Kapitel 89

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20 Minuten später stürmten wir ins Scotland Yard.

„Greg? Woher kennst du eigentlich den Code?", fragte Clara an meinen besten Freund gewandt.

„Wir haben damals Undercover ermittelt. Um uns verständigen zu können, haben wir diesen Code verwendet. So wussten nur wir und unser Mann, was die Texte zu bedeuten hatten."

In dem Moment, in dem Greg endete, stürmte einer von Gregs Kollegen auf uns zu.

„Sir! Das ist gerade mit dem Fax gekommen. Oh! Und eine Schachtel wurde für Sie abgegeben.", damit drehte er sich um und rauschte davon.

Verwirrt starrte Greg das Papier an. Neugierig schielten wir alle darauf, konnten jedoch nur irgendwelche Punkte erkennen.

Was sollte das sein?

„Lasst uns mal diese Schachte anschauen.", brummte Greg und machte sich auf den Weg zu seinem Büro.

Als wir dort ankamen, fanden wir wirklich eine kleine Schachtel vor. Wir wollten sie gerade öffnen, doch Mycroft hielt uns zurück.

„Nicht! Ihr habt keine Ahnung, was da drin ist. Zieht euch wenigstens Schutzhandschuhe an."

Gesagt, getan.

Vorsichtig öffneten wir sie.

Einerseits war ich erleichtert, als ich sah, was drinnen war. Zum Glück nichts Gefährliches. Doch andererseits ließ es mein Blut in den Adern gefrieren.

Es war Sherlocks Ehering. An ihn war ein kleiner Zettel gehängt.

Den wird er wohl nicht mehr brauchen.

„Was hat das zu bedeuten?!", fragte ich panisch. Ich nahm den Ring aus der Schachtel und betrachtete ihn. Das war definitiv Sherlocks Ring. In die Innenseite waren mein Name und unser Darum eingraviert. Instinktiv steckte ich ihn mir auf den Finger und betrachtete ihn.

„Ich weiß es nicht.", gab Mycroft zu.

„Ich verstehe das nicht. Jeder hatte einen Code. Wir sind nun alle durch! Wer soll denn den jetzt lösen? Oder kommt der irgendjemanden bekannt vor?", hysterisch blickte ich alle nach einander an, doch niemand konnte etwas damit anfangen.

Mein Atem verschnellerte sich, die Schmerzen wurden intensiver.

Ich setzte mich auf Gregs Stuhl und konzentrierte mich darauf ein und aus zu atmen.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Was sollten wir denn jetzt machen?

Ich verbarg mein Gesicht, wie so oft in letzter Zeit, in meinen Händen. Leise Schluchzlaute verließen meinen Mund, während Tränen mir über das Gesicht liefen.

Es tat weh. So weh.

Wieso konnte Moriarty uns nicht einfach in Ruhe lassen?!

Tröstend legten die andern ihre Arme um mich und nach und nach beruhigte ich mich allmehlig.

Schiefend löste ich mich von ihnen und lächelte sie leicht an.

Genau in dem Moment stürmte jemand in den Raum.

Anderson.

Na toll. Was will der denn hier? Verstohlen wischte ich mir die Tränen von den Wangen.

„Sir, ich habe gerade mitbekommen, dass Sie hier sind und ich wollte Sie...", er unterbrach seinen Satz und schaute uns alle der Reihe nach an, „...Oh...ähhhh...störe ich. Tut mir Leid ich wollte nur...", ein weiteres Mal unterbrach er seinen Satz. Er hatte den Zettel entdeckt und musterte ihn stirnrunzelnd.

„Was wollen Sie denn damit?", fragte er verwirrt und betrachtete uns.

„Das ist gerade egal. Können Sie es lesen?", fragte Mycroft. Er hatte anscheinend schneller geschaltet, als wir anderen.

Nun schaute Anderson endgültig verdutzt.

„Ja klar. Natürlich kann ich es lesen.

„WAS?!", wir alle waren geschockt.

Wieso konnte Anderson, ich betone ANDERSON, den Code entschlüsseln?

„Was steht da?"

„Was ist das für ein Code?"

Woher kennen Sie den überhaupt?", prasselten die Fragen auf Anderson ein.

„Äh...eigentlich ist das kein Code.", murmelte Anderson.

„Und was ist es dann?", fragte ich skeptisch. Ich traute dem Ganzen noch nicht so ganz über den Weg.

„Eigentlich ist es die Blindenschrift, auch Braill genannt. Nur halt als schwarze Punkte und nicht, als Erhebungen.", meinte er axelzuckend.

„Was steht denn da jetzt?", drängte Mrs. Hudson ungeduldig.

Kurz konzentrierte sich Anderson und las dann vor.

Ok. Ok.
Genug gespielt.
Tief musst du hinab, um deinen Schatz wieder zu sehen.
Sie mochte es dort sehr, doch war es verboten.
Ihr war das egal und sie brach die Regel.
Tse, Tse. Ungehorsames Ding.

Das Erste hörte sich doch schon mal gut an. Er wollte aufhören zu spielen, also mussten wir bald Sherlock sehen können, aber der Rest war mal wieder komplett sinnbefreit. Für Anderson erschien es jedoch Sinn zu ergeben, denn er wurde bleich und tastete nach dem Schreibtisch, um sich daran abzustützen.

„Anderson, alles in Ordnung?", fragte Greg seinen Kollegen.

„Ich versteh das nicht. Niemand weiß über sie bescheid. Wie kann das nur angehen?", murmelte er tief in Gedanken versunken.

Sie? Wer war mit SIE gemeint?

Nach einiger Zeit hatte sich Anderson einigermaßen gefasst.

„Das Rätsel spricht von meiner kleinen Schwester..."

Seiner was?!

Auch die anderen schienen keinen Plan zu haben, was hier gerade passierte.

„Wegen ihr habe ich die Blindenschrift gelernt. Damit sie sich nicht so alleine fühlt. Sie wollte immer unten in den alten Katakomben spielen, aber unsere Eltern haben dies natürlich nicht zugelassen. Doch irgendwann war sie verschwunden. Unsere Eltern und ich haben sie gesucht und schließlich gefunden. Sie hatte sich beim Spielen unten schwer verletzt. Wir haben sie sofort ins Krankenhaus gebracht, aber ihre Augen konnten die Ärzte nicht mehr retten. Seit dem ist sie blind. Damals war sie gerade mal 8. Seit dem bekam sie nur noch Privatunterricht Zuhause. Unsere Eltern überwachten sie permanent. Zu groß war die Angst, dass ihr wieder etwas passiert. Kaum einer weiß über sie bescheid."

Daraufhin folgte schweigen.

Denn nun begriffen wir, wie gefährlich Moriarty wirklich war.

Er wusste alles, von den Codes, die wir uns teilweise sogar selbst in unserer Kindheit ausgedacht haben, bis zu unseren tiefsten Geheimnissen.

Er wussten, wer alles helfen würde, wann wir wo sein würden. Er wusste einfach alles.

Geschockt starrte ich in die Runde. Auch ihnen schien es langsam zu dämmern, wie mächtig unser Gegner eigentlich wirklich war.

„Verdammte Scheiße.", murmelte Greg.

Ja. Das kannst du laut sagen.

Verdammte Scheiße.

Verdammte Scheiße

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