Wie wird es weitergehen mit uns?

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Lange schon hatte Nathalie sich nach einem bestimmten Man in ihrem Leben gesehnt. Den berühmten Fashion-Designer Gabriel Agreste. Doch ihre Gefühle zu diesem Mann sollten wohl nie erwidert werden. Nicht zuletzt dadurch, dass er verheiratet war. Seine Frau mag für die Öffentlichkeit vor einem Jahr verschwunden sein und seitdem nicht mehr gesehen worden sein, doch Nathalie, war die, einzige Person neben Gabriel, welche die Wahrheit kannte. Sie wusste über Emilies Schicksal Bescheid, dass sie im geheimen Keller der Villa in einem Apparat lag, welche verhindern sollte, dass ihrem makellosen Körper etwas passieren sollte. Sie war bereits eines nicht natürlichen Todes gestorben, herbeigeführt durch den Miraculous des Pfaues. Nathalie hatte nie verstehen können, wie Emilie, eine Frau, die alles hatte, wovon sie je geträumt hatte. Eine Frau, mit einem geliebten Mann an ihrer Seite und einem liebevollen Sohn ihr Leben so wegwerfen konnte für einen magischen Gegenstand, der sie das Leben gekostet hat. 
Kurz bevor es geschah, musste Gabriel ihr versprechen, sie um jeden Preis zurückzuholen. Und das war die Geburtsstunde von Hawkmoth gewesen. Schmerzlich war Nathalie klar, dass Gabriel nur für Emilie alles tun würde, so wie sie auch bereit war für ihn alles zu tun. Mehrfach hatte sie versucht, sich ihm anzunähern. Ihm klarzumachen, dass es nicht gut für ihn war, so an der Vergangenheit zu hängen, dass er nicht in die Zukunft schauen konnte. Doch er wollte nicht hören. Er wollte sie nicht einmal beachten. Sie war es gewohnt, dass er nicht der Mann vieler Worte war oder jemand von dem man nette Gesten erwarten konnte, es sei denn man würde mit Vornamen Emilie und mit Nachnahmen Agreste heißen. Er war auch niemand, der seine Gefühle offen zeigte, etwas, was die beiden gemeinsam hatten. Erst nachdem sie selbst den verfluchten Miraculous benutzt hatte, und Gabriel demonstriert hatte, wozu sie bereit war, was sie geben würde, um Gabriel lächeln zu sehen, hatte sie das Gefühl, er würde sie endlich, beachten. Endlich sehen, dass sie da für ihn wäre. Dass sie für ihn auch nicht zurückschrecken würde, ein Gegner der Helden zu werden. Ihr machte es nichts aus, dass ihre Gesundheit weiter verschwinden würde, je mehr sie den Miraculous benutzen würde, denn in diesem Moment würde sie etwas viel Wichtigeres bekommen. Gabriels Nähe. 



Es waren bereits zwei Monate ins Land gegangen, seit Ladybug zum neuen Hüter ernannt wurde, und die Miraculous Box der Kwamis in ihren Besitz gewechselt war. Gerade dann, als es Hawkmoth und Mayura endlich gelungen waren, herauszufinden, wer der alte Hüter war. Doch war auch nicht alles verloren gewesen, Mayura oder besser Nathalie selbst war es gelungen, eine Übersetzung des Buches auf ihr Tablett zu laden, mit welchem sie es geschafft hatten, den Pfauenmiraculous endlich zu reparieren. Sie hatte ihre letzte Kraft dafür geopfert und war für eine Weile nur in der Lage vom Bett aus zu arbeiten. Gabriel wäre es lieber gewesen, sie hätte sich ganz freigenommen, doch der Tag, an dem Nathalie Sancouer sich freinehmen würde, müsste erst noch erschaffen werden. 
„Guten Morgen, Sir" begrüßte sie Gabriel, als sie wie jeden morgen das Büro betrat und ihrem Chef eine Tasse auf den Schreibtisch stellte, bevor sie sich an ihren eigenen begab. 
„Guten Morgen, Nathalie" grüßte Gabriel sie zurück, bevor er die Tasse in die Hand nahm. "Wie sieht der Plan für heute aus?" 
„Der neue Klient wird sich so gegen 10 Uhr bei uns melden, ich werde ihn dann an sie weiterleiten, damit sie mit ihm die bevorstehende Collection besprechen können. Des Weiteren steht heute Abend die große Gala an, bei der sie als Special Guest erwartet werden." Bei diesen Worten verzog Gabriel ein wenig das Gesicht. Er bevorzugte es weiterhin das Haus nicht verlassen zu müssen. Die wenigen Male, in denen er zu dieser Aktion gezwungen war, reichten ihm. 
„Ihrem Blick zu urteilen, möchten sie mich wieder hinschicken, damit ich als ihre Vertretung fungiere, habe ich recht Mr. Agreste?" merke Natalie an, welche Gabriels Blick nicht entgangen war. 
„Ich mag es einfach nicht, das künstliche aufgesetzte Lächeln, das freundliche Hände schütteln.."
„Es ist nun mal Teil ihres Jobs."
„Mein Job ist es zu entwerfen, nicht um zu schmeicheln." 
„Zu entwerfen und den Leuten zu schmeicheln, die sich darum kümmern, dass ich jeden Monat mein Geld auf dem Konto habe" korrigierte Nathalie ihn und nahm triumphierend einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse, als sie Gabriel leicht seufzend hörte. 
„Ich muss einfach bereit sein, wenn ich ein negatives Gefühl bemerke" gab Gabriel nun von sich. Er nutze das immer als Ausrede, um das Haus nicht zu verlassen, zu müssen. Auch wenn es ihm schon mehr als einmal gelungen war, jemanden außerhalb seiner eignen vier Wände zu akumatisieren. 
"Mit allem Respekt, Monsiour, aber es ist auch ihre Aufgabe, ihrer Arbeit nachzukommen." 
Nathalie musste Gabriel in den vergangenen Jahren wiederholt an seine Aufgabe erinnern, die er nur allzu gerne für die Chance einer Akumatisierung vernachlässigt. Es war ihr zu verdanken, dass Gabriel noch immer möglich war, hier zu sein. Generell hatte er ihr viel zu verdanken. Ohne sie war es ihm nicht möglich Hawkmoth und Gabriel Agreste zu sein, ohne sie würde er es nicht schaffen sich um Adrien zu kümmern, ohne sie, wären seine Chance Emilie zurückzubekommen auch nicht so gut, wie sie jetzt waren. Das alles war Gabriel sehr wohl bewusst und sie hatte das offen zugegeben, als er vor dem gläsernen Sarg seiner Frau stand. Wieso hatte er das Nathalie nicht selbst gesagt? Er ging davon aus, es war ihr bereits bewusst. 
Langsam bewegte Gabriel den Finger über seinen Bildschirm, um eine alte Datei mit Vorlagen zu öffnen, an die er weiter arbeiten wollte, als ihn ein negatives Gefühl überkam und ihm wie einen Schauder über den Rücken fuhr. Es war so stark, so unmöglich zu ignorieren. 
„Wir machen hier später weiter!" meinte er schnell, bevor er sich umdrehte und sich dem wunderschönen Gemälde seiner Frau in dem goldenen Rahmen zu wenden, was ebenfalls als Safe und Zugang zu seinem Geheimversteck diente. 
„Gabriel?", fragte nun Nathalie unsicher, die ihn dabei beobachtete 
„Ich will dem nur nachgehen!" meinte dieser, bevor er endgültig verschwand und Nathalie allein zurückließ, welche sich nun seufzend zurück auf ihren Stuhl begab und dabei den Kopf schüttelte. 
„Miss Nathalie?" kam es jetzt aus ihrer Jackentasche. Ihr kleiner Kwami Duusu schaute aus dieser besorgt zu ihr auf. 
„Es geht mir gut. Es ist nur..." gab sie zu „Ich bin wieder gesund, wieso kann ich ihn nicht unterstützen?" 
„Er möchte dich bestimmt nur schonen!" versuchte ihre kleine außergewöhnliche Freundin sie aufzumuntern. 
„Es sind bereits 2 Monate. Ich bin wieder gesund, Duusu"
„Hmm.." besorgt verzog sie das Gesicht. „Aber es erging dir so schlecht, nach dem das letzte Mal zu Mayura wurdest. Er hat die Absicht, dich das bestimmt nicht noch mal durchmachen lassen zu müssen."
„Aber der Miraculous ist repariert... vielleicht braucht er mich nicht mehr.."  
„Nicht doch!" meinte Duusu jedoch entsetzt und kam aus der kleinen Tasche geflogen, um sich auf den Schreibtisch zu setzen. „Ich denke er wird sich wirklich einfach nur weiterhin Sorgen um deine Gesundheit machen!" 
„hmh... wer weiß" gab Nathalie traurig von sich, während sie sich einer E-Mail zuwendete. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, würde ihr auch nicht helfen. Sie sollte ihn selbst darauf ansprechen. 
Eine Nachricht ließ Nathalies Handy kurz aufleuchten, auf welches Duusu nun interessiert hin flog. Es waren die Nachrichten, welche jetzt über das Erscheinen eines neuen Akuma Opfers berichteten, was Nathalie selbst nicht besonders interessierte. Sie hatte diese Nachrichten so oft bereits gehört, sie konsequent zu verfolgen würde sie nur auch ablenken. Und einer musste ja das Business am Leben erhalten. 

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Es war bereits spät geworden und Nathalie machte sich in ihrem Zimmer fertig, um auf die Galar zu gehen, anstelle von Gabriel. Er hatte das Versagen seines Akumas als weitere Ausrede genutzt, dort heute nicht zu erscheinen und so war es ihre Aufgabe geworden. 
Mit einem letzten Handgriff legte sie sich eine Halskette um und betrachtete sich dann im Spiegel. Ihre Haare trug sie wie immer in einem Bun zusammen, alles andere empfand sie als unangenehm, während sie sich für eine schlichtere Halskette und einen Jumpsuit entschieden hatte. Nie hatte sie das Gefühl gehabt, in Kleider wirklich schön auszusehen und Hose gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit. Des Weiteren hatte sie dann Taschen, in welche sie ihre Sachen hinein tun konnte. 
„Du siehst wunderschön aus!" quietschte Duusu fröhlich, welche sie natürlich beobachtet hatte.
„Es ist nichts Besonderes.." meinte Nathalie nur, bevor sie vom Klopfen an ihrer Tür abgelenkt wurde. Schnell gab sie Duusu ein Zeichen, sich zu verstecken, bevor sie zur Tür trag und diese öffnete. Gabriel stand vor dieser. Er hatte seine Jacke ausgezogen und trug nun nur noch seine Krawatte, die seinen Miraculous vor seinem Sohn verbergen sollte, sein Jacke und natürlich seine Hose. 
„Gabriel.." gab Nathalie überrascht von sich. „Ist etwas passiert?"
„Nein. Ich wollte nur sehen, wie du dich machst und.. " er senkte seinen Blick leicht auf den Boden. „Ich habe nachgedacht und wir müssen reden.."
Überrascht sah Nathalie auf ihre Uhr. Sie hatte noch genügend Zeit. Mit einem Schritt trat sie zur Seite. „Komm rein. Was gibt es?"
Langsam trat Gabriel herein und schloss hinter sich die Tür. Duusu schaute indessen auch neugierig aus ihrem Versteck heraus. 
„Ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll..."
„Sag es frei heraus." 
„Ich will deinen Miraculous benutzen." 
Verzweiflung machte sich jedoch in Nathalie breit. Damit hatte sie ihr Gespräch um die Zukunft von Mayura. „Du.. Willst ihn also selbst benutzen?" fragte sie ihn vorsichtig 
„Ich denke einfach, mit beiden würde ich vielleicht eher gewinnen."
„Oh, also brauchst du mich nicht mehr?" sprach Nathalie schneller, als sie sich selbst hätte aufhalten können. 
„Das habe ich nicht gesagt!" widersprach ihr Gabriel. „Ich denke, ich wäre einfach nur mächtiger!" 
Wortlos ging Nathalie an ihm vorbei und ging zum Schrank, an dessen Tür ihr Jacke hing, aus dem sie nun den Miraculous heraus holte und ihn Gabriel in die Hand drückt. 
„Ich habe eine Gala zu besuchen....", mit diesen Worten schnappte sich Nathalie ihre Handtasche und verließ den Raum, um die Tür hinter sich zuzuknallen. Sie war verletz. Sehr. Sie dachte, sie wäre weiter gekommen, aber anscheinend war sie für Gabriel nicht mehr als eine Treppe gewesen, der sie weiter bringen sollte. Sie hatte selbst ihre Gesundheit geopfert für ihn, was sie selbst vorgeschlagen hatte, aber jetzt da sie das ja nicht mehr benötigte, war es für ihn ja anscheinend in Ordnung gewesen, sie wie eine leere Dose wegzuwerfen. Sie war so wütend darüber. 
Gabriel selbst blieb im Raum zurück und Duusu schaute ihn verunsichert weiterhin aus ihrem Versteck an. Sie wagte es nicht einen, laut von sich zu geben. Etwas, was sie sonst um jeden Preis tat. 
„Duusu.. Ich weiß, dass du da bist" sprach Gabriel nun leise „Komm her.." 
Langsam und mit gesenktem Kopf folgte der kleine Kwami den Worten und verschwand mit einem Satz in der Brosche, die Gabriel nun sicher verstaute und auf das Zimmer verließ. 

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