht, was ich machen würde, wenn ich Musiklehrerin wäre... geschlagene 45 Minuten über mein aktuelles Lieblingslied reden xD

Songempfehlung des Tages:
If I ruled the world [BTS]

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