7. Kapitel

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7. Kapitel

Nach einer halben Ewigkeit sitze ich noch immer weinend da. Das Gesicht habe ich in den Händen vergraben, die mittlerweile ganz feucht von den unendlichen Tränen sind.

Egal wie sehr ich mich anstrenge mich abzuregen, es funktioniert nicht. Die Schluchzer kann ich kaum noch unterdrücken, denn die Verzweiflung in mir ist riesig.

Ich spüre den Kopfschmerz schon hinter meiner Stirn kribbeln. So langsam sollte ich mich besser beruhigen. Angestrengt versuche ich herunterzufahren, normal Luft zu holen, um das Heulen zurückzustellen.

"Frischling, ich glaube mit Newt hast es dir entgültig verscher-", Gally hält inne, als würde er merken, dass etwas nicht stimmt.

Für einen kurzen Moment halte ich die Luft an und probiere mir nichts anmerken zu lassen. Doch ich traue mich nicht mal den Kopf zu heben.

Der schwarzhaarige muss eine Fackel in den Händen halten, ansonsten könnte ich mir das warme Licht, was auf mich herunter flackert nicht erklären.
Meine Hände zittern und ich balle sie zu Fäusten, um es zu verbergen.

Die Lichter denken bestimmt sowieso schon das ich schwach bin und das auch nur, weil ich ein Mädchen bin. Da muss ich diesen Verdacht nicht noch bestätigen.

"Geh weg.", sage ich möglichst stark.
Meine Stimme spricht jedoch eine andere Sprache. Sie zittert, fühlt sich brüchig und heiser an.
Erst denke ich er geht einfach. Aber Gally lässt mich nicht in ruhe.
Vor der Zelle geht er auf die Knie und sieht mich an. "Ist...ähm...stimmt was nicht?", sucht er nach Worten.

Gut möglich, dass er noch nie in seinem Leben ein aufgelöstes Mädchen erlebt hat. Ich schlucke schwer und atme so tief und leise wie möglich durch. Trotzdem- egal wie sehr ich mich dagegen wehre- finden die Tränen ihren Weg.
"Es ist alles gut.", lüge ich und kann das Schluchzen nicht mehr unterdrücken. "Und jetzt geh' einfach weg."

Wenn auch etwas gepresst erwidert er: "Was ist denn los?"

Ein viel zu lautes Seufzen verlässt meine Lippen.
"Gally", murmle ich anschließend. "Lass mich bitte allein."

Anstatt mir diesen Gefallen zu tun, bleibt er hartnäckig. Zögerlich hebe ich leicht den Blick, um den Jungen ansehen zu können.
Wieso hört er nicht auf mich? Kann er mich nicht in Frieden lassen?

Seine Miene ist undurchdringlich, ich habe keine Ahnung, was er denkt, so furchtbar ernst wirkt er.

"Marie.", sagt er jetzt, worüber ich fast ein wenig erstaunt bin. "Bist du traurig?"
Nein, du Trottel, denke ich grimmig und gleichzeitig ironisch. Es macht mir Spaß hier eingesperrt sein. Als ob ich über sowas traurig wäre, haha, das wäre ja bescheuert. Und ich weine auch immer, wenn ich glücklich bin. Natürlich.

Da ich nicht länger will, dass er mich wie eine Zitrone ausquetscht, versuche ich seine Anwesenheit auszublenden. Doch eine Person, die dich unentwegt und verdammt eindringlich anstarrt, kann man nicht allzu leicht ausblenden.

"Kannst du nicht einfach weggehen?", frage ich also, in der Hoffnung ihn damit loszuwerden.

Eigentlich bin ich froh über jede Sekunde, Gallys Anwesenheit, aber jetzt möchte ich nur allein sein, ihm gegenüber nicht schwach wirken.
Für diese unaufhörlichen, bescheuerten Tränen hasse ich mich momentan sowieso.

The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt