1. Ankunft

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Wiese und Wald zieht an mir vorbei. Ich könnte dort draußen sein. Auf der Wiese rumtollen und durch den Wald rennen. Die frische Luft einatmen. Den Wind durch meine Haare wehen lassen. Den Boden unter meinen Füßen spüren. Frei sein, aber nein ich muss unbedingt in dieser Blech box an Auto sitzen.

Schon seit 3 Stunden sind wir auf dem Weg in mein neues Zuhause, zur meiner neuen Pflegefamilie und in eine neue Stadt.

Seit ich sieben Jahre alt bin muss ich aller drei Jahre meine Pflegefamilie wechseln. Vorher hab bei meinen Eltern und in einem Rudel gelebt. Jedoch wurde ich verstoßen. Es ist wie als wären alle Errinerungen weg, die ich vor meinem 7 Lebensjahr hatte. Ich wusste nicht was ich getan haben sollte. Weshalb ich verstoßen wurde. Meine Gedanken sind wie ein Schleier oder vielleicht auch mit einer Mauer von einander getrennt.

Ich wusste das ich eines Tages im Wald aufwachte. Ich wusste das ich ein Rudel und eine Familie hatte. Ich wusste auch das ich verstoßen wurde und eine Rouge sein würde. Doch sonst hatte ich keinerlei Erinnerungen an meine Kindheit.

Eine Woche lang war ich alleine im Wald. Ernährte mich von selbst gejagten Kanichen. Selbst woher ich das Jagen gelernt habe wusste ich nicht mehr.
Nach sieben Tagen wurde ich gefunden und in ein Waisenhaus gesteckt. Die Kinder dort waren damals so anders. Sie hatten nicht diesen Geruch an sich. Sie hatten keinen Wolf in sich und sie hatten Angst vor mir.

Die Erzieher bemerkten das und steckten mich in eine Pflegefamilie. Diese Familien waren zufälligerweise auch Werwölfe.

Ich war froh bei einer neuen Familie zu landen die wie ich war. Ich wusste zwar wie man überlebt, besonders in der Wildnis, aber hätte ich diese Leute nicht gehabt währe ich ganz alleine gewesen.

Alleine unter Menschen die mich nicht verstehen. Die Angst vor mir gehabt hätten. Die nicht gewusst hätten wie ich mich fühlte.

Meine Pflegeltern brachten mir bei wie ich unter Menschen leben konnte. Wie ich nicht auffiel. Wie ich andere meiner Art erkennen konnte und was Menschen überhaupt waren. Ich hatte auch die angeborene Gabe meinen Geruch zu verstecken, was ein großer Vorteil für mich war.

Jedoch musste ich nach drei Jahren meine Familie verlassen. Sie haben mir beigebracht das nicht alle Rudel so nett seien und einen/eine Rouge aufnehmen. Viele würden ihn/sie aus ihrem Revier vertreiben wollen und einige auch umbringen. Nur wenige wären so freundlich oder ihr Rudel wird kleiner und schwächer und sie brauchen neue Mitglieder.

Zum Glück habe ich bei meinen nächsten Familien dieses Wissen nicht benötigt. Ich habe in Rudelfreien Städten gelebt. Konnte normal zur Schule, musste allerdings mich von allen abschotten. Das war aber auch nicht sonderlich schwer. Nur ein Tag im Monat war besonders schlimm für mich.

Die Nacht der Mondgöttin. Oder wie es die Menschen bezeichnen: die Vollmonds Nacht. Ich konnte mich zwar immer frei entscheiden wann ich mich verwandle, außer an diesem Tag. Jedes mal musste ich mir eine ausrede einfallen lassen weshalb ich nicht zu Hause schlafen konnte und jedes mal verbrachte ich eine Nacht alleine im Wald.

Ich hielt es aus, aber meine innere Wölfin fühlte sich einsam. Sie wollte ein Rudel. Eine richtige Familie, die sie beschützt. Menschen können kein Rudel ersetzen. Sie verstehen die Gemeinschaft nicht die ein Rudel hat. Sie spüren diese Verbundenheit nicht.

Aber ich weiß das ich niemals ein Rudel kriegen kann. Selbst wenn ich eines finden würde. Sie würden mich nicht aufnehmen. Sie würden mich verstoßen, wie auch einst mein Rudel.

Ich will ein Rudel, meldete sich meine innere Wölfin Lune. Sie ist die einzige die mich versteht. "Wir verstehen uns Schwester", antworte ich ihr in Gedanken zurück.

Der Wolf des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt