Kapitel 29

1.2K 62 11
                                    

Mila ist gegangen, als meine Eltern wiederkamen. Kurz davor haben wir noch Lisi ins Bett gebracht und uns für morgen Verabredet.

Ich gehe die Stufen hinab und sehe meine Eltern vor dem Fernseher sitzen.

»Mama, Papa?«

Ich setzte mich neben sie.

»Ja, mein Schatz? Ist alles ok?«

Ich nicke und fühle mich auf einmal doch nicht mehr so sicher, ob das jetzt schon eine so gute Idee ist.

»Achso... Ähhm ja, wollte nur fragen wo ihr wart?«

»Dann ist ja gut, wir waren nur aus.«

Meine Mutter schaut zu meinem Vater, der einen komischen Blick drauf hat.

»Nur essen.«

»Ok.« Ich nicke und gehe wieder aus dem Wohnzimmer. Der Fernseher wird lauter gemacht, also mache ich meine Musik so laut an, das sie alles übertönt.

Ich lege mich auf mein Bett, Hans setzt sich auf meinen Bauch und schleckt mir kurz über das Gesicht, bevor er seinen Kopf auf meinen Brustkorb legt.

Im Nachhinein fallen mir so viele Situationen ein, die sagen »Ich bin definitiv nicht Hetero« Was echt seltsam ist, weil in der Zeit, war es einfach normal und man hat sich keine Gedanken gemacht, warum man die Hauptcharakterin in dem Film so hübsch findet, oder warum ich nur auf das Mädchen schiele, bei irgendwelchen Kuss-Scenen.

Wir hatten das Thema Homosexualität allerdings auch nur einmal in der Schule angeschnitten und da eh jeder davon ausgeht, das er Hetero ist, ist es mega schwer zu merken. Ich glaube jeder Mensch auf dieser Welt möchte auch einfach dazugehören, oder versucht es wenigstens, weil wenn man es nicht tut, ist man meistens allein.

Es gibt leider so viel Hass auf dieser Welt, sodass es deswegen schon auch schwierig ist, sich selbst zu finden. 

Ein Bild ploppt in meinem Kopf auf, ein Junge aus meiner alten Schule. Er war immer recht leise und hat sich nie gemeldet. Die Jungs in der Klasse haben ihn öfters Schwuchtel genannt, oder sonst irgendeine Beleidigung. Es waren nur Gerüchte und ich glaube er war nichtmal Schwul. Und wenn, wo wäre das scheiß Problem gewesen?

Er tat mir leid, wirklich, aber dennoch bin ich nie zu ihm hin und habe ihn gefragt, ob er mit uns essen wolle. Ich bin auch nicht besser, als die, die ihn gemobbt haben.

Eine einzelne Träne kullert über meine Wange und ich spüre einen Kloß im Hals. Über die Musik hinweg höre ich ein zartes Klopfen an der Tür, schnell wische ich mir über die Augen und mache die Musik leiser. Lisi betritt den Raum und kommt auf das Bett zu.

»Ich will nicht allein schlafen Livi.«

Sie hat ihr Stofftier, ein Einhorn, in der Hand und ganz rote, müde Augen.

»Komm her. Du musst aber mit dem Licht schlafen können, das mache ich nicht aus.

»Oki.«

Sie hüpft ins Bett und kuschelt sich an mich und Hans heran.

Die Musik läuft nur noch so leise, dass die Klänge mich langsam einschlafen lassen.

»Mila ist hübsch.« Lisis dünne Stimme dringt nur langsam zu meinem müden Geist hervor. Ich schlucke. »Ja, das ist sie.«

»Wenn du sie nicht heiratest, mach ich es.«


"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt