zwölf.

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„Mallory, Liebes, du bist seit über einer Stunde da drin", sorgt sich Ellen Fairley durch die Badezimmertür hindurch. „Ist alles in Ordnung?"

„Ja", antwortet Mallory, obwohl überhaupt nichts in Ordnung ist. Noch immer findet sie Brodys Idee, ins Le Coop zu gehen, mehr als nur bescheuert. Und noch immer weiß sie nicht, ob sie mit ihrem Outfit zufrieden sein oder ob sie etwas anderes anziehen soll. Ihre Unentschlossenheit hängt in Form von drei verschiedenen Varianten über dem Rand der Badewanne. Immer wieder fällt ihr Blick auf ihr Nachthemd, welches mit Sicherheit die beste Wahl wäre. Sie sollte sich in ihr Bett kuscheln und einen kitschigen Liebesroman lesen, anstatt in ihr sicheres Verderben zu rennen. Falls Kieran tatsächlich dort sein sollte, dann wird er denken, dass sie nur seinetwegen gekommen ist. Sie verdreht über sich selbst die Augen. Wem macht sie eigentlich etwas vor? Natürlich geht es um ihn. Es ist nie um etwas anderes gegangen.

„Wenn es etwas gibt, worüber du reden willst, dann habe ich ein offenes Ohr", bietet Ellen an.

Sich mit Gran durch eine verschlossene Tür hinweg zu unterhalten, kommt Mallory im höchsten Maß unhöflich vor, deswegen lässt sie von ihrem Spiegelbild ab, welches ihr ohnehin ein Dorn im Auge ist, und öffnet das Badezimmer.

„Oh", entfährt es Ellen lächelnd. Voll Stolz betrachtet sie ihre bildhübsche Enkeltochter von oben bis unten. „Es liegt eine Weile zurück, als du dich das letzte Mal derart herausgeputzt hast."

„Du findest also, dass ich ausgehtauglich aussehe?", deutet Mallory die Reaktion ihrer Großmutter. Doch im Grunde könnte sie es sich sparen diese Frage zu stellen, denn selbst eine Bejahung von Gran würde ihre Zweifel nicht aus dem Weg räumen.

„Liebes, du siehst auch dann hübsch aus, wenn du dich nicht zurechtmachst", beteuert Ellen. „Aber dieses Kleid schmeichelt dir ganz besonders. Und ich mag es, wenn du deine Haare so trägst."

Mallory hat sich die Mühe gemacht, sich mit dezenten Wellen etwas mehr Volumen zu zaubern. Ein Aufwand, den sie nur zu ganz besonderen Anlässen betreibt. Zudem hat sie sich für das kurze Schwarze entschieden. In diesen Modemagazinen liest sie immer wieder, dass man damit einfach immer richtigliegt. Trotzdem fühlt sie sich nicht wohl, sondern verkleidet. Ihr fällt noch nicht einmal ein plausibler Grund ein, weswegen sie sich dieses Kleid irgendwann einmal gekauft hat. Vermutlich ist dies in einem Moment passiert, in dem sie versucht hat, sich neu zu finden. Ein neues Ich zu kreieren, dessen Leben nicht komplett vermurkst ist. Nun, ihr neues Ich geht ihr bereits jetzt auf die Nerven. Ganz davon zu schweigen, in welchem Dilemma es enden würde, zu diesem Kleid die passenden Schuhe zu finden. Ihre Erfahrungen in Bezug auf Pumps halten sich in Grenzen. Mit Sicherheit würde sie darin so viel Eleganz versprühen, wie ein frischgeborenes Fohlen, welches seine ersten Schritte tätigt.

„Hast du ein Rendezvous?", fragt Ellen mit einem Funkeln in den Augen.

Mallory schüttelt mit dem Kopf.

Ellens Funkeln verschwindet. Sie wünscht sich nichts mehr, als dass ihre Enkeltochter endlich wieder glücklich ist.

„Ich gehe mit Brody aus", erklärt Mallory.

Es braucht etwas mehr, um Ellen an der Nase herumzuführen. „Liebes, du bist bereits unzählige Male mit Brody aus gewesen und deine Kleiderwahl hat mir stets die Absicht deines Abends verraten: Ich ziehe mit meinem besten Freund um die Häuser." Die betagte Dame bricht kurz ab, um mit ihren Händen Mallorys Silhouette in der Luft nachzuzeichnen. „Aber dieses Kleid spricht eine vollkommen andere Sprache."

„Die da wäre?", will Mallory wissen, da sie sich offensichtlich nicht jenes dabei gedacht hat, was Gran hineininterpretiert.

Heute Abend hätte ich nichts dagegen einzuwenden, geküsst zu werden", liefert Ellen Aufschluss und ihre Augen funkeln erneut.

Kill Your Demon (Band 2)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz