10. Hiobsbotschaft am Morgen

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»Wo verflucht nochmal warst du, Tommy?«, empfing ihn sein Bruder Arthur aufgebracht im Büro. »Du warst nach der Auktion verschwunden und heute den ganzen Tag lang noch nicht im Büro!«

Eine Zigarette zwischen die Lippen geklemmt, rauschte Tommy an ihm vorbei.
»Ich war Zuhause«, antwortete er knapp und nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass nicht nur Arthur ihn erwartet hat. »Und ich erinnere mich nicht, ein Familientreffen einberufen zu haben.«

»Naja, diese Einladung stand wohl irgendwo zwischen den Zeilen, als du gestern das Gerücht in die Welt gesetzt hast, dich aus den Geschäften zurückzuziehen«, zischte Arthur gereizt.

»Ganz zu Schweigen von deiner angeblichen Verlobung«, lachte John spöttisch. Der Jüngere hatte sich am Rande des Raumes auf einem Stuhl niedergelassen, Polly stand mit verschränkten Armen neben ihm. Selbst Finn stand etwas verloren im Zimmer.

»Wärst du wohl so gut, uns auf den neusten Stand zu bringen, was in deinem kranken Hirn vor sich geht?«, brummte Polly missmutig.
Sie wirkte sichtlich genervt und Tommy ahnte, was der Grund dessen war. Sie witterte Gefahr für ihren leiblichen Sohn Michael und in dieser Hinsicht war jegliches Risiko zu hoch.

»Nun«, seufzte Tommy und ließ sich auf den Sessel hinter seinem Schreibtisch sinken. »Wir besitzen ein vielversprechendes Rennpferd, wir haben eine erstklassige Trainerin dafür und wir werden in Epsom respektiert werden«, zählte er die Ergebnisse seines gestrigen kleinen Schauspiels auf. »Das war es wohl wert.«

»War es das? War es das auch wert, eine völlig Fremde in unsere Familienangelegenheiten einzuschleusen?«, raunte Polly wieder verächtlich. Damit nannte sie auch schon die zweite Laus, die ihr über die Leber gelaufen ist - Alice.

»Naja, allzu fremd ist sie Tommy bestimmt nicht mehr«, warf John grinsend ein und warf gleichzeitig Arthur einen amüsierten Blick zu. Sie wussten ganz genau, dass Alice ihn gestern ins Arrow House begleitet hatte.

Auch Arthur lachte kurz auf, wusste sich aber schnell wieder zusammenzureissen. »Die Ärmste. Zuerst eine Nacht mit Tommy und dann direkt eine solche Hiobsbotschaft am Morgen.«

Aufmerksam horchte Tommy auf. »Hiobsbotschaft?«, wiederholte er mit gerunzelter Stirn Arthurs Worte.

»Siehst du, was hier passiert, Tommy?«, meldete sich Polly wieder zu Wort. »Du weißt noch nicht einmal mehr, was in deiner Stadt überhaupt passiert.«

Die Vorwürfe seiner Tante übergehend richtete Tommy seinen auffordernden Blick weiterhin auf Arthur. Nach dem gestrigen Tag hatte er heute ausnahmsweise einen ruhigen Vormittag mit Alice im Arrow House verbracht. Anscheinend war ihm auf diese kurze Zeit etwas entgangen.

Arthur schluckte merklich.
»Der alte Blackham ist hinüber«, eröffnete er ihm dann. »Aber keine Sorge, er hat's selbst getan. Er hing heute Morgen in seiner Wohnung.« 

Müde schloss Tommy die Augen und fuhr sich seufzend über die Schläfe. Er hatte schon viele Nachrichten von Todesfällen bekommen, doch dieser hier traf ihn auf eine ganz neue Art und Weise.

 Er hatte schon viele Nachrichten von Todesfällen bekommen, doch dieser hier traf ihn auf eine ganz neue Art und Weise

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Schutt und Asche || Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt