Kapitel 27

26 1 0
                                    

Am Boden liegend schaue ich Caroline mit meinem hasserfülltesten Blick an. Diese steht grinsend über mir. Ich stehe auf und  lege wütend meine Decke auf das Bett. Caroline schien es für sehr nötig zu halten mich früh um 5 mit einem "Guten Morgen" aus dem Bett zu holen. Das hat sie definitiv geschafft. Vor schreck bin ich aus diesem hinaus gefallen. 

"Zieh dich an und dann geht es los", hetzt die Wölfin. Heute beginnt wieder mein Training. Anstatt das Caroline sagt wir trainieren am Nachmittag werde ich aus dem Bett gezwungen. Wie soll ich so früh am Morgen überhaupt etwas zustande kriegen. Während ich wie halb tot aussehe, sieht Caroline mit ihrem perfekten Pferdeschwanz, ihren Sportsachen und dem Lächeln im Gesicht aus als wäre sie seit 3 Uhr wach. 

Mürrisch hebe ich mich zu meinem Kleiderschrank, schnappe mir eine Leggings und ein großes Shirt und begebe mich ins Bad. "Sei etwas motivierter. Ich war schon eine Runde laufen. Morgen kann ich dich ja direkt mitnehmen", höre ich sie rufen. Das motiviert mich natürlich total. "Nein danke"

Ich ziehe mich an, mache mir genauso wie Caroline einen hohen Zopf, der nicht ganz so gut aussieht und spüle mein Gesicht mit Wasser ab. Schminken kann ich mich nachdem ich mich noch einmal ins Bett gelegt habe. Oder ich bleibe einfach den ganzen Tag im Bett liegen. 

Kaum trete ich aus der Badtür heraus flüstert Caroline: "Wir müssen jetzt leise sein. Sonst wachen noch der Alpha und die Luna auf" Ach, jetzt müssen wir leise sein? Vorher konnte sich mich doch auch noch lauthals wecken. Dieses Mädchen muss einer mal verstehen. Ich kommentiere es einfach nicht und folge ihr nach draußen. Es ist noch ein wenig dunkel, da die Sonne gerade erst aufgeht. Auch wenn die Dunkelheit für uns als Werwölfe kein großes Problem wäre. 

Wir gehen zusammen in den Wald. Genau in die Richtung vom See und tatsächlich kommen wir auch beim See heraus. Die Sonne ist mittlerweile aufgegangen und wirft die Umgebung in ein wunderschönes rötliches Licht. Eigentlich würde ich die Aussicht genießen, nur bin ich dafür zu müde. 

Am liebsten würde ich mich einfach fallen lassen und weiter schlafen, weswegen ich mich auch hinsetze. "Am Besten wir fangen damit an eine Runde um den See zu rennen. Als Aufwärmung"

Ich zwinge mich aufzustehen und Caroline hinterher zu Laufen. Sie rennt mit einer Eleganz und Leichtigkeit und ich renne wie ein nasser Sack, den sie sich hinterher schleift. Unsportlich bin ich keineswegs, aber verdammt müde!!!! Hab ich das schon erwähnt? 

Die Runde um den See ist nicht wirklich anstrengend, auch wenn dieser ziemlich groß ist. Zu der einen Runde rennen dehnen wir uns und machen noch einige andere Aufwärmübungen. 

Mit einmal habe ich eine Faust im Gesicht. Geschockt sehe ich Caroline an. Sie steht Kampf bereit da. "Angriffe kommen unerwartet", erklärt sie. Ich begebe mich auch in Kampfstellung. Wir stehen uns beide gegenüber, darauf wartend, dass der andere angreift. 

Da es mir zu lange dauert setzte ich mit dem ersten Schlag an. Mit meiner Faust versuche ich das Gesicht von Caroline zu treffen. Sie weicht rechtzeitig aus und schnappt sich meinen Arm mit beiden Händen und hält diesen fest. Bevor sie reagieren kann packe ich mit meiner anderen Hand in ihren Nacken und schleudere sie über meinen arm auf den Boden. Vor Schreck lässt sie los. Sie kommt mit einem stumpfen Geräusch auf. Ehe ich mich versehe hat Caroline meinen Fuß in der Hand, macht eine Rolle nach hinten und reißt mich mit ihren Beinen auch zu Boden. Ich versuche wieder aufzustehen, sehe aber ein das es nix mehr wird und haue dreimal auf den Boden. Caroline geht von mir runter und hilft mir auf. 

"Du wirst schon besser. Deine Reaktionszeit hat sich verbessert und auch deine Taktik und dein Stand. Allerdings musst du an deiner Deckung arbeiten und an deinem Überraschungsmoment. Du setzt viel zu auffällig an und zu dem musst du deinen Gegner beobachten. Finde seine Schwächen heraus und nutze sie", klärt Caroline mich auf. Ich nicke verstehend. Der Kampf hat mich ein wenig aufgewühlt, aber zumindest bin ich jetzt wach. 

"Also gut", sagt Caroline und setzt zu einem nächsten Schlag an, welchem ich ausweichen kann. Wir kämpfen noch eine ganze Weile. Die meiste Zeit gewinnt Caroline, aber zweimal hab ich sie sogar besiegt. Ich bin ziemlich stolz auf mich. Zudem freu mich auf das was jetzt kommt, Magietraining. Zwar kann mir Caroline nicht viel dabei helfen, aber es macht mehr Spaß wenn eine Freundin mit dabei ist. 

Wir setzen uns an den Rand des Sees. So ist direkt Wasser in der Nähe falls etwas schief geht. Zwar habe ich meine Kräfte ein wenig unter Kontrolle, allerdings möchte ich mich und ganz besonders Caroline nicht in Gefahr bringen. Feuer ist schließlich kein Spielzeug. 

"Was machst du jetzt?", fragt mich Caroline. Ich bringe meine Beine in den Schneidersitz und fange an mein Vorhaben zu erklären. "Versuchen mich darauf zu konzentrieren das Feuer zu kontrollieren. Am besten holst du mir mal ein Blatt" Direkt springt sie auf und rennt zum nächsten Baum. In Windeseile halte ich auch schon ein Blatt in der Hand. 

Ich entzünde das Feuer in der Mitte des Blatts, so das ein roter Kreis entsteht. Danach fange ich damit ein mich in Ruhe zu bringen. Denn bin ich nicht ruhig, ist es auch mein Feuer nicht. Meine Konzentration liegt darauf, dass das Feuer nicht das Blatt verbrennt. Die Glut blieb eine ganze Weile an der gleichen Stelle des Blattes. Ich hatte es geschafft das Feuer zu kontrollieren. Bis her ist es mir noch nicht wirklich oft gelungen. Ich machte wirklich Fortschritte. 

In meiner Hand erschien eine kleine Flamme, als ich das Blatt in Rauch aufgehen ließ. Caroline zuckte aus Schreck ein Stück zurück. Mit einem grinsen im Gesicht sag ich: "Ich hab es geschafft", und stehe freudig auf.

"Das ist doch sehr gut", meint Caroline. "Das war doch toll", ruft von weitem auf einmal eine uns sehr bekannte Stimme. Wir blicken zum Wald und sehen Elian auf uns zu kommen. Wie lange ist er bitte schon hier? "Was machst du hier?", fragt Caroline. "Ich war wach und wollte schauen, wie sich meine Schwester so schlägt", erklärt Elian. 

"An ihrer Kampfkunst ist noch zu arbeiten", erzählt Caroline. "Ich bin besser geworden", protestiere ich empört. "Naja""Ey! Ich hab dich zweimal sogar besiegt"

"Ach? Und wie oft habe ich dich besiegt? Waren es 6 oder 7 Mal?" Ich sage nichts mehr und werfe Caroline einen Todesblick zu. Soll sie sagen was sie will. Ich bin besser geworden und mit mehr Training werde ich sie auch irgendwann öfters besiegen. 

"Genug vom Training. Ich muss langsam wieder zurück. Hab noch ein kleines Rendezvous mit Antonio. Viel Spaß euch nach", verabschiedet sich Caroline. "Wer ist das?", rufe ich hinter her, doch sie hört mich nicht mehr. 

"Antonio ist gerade in seiner Kriegerausbildung und hat ein kleines Verhältnis mit Caroline", erklärt Elian stattdessen. "Sie ist der Typ für sowas?", frage ich verblüfft. So hätte ich sie niemals eingeschätzt. "Ich glaube die beiden möchten aber was voneinander, nur geben sie ihre Gefühle nicht zu und haben dafür ein hin und her" 

Das Magietraining erkläre ich an der Stelle für offiziell beendet. In dem Kampf gegen den Alpha darf ich mein Feuer sowieso nicht einsetzen. Also wieso sich so darauf konzentrieren? Zudem habe ich kaum die Chance mich mit meinem Bruder zu unterhalten. 

Wir fangen beide an um den See zu laufen. "Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir früher immer zusammen hier waren.", fängt Elian an zu erzählen. Es bricht mir ein wenig das Herz mich nicht an meine Vergangenheit erinnern zu können. Doch jetzt habe ich Jemanden, der mir davon erzählen kann. "Erzähl mir davon", fordere ich. 

"Immer wenn es Stress zu Hause oder im Rudel gab sind wir zusammen hier her gelaufen. Hier konnten wir beide von allem abschalten. Als du verschwunden bist, bin ich jeden Tag hier her gekommen um mich mit dir verbunden zu fühlen"

"Das klingt schön" 

"War es auch. Du hast diesen Ort geliebt, außer wenn noch andere Jungwölfe mit hier waren. Du hast dich früher gefürchtet, sie würden dich nicht mögen, weil du anders bist als sie. Jedes Mal musste ich dich mit hier her zwingen. Du hast schon immer die Ruhe geliebt" 

Wir beide reden noch eine ganze Weile über die Vergangenheit. Besser gesagt Elian redet und ich höre einfach nur zu. Elian erzählt, dass die einzigen Personen in meinem Alter, die ich an mich rangelassen habe Ivan und Er waren. Ich schien mich von den anderen selber ausgeschlossen zu haben. Elian war schon immer ein Rudeltier, aber ich immer der Einzelgänger. Wie soll ich ein Rudel anführen, wenn Elian doch so viel besser dafür geeignet zu sein scheint?  

Der Wolf des NordensOnde histórias criam vida. Descubra agora