Kapitel 49

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Der Geruch von Milas Schampoo dringt mir in die Nase, als sie sich im Schlaf umdreht und jetzt mit dem Gesicht zu der Tür liegt.

Ich lege meinen Arm um ihren Körper, versuche mich so dicht wie möglich an sie zu drücken, ohne das sie aufwacht.

Das Geräusch des Regens hat seitdem wir hier liegen nicht abgenommen, nur schemenhaft sehe ich, wie sich die Regentropfen an der Fensterscheibe ein Wettrennen liefern.

Mittlerweile ist es mitten in der Nacht. Wir haben gestern Abend beschlossen, das ich hier schlafen sollte, also bin ich geblieben.

Mein Herz hat sich zum Glück wieder beruhigt. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir uns vertragen haben, das ist als hätte ich endlich eine Person gefunden, die mich so sehr ausfüllt, dass ich keine Angst mehr haben muss. Denn genauso ist es mit ihr. Ich habe weder Angst, noch bin ich traurig oder wütend. Ich bin einfach glücklich. Ich selbst.


Am nächsten Morgen wache ich auf, neben mir das Bett komplett leer. Nichtmal Kikki und Hans liegen noch auf dem Teppich, auf dem sie gestern nebeneinander eingeschlafen sind.

Stöhnend steige ich aus dem großen Bett und versuche dabei nicht zu lange auf dem kalten Boden zu stehen. Mit einem großen Hoppser lande ich auf den Teppich, der aber auch nicht viel wärmer ist.

Tja, winter is coming.

Mein Handy liegt in der Hose, die ich gestern ausziehen musste. Ich finde sie zusammengeknüllt nähe der Tür. Sie ist sogar noch nass. Mein Handy funktioniert zum Glück aber noch, sodass ich sehe das es schon elf Uhr am Vormittag ist. Kurz erschrecke ich, denn eigentlich stehe ich immer so um neun oder zehn Uhr auf.

Mit leisen Sohlen schleiche ich mich aus dem Zimmer. Mila allerdings ist auch nicht in dem Badezimmer, welches gleich gegenüber von ihrem Raum liegt.

Eigentlich bin ich nicht sehr gern in den Häusern von Freunden. Jedenfalls wenn diese nicht bei mir sind und Eltern oder Geschwister jeden Moment auftauchen könnten. Ein schöner Anblick wäre ich nicht grade. Die alte graue Jogginghose von Mila, das viel zu große T-Shirt und mein Vogelnest auf dem Kopf, könnten abschreckend wirken.

Das Haus aber ist erstaunlicher weise ruhig. Zum Glück.

Das einzige Geräusch, was mir sagt, das ich nicht in einer Zombie Apokalypse aufgewacht bin, sind die Beatles, die aus der Küche zu kommen scheinen.

Ich schleppe mich die Stufen herunter und sehe wie Mila in der Küche steht. Sie hat den Rücken zu mir, ihre Haare schwingen bei jeder Bewegung mit.

Sie hat mich noch nicht bemerkt, so versunken ist sie in ihrer Welt. Während sie Kaffe in eine Tasse füllt, sitzen Kiki und Hans zu ihren Füßen und schauen zu Mila auf. Ihre Ohren sind gespitzt, als würden sie nur darauf Warten, das etwas wie magisch in ihre Mäuler fliegen könnte.

Leise schleiche ich mich an meine Freundin heran. Die Musik ist so laut, dass sie mich erst bemerkt, als ich sie schon von den Füßen geholt habe.

Sie quitscht erschrocken auf, ihre Arme schlingen sich um meinen Hals. Sie erkennt mich und lächelnd dann.

»Du kannst mich doch nicht so erschrecken. Stell dir vor ich hätte ein Messer in der Hand gehabt. Dann wärst du jetzt aber sowas von Tot.«

Ich grinse auf sie hinab, ohne auf den Kommentar zu antworten, dann drehe ich uns einige Runden um uns herum . Wobei ich uns fast gegen sämtliche Kücheneinrichtungen ramme.

Milas lachen aber klingt in meinen Ohren, wie für andere das Glöckchen des Eiswagens, weshalb ich weitermache.

»Ok, ok setz mich ab, ich muss noch die Pfannkuchen machen.«

»Zu Befehl, meine Gnädigste.«

Ich setzte sie ab und sehe dabei zu, wie sie sich grinsend in der Küche zu schaffen macht.

Ich setze mich auf einen Stuhl, nicht weit von ihr, nachdem sie mich verdonnert hat zu warten und sie machen zu lassen.

»Wo sind deine Mutter und dein Bruder?«

Milas lächeln erstirbt in ihrem Gesicht, von einem auf den nächsten Moment.

»Felix ist bei meinem Vater über das Wochenende und Mama ist bei irgendeinem Workshop in ihrer Firma.«

»Dein Vater? War er nicht schonmal für ein Wochenende hier?«

Sie nickt, dabei gießt sie den dritten Pfannkuchen in die Pfanne, es dampft leicht und der süßliche Geruch steigt in meine Nase.

»Jap, ist er einmal im Monat, um uns zu sehen. Aber eigentlich waren er und Felix letzte Woche schon unterwegs.«

»Warum haben sich deine Eltern eigentlich getrennt?«

Ich hoffe sehr, dass ich ihr damit nicht zu nahe getreten bin. Ihr Vater scheint kein leichtes Thema für sie zu sein, sodass ich mich sofort schuldig fühle gefragt zu haben.

Mila aber fängt an zu reden, dabei nimmt sie den Teller mit den Pfannkuchen und wir setzten uns an den Esstisch.

Ihre Augen sind ins Wohnzimmer gerichtet als sie anfängt zu erzählen. »Wir hatten nie ein gutes Verhältnis, also mein Vater und ich. Schon als ich klein war, war ich eher ruhig und schüchtern. Das konnte er nicht gut ab. Er und Felix hatten immer schon viel gemeinsam, sie gingen zu Fußballspielen und sowas.«

Ich unterbreche Mila kurz. »Aber du spielst doch auch?«

Sie lacht kurz. »Stimmt, aber erst später, als meine Eltern sich schon getrennt hatten. Aber ich denke es war einfach alles was uns nicht so zusammenbringen konnte. Bevor ich kam, waren sie eine happy family, so erzählt es Mama jedenfalls. Als ich geboren wurde fingen sie an immer mehr zu streiten und sowas. Naja auf jedenfall bin ich so vor 6 Jahren zu früh nach Hause gekommen und habe ihn erwischt, wie er mit unsere Nachbarin gevögelt hat.«

Ich schnappe nach Luft, was ein kleines Arschloch.

»Ich habe es Felix erzählt, der aber verbot es mir Mama zu sagen, denn er glaubte noch dran das er sich ändern würde und so was. Irgendwann dann hat er sich von ihr getrennt. Er von ihr, als hätte sie ihn betrogen und er wäre das arme Schwein, das ja alles für ihre Ehe getan hätte. So hatte er es hingestellt.

Ich habe es Mama nie erzählt, weil ich sie nicht noch mehr verletzten wollte, sie war eh schon danach voll fertig. Ich glaube sie hat ihn wirklich geliebt weist du. Was ich einfach nicht Verstehen kann, ein Mann der seine Frau....«

Ich merke wie da noch etwas ist. Sie kann es nicht sagen aber es bedrückt sie.

Ich weis nicht so ganz was ich sagen oder tun soll, sie umarmen? Ich entscheide mich fürs Umarmen.

Behutsam drücke ich ihren warmen Körper an mich.»Danke das du mir das erzählt hast.«

Sie nickt, und legt ihre Arme um mich, genau fest wie ich.

So sitzen wir da in der Küche mit kalten Pfannkuchen und ich bin unendlich traurig, das Mila so ein Arsch zum Vater hat.

Nachdem ich mich wieder gesetzte habe aber grinst mir Mila wieder entgegen. »Danke, fürs zuhören. War mal schön sich von der Seele zu reden.«

Ich lächeln sie an und bin froh, auch solche Dinge aus ihrem Leben zu wissen.

Wir essen das Essen, während jetzt Nirvana aus dem Lautsprecher tönt.  

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt