Kapitel 37

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»Mama, ich geh dann mal los. Ich weis aber nicht, wann wir ungefähr wieder da sind.«

Ich lehne an dem Türrahmen zum Wohnzimmer, wo meine Mutter irgendeine Serie schaut.

»Ja, aber nehme bitte das Handy mit und ruf mich an, wenn du doch lieber abgeholt werden willst. Viel spaß euch beiden.«

Ich winke ihr noch schnell zu und gehe aus dem Haus. Draußen wartet schon Mila und wir geben uns einen scheuen Kuss.

»Du siehst heiß aus.« Flüstert sie in mein Ohr und ich werde rot.

»Das sagst grade du verdammt.« Ich sehe an ihr herunter. Das outfit ist perfekt für ihre Figur und es passt auch einfach so zu ihrem Charakter, irgendwie frech und fröhlich aber auch cool und verschlossen.

»Geht es klar, dass ich bei dir schlafe?«

Ich nicke und wir schwingen uns auf die Räder.

»Emm treffen wir da oder?« Mila nickt.

Es ist noch nicht komplett dunkel aber der Halbmond leuchtet schon über den Feldern auf.

»Wir sind gleich da.«  Mila keucht schon leicht, was bei mir aber nicht anders aussieht. Der Wind hat ziemlich zugenommen, seid heute Mittag.

Wir sind nun bei einem riesigen Feld angekommen, ungefähr hundert Meter nach rechts kann ich ein Haus ausmachen, davor irgendwo leuchtet ein großes Feuer. Funken tanzen drumherum, als wir näher ranfahren. Es wäre fast friedlich, das Knistern, das orangene Licht, die Atmosphäre, wenn da nicht die ganzen Menschen drumherum wären.

Mila und ich steigen ab, schieben unsere Räder zum Rand des Feldes, lassen sie ins Gras fallen und gehen auf die Hütte zu. »Hier wird immer gefeiert, mindestens dreimal im Monat.« Ich schlucke bei dem Anblick. Überall Leute aus unserer Stufe und mehr. Sie halten Bierflaschen in den Händen, reden in Gruppen. Ein paar stehen sogar vereinzelt herum und sehen aus, als würden sie gleich umkippen.

Ich glaube ich habe auch eben welche beim rummachen im Gras erwischt. Ich grinse in mich hinein. Als Mila und ich schweigend in das Haus gehen, kommt Emm auf und zu. Sie hat eine Flasche mit einer glasklaren Flüssigkeit in der Hand.

Sie begrüßt uns überschwänglich und riecht nach Essig. Ich habe schonmal getrunken, allerdings macht mir das Gefühl von Kontrollverlusst, was mich damals überfallen hat, scheiße Angst, weshalb ich mich seitdem zurückgehalten habe.

»Naaaaa, meine hübschen Mädels. Kommt wir besorgen euch kleinen mal was zu trinken.«

Sie zieht uns mit sich, in das Gebäude zur  Küche. »Na? Siehst ziemlich sprachlos aus. Die kleine Emma kann auch anders.« Mila grinst. Stimmt, das erwartet man von ihr wirklich nicht.

Aber ist das nicht normal? Warum muss jeder immer in irgendwelche Schubladen gesteckt werden? Die Schüchterne. Der Player. Die Schlampe. Der Schwule.

Abartig, wenn man darüber nachdenkt. Ich schüttle den Kopf, ich bin hier um spaß zu haben. Manchmal habe ich das Gefühl mein Kopf will nicht, dass ich mich auch mal amüsiere. Soll ich etwa immer schlechte Laune haben?

»Hier, Bidde.« Emm reicht mir ein Becher mit Cola drinnen. Tja wenigstens werde ich hier heute nicht abgefüllt. Mila gibt sie auch Cola, nur mit bisschen Rum, oder war es Vodka? Keine Ahnung.

»Na los, kommt mit. Feuer oder Tanzen?«

Ich steh hier so unschlüssig rum, ohne zu antworten. Erst jetzt merke ich die laute Musik um mich. »Erst Tanzen und dann zum Feuer?« Mila sieht ich fragend an. Ich nicke.

Emm schleift uns zur Tanzfläche. Überall rekeln sich Körper zur Musik. Irgendein komischer Pop Song. Ich fühle mich unwohl, will aber gleichzeitg hier bleiben. Meine Cola ist schon ausgetrunken, der leere Becher unnötig in meiner Hand. Menschen rempeln mich immer wieder an, ihre Berührungen stressen mich, die Musik wird immer lauter, meine Ohren Klingeln. Irgendwo in der Menge sehe ich Emm, mit einem Typen tanzen. Mila habe ich aus den Augen verloren. Hab ich eigentlich schon erwähnt dass ich, neben Dunkelheit, auch Menschenmassen nicht gut abkann? Nein. Ok dann wisst ihr es jetzt.

Jemand greift nach meinem Arm. Diese Berührung ist anders, nicht so Apprupt, eher behutsam. Milas Augen blicken in meine. Sie schaut mich besorgt an. »Gehts dir gut?« Ich kann sie fast nicht verstehen aber ihre Lippen verraten mir ihre Besorgnis. »Ja, alles ok.« Zur Bestätigung nicke ich. Ihr Gesicht entspannt sich, dann beginnt sie sich zu dem neuen Lied zu bewegen. Ein alter Song von Linkin Park. Ich greife Milas Arme und wir hüpfen im Takt.

Wir tanzen einen Song nach dem anderen, die Musik hat mich in ihrem Griff, ich spüre nichts mehr, ich fühle nur noch das Wummern in der Brust.                                                                                    Mila und ich bewegen uns rhythmisch zusammen. Manchmal enger, manchmal hüpfen wir nur. Irgendwann kommt Emma dazu und wir tanzen so lange, bis Mila, Emm und ich nicht mehr können. Der Raun wird immer voller, sodass wir uns einen Weg nach draußen bahnen, nicht ohne davor noch Cola aufzufüllen. Draussen ist die Luft um einiges Kühler. Sie erfrischt meine erhitzte Haut.

Wir stehen schweigend am Feuer. Es riecht nach einer Mischung aus Rauch, Sommerregen und Vertrautheit.

So stehen wir hier um kurz vor 23 Uhr und verbrenne uns unsere Gesichter. Aber es fühlt sich gut an.

»Flaschendrehen.«

Schreit jemand in die laute Stille. Emm sieht uns begeistert an. Ich stöhne, als sie uns wieder einmal hinter sich herschleift. »Das ist doch bescheurt!« Sage ich. Mila zuckt nur mit den Schultern und lacht daraufhin, weil ich die Augen rolle.

Das Mädchen, mit der Flasche steht im ersten Stock des Hauses in einem Raum, mitten auf dem Teppich. Es sind noch ungefähr Acht weitere hier.

»Ok, dann mal los. Für den, der das noch nicht gespielt hat. Man dreht eine Flasche,« Sie zeigt auf die Weinflasche in ihrer Hand. »Und auf wen sie zeigt, muss eine Aufgabe, Pflicht, erfüllen.«

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt