2. Kapitel

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Leise fluchend und mit zusammengebissenen Zähnen, humpelte ich den Krankenhaus Flur entlang und verlasse meine Station. Ich war auf der Fluch vor meiner  nervigen Bettnachbarin, die voll in ihrer OneDirection Fangirl- Phase drinnen steckte, über die ich schon lange hinweg war. Erschöpft und genervt lies ich mich in einem anderen Flur auf eine Bank fallen und streckte mein Bein aus. Ich hatte zwei ops hinter mir, um meine gebrochene Kniescheibe und die mit in Leidenschaft gezogenen Bänder zu richten. Schwerverletzt war ich mit anderen Menschen und Unfallopfern des Zugunglücks in die umliegenden Krankenhäuser gebracht worden. Ich hatte Glück im Unglück gehabt. Der Wagon in dem ich saß, wurde von einem weiteren zerquetscht und nicht alle in ihm überlebten. Warum wir auf freier Strecke entgleisten, war noch unklar. Was aber glasklar war, es war das größte Zugunglück seit mehreren Jahren der Deutschen Eisenbahngeschichte. Soweit ich weiß, hat es ewig gedauert die Strecke wieder frei zu räumen und war ein mega Großeinsatz, von dem ich aber dank meiner Bewusstlosigkeit nicht viel mitbekommen habe. Mehrere Tage hatte ich so gut wie nix mitbekommen und lag einfach nur im Bett. Mein Leben bestand aus schmerzen, Licht und erlösenden Schlaf. So lebte es sich halt mit einem ordentlichen Schädelhirntrauma. Ich knief die Augen zusammen um nicht schon wieder loszuheulen. Warum?! Warum passierte sowas genau mir! Und warum passiert sowas überhaupt? Dieser Zug hatte so vielen Menschen ihr Leben zerstört und beendet. Wütend schmiss ich eine Krücke auf den Boden und wurde sogleich böse von einer Krankenschwester angeschaut. Naja mir egal. Mir ist eh alles egal. In zwei Tagen würde ich entlassen werden und sollte mein Leben einfach weiter leben. Doch das ist unmöglich. Wir stellten sich das alle vor? Alles wofür ich brenne, wurde mir mit einem Schlag genommen. Meine Karriere konnte ich vergessen. Nie wieder würde ich ein Rennen laufen. Das hatten mir die Ärzte deutlich gesagt. Mein Platz im Sportinternat ist auch bald weg. Verbitterung machte sich in mir breit. Einen kleinen Jungen der an mir vorbei lief und mich länger anschaute motze ich böse an. Er wich erschrocken zurück und ging fast mit Tränen in den Augen weiter. Oh nein. Das wollte ich nicht. Mich packte einwenig Reue. Er konnte ja nichts für meine Laune. Wieder etwas runtergekommen, legte ich mich auf die Bank und schloss die Augen. Die Stimmen der Menschen im Flur und die Geräuschkulisse des Krankenhauses wurde leiser und leiser und ich nickte ein. Zwar lag ich die letzten Tage viel im Bett, doch richtig schlafen konnte nicht. Mein Schlafrhythmus war zerstört.
Das nächste was ich mitbekomme ist ein immer lauter werdendes Vicky. "Vicky! Vicky!" Ich spüre ein rütteln an der Schulter und öffne verschlafen meine Augen auf. Vor mir steht eine Stationsschwester. Fragend blicke ich auf. "Ja?" Ich fühle mich matschig und bin einfach nur erschöpft. "Du wirst auf Station gesucht. Es gibt Abendessen und deine Eltern sind da." Oh das hatte ich vollkommen vergessen. Die Zeit war schnell vergangen. Ich setzte mich auf und verziehe sogleich das Gesicht. Ein rasender Schmerz breitet sich in meinem Knie aus. War wohl keine so gute Schlafposition gewesen. Die Schwester sah sich meinen Bewegungsablauf genau 2 Sekunde an und holte einen Rollstuhl. Ohne Worte aber doch ein wenig dankbar, setze ich mich mit ihrer Hilfe hinein. Ich hatte schmerzen, doch ich verspürte mehr Trauer. Einfach über alles. Meine Gefühlswelt war komplett durcheinander. Nach lösen der Rollstuhl bremsen, fuhren wir zurück zur Station. Ich kam mir wie ein kleines Kind vor. Im Zimmer warteten bereits meine Elter. Meine Mutter schaute mich gleich warmherzig an und mein Vater begrüßte mich. Meine Zimmernachbarin war auf wundersame Weise nicht anwesend. "Hey Vicky, wir  haben dich schon vermisst. Wie gehts dir? Wie war die Krankengymnastik heute Vormittag?" Mein Vater ergriff das Wort. Die Schwester ging aus dem Zimmer. "Hab n kleinen Ausflug gemacht. Ich konnte Clarissa nicht mehr sehen noch singen hören. Was gibts zum Abendessen?" Genervt schaffte ich es mich irgendwie alleine aufs Bett zu setzten. Wohlwissend das ich auf die Fragen von gerade eben nicht mehr eingehen werde, versuchten meine Eltern ein neues Gespräch anzufangen. "Deine Freundinnen haben dir Blumen und Schokolade geschickt." Mit einem Nicken zeigte sie zum Tisch. Und tatsächlich, dort stand ein kleiner aber feiner Blumenstrauß und eine große Kiste Schokolade. Auf der Kiste lag ein Umschlag. Wie lieb von ihnen, dachte ich mir. Ich würde die Kiste später öffnen. Aber erst wenn meine Eltern weg waren und ich meine Ruhe hatte. "Willst du sie nicht aufmachen?" Meine Mutter schaute mich leicht verzweifelt an. Ich schüttelte den Kopf. Es folgte stille. Eine lange Stille, in der ich an die Wand starrte und meine Eltern einfach nur stumm dasaßen. "Hör mal Vicky, so kann das nicht weiter gehen!" Ich wusste es. Mein Vater hatte das Wort ergriffen. "In zweit Tagen wirst du entlassen. Das größte hast du überstanden. Und doch liegt noch ein langer Weg vor dir. Ich lüge nicht, wenn ich glaube das es ein schwerer wird." Genervt atmete ich aus. Er fuhr fort. " Weißt du, als ich so alt wie du war, da boxte ich. Ziemlich gut sogar." Mein Vater hatte mal geboxt? Mein Vater?
"Doch bevor ich so richtig durchstarten konnte, war auch schon alles vorbei." Er seufzte. "Ein blöder Fahrrad Sturz und meine Hand war im Arsch. Das Aus. Boxen konnte ich vergessen. Für mich fiel eine Welt zusammen. Ich liebte das Boxen. Ich lies mich euch hängen und ich war nicht nur einmal Stockbesoffen in der Notaufnahme. Doch dann lernte ich deine Mutter kennen. Mit ihr baute sich meine Welt wieder auf. Ich war glücklicher als je zuvor." Er lächelte meine Mutter an. Sie lächelte zurück. "Ich baute mein Leben mit ihr auf und sie ihrs mit meinem. Natürlich lief nicht immer alles so wie geplant, bevor ich es zum Firmenführer schaffte, trafen mich arge Rückschläge. Doch ich war nicht alleine. Sie war da und du warst schon da. Was ich eigentlich sagen möchte..." Ah er kam zum Punkt, das war jetzt aber eine lange Rede. "Wir sind für dich da. Immer. Was jetzt aussichtslos erscheint, wird. Es wird. Immer. Und warum? Weil es Menschen gibt, die dich unterstützen und lieben. Wir lieben und unterstützen dich immer Vicky, ok?! Auch wenn du dich gerade für alle blockierst. Es ist ok. Aber wie sind immer für dich da. Das solltest du wissen." Er steht auf und greift nach der Hand meiner Mutter. "Komm Ally, wir lassen sie mal kurz alleine und kucken nach dem Essen." Meine Mutter steht ebenfalls auf. Bevor sie aber mit meinem Vater aus dem Zimmer geht, drückt sie mir einen Kuss auf die Stirn. Leise flüstert sie, ich hab dich lieb. Dann bin ich alleine.
Und jetzt? Frustriert blicke ich auf mein Knie. Drei Sekunden später haue ich mit einer Hand aufs Bett. Maaan, Maaaan, Maaan!!! Ich hasse es!!! Warum wurde mir alles kaputt gemacht?!10 Sekunden lasse ich alles raus. Dann reiße ich mich zusammen. Ich weiß nicht was ich machen soll. Also drehe ich mich zum Nachtisch, Putze mit einem Taschentuch meine Nase und die Tränen aus meinem Gesicht und versuche wieder zu mir zu finden. Dann bin ich ruhig. Meine Eltern kommen ins Zimmer. In der Hand tragen sie ein Tablet mit Spaghetti Bolognese und Schokopudding. Lecker. "Danke." Matt setze mich auf und meine Mutter hilft mir aus dem Bett. Mit ihrer Hilfe setze ich mich in den Rollstuhl. Sie schiebt mich zum Tisch. Zu dritt sitzen wir da also. Ich esse stumm meine Spaghetti, mein Vater kuckt auf sein Handy und meine Mutter liest irgendein Tratsch Magazin, was sie sicher irgendeinem Wartezimmer entwendet hat. Was für ein Glück ich doch eigentlich hab, denke ich mir Stunden später. Draußen ist es dunkel. Meine Eltern sind schon länger weg und meine Zimmernachbarin ist auch schon längst wieder da. Die Nachtschwester macht noch ihre letzte Runde und lässt neben mir einen kleinen Becher mit einer Ibu drinnen stehen. Das stärkere Zeug bekomme ich seit 2 Tagen nicht mehr. Clarissa kriegt auch irgendwas, aber ich habe mich nach dem ich die Ibu geschluckt habe, gleich abgewandt und mit Kopfhörern in den Ohren weggedreht. Das Gute Nacht der Schwester bekomme ich gar nicht mehr mit. Ich bin zu tief in meiner Playlist versunken. "Einfach da" heißt sie. Ich lausche also der Musik und schlafe schneller als die letzen Nächte einfach ein.

Hey zusammen, ich muss mich echt entschuldigen. Keine Ahnung wie lange ich jetzt nichts gepostet habe, aber auf jeden fall sehr lange. Ich weiß zwar das die Story noch keine große Reichweite hat, aber an die wenigen Leser die auf die Fortsetzung warten mussten ein wirkliches Sorry.

Es ist nur so, dass ich etwas posten möchte, was Qualität hat. Und das dauert nun mal etwas länger. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich keine Zeit habe. Ich hatte einfach keine Motivation. Man sieht einen so großen Berg vor sich den man bewältigen bzw. schreiben möchte, aber einfach zu faul oder zu ungeduldig ist es umzusetzen. Deshalb gehe ich es jetzt langsam an und versuche entspannt neben bei und einigermaßen regelmäßig meine Kapitel zu schreiben.

Danke an diejenigen die bis hier hin gelesen haben und Geduld mit mir haben.
Lg Rubinsturm 💗

loosing & winningOnde histórias criam vida. Descubra agora