Kapitel 23

1.2K 62 0
                                    

Am nächsten Tag in der Schule versuchte ich, so gut es ging meinen Arm zu verstecken.

Im Gang lief ich aus Versehen in einen Schüler hinein. Als er sich umdrehte, erkannte ich seine Lederjacke. Es war einer der Typen aus Amys Gang namens Joe. Niemand an der Schule war mir unsympathischer als er, gleichzeitig machte er mir ungeheure Angst. Er bäumte sich über mir auf und mein Blick huschte sofort zu Amy. Ihr Blick war kühl und nichtssagend wie immer, der von Joey veränderte sich jedoch.

Er lachte: „Ach wie süß, da hat sich mal wieder jemand in Amy verknallt."

Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich wurde augenblicklich rot. Er wollte meinen Arm packen, Jess kam ihm jedoch zuvor.

Sie schubste ihn leicht und meinte: „Sie ist ihre Schwester, du Spast." Sie stellte sich vor ihn und zwinkerte mir zu: „Na los, mach dich ab." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

Es machte mich traurig, dass Amy mich nicht verteidigt hatte. Nach allem was zwischen uns gewesen war, hätte sie einfach zugelassen, dass er mir wehtun würde.

POV Amy

Erst nach ein paar Sekunden konnte ich mich aus meiner Starre lösen. Jess betrachtete meine geballten Fäuste und schubste mich leicht Richtung Ausgang: „Du brauchst frische Luft." Joe lief vor mir und ich musste mich zusammenreißen, um ihm nicht an die Kehle zu gehen. Fast hätte er Skys verletzten Arm angefasst und ich hätte es zugelassen. Zum Glück war Jess da gewesen und hatte sie beschützt.

Als wir draußen standen, betrachtete ich Sky von Weitem, sie sah nicht glücklich aus.

„Was ist los mit dir", meinte Jess so leise, dass nur ich es hören konnte. Ich zuckte nur mit den Achseln, was sie zum Seufzen brachte.

„Amy, ich sehe, wenn dich etwas beschäftigt."

Ich verdrehte die Augen und meinte: „Danke, dass du sie beschützt hast."

Sie nickte nur und boxte mir leicht gegen den Arm: „Wenn du reden willst, ich bin da."

Ich war froh, Jess zu haben und das wusste sie. Mein Blick fiel wieder auf meine Adoptivschwester, die am anderen Ende des Hofes saß. Ihre Haare wehten durch den Wind halb in ihr Gesicht und sie strich sie sich hinters Ohr.

„Rede mit ihr", murmelte Jess mir zu und klopfte mir auf die Schulter.

POV Sky

Ich wollte mit dem Bus nach Haus fahren, wurde jedoch am Ausgang sanft an meinem gesunden Arm gezogen.

„Wenn du willst", murmelte Amy und kratzte sich am Hinterkopf, „kannst du mit mir fahren." Ich runzelte die Stirn, jedoch hielt sie ihren Autoschlüssel hoch. „Es ist sicher", meinte sie und ich seufzte. Widerwillig gab ich nach und folgte ihr zu ihrem Wagen. Während der Fahrt fiel Amys Blick mehrmals auf mich, als würde sie überprüfen wollen, dass ich immer noch da war. Jedoch fing sie erst an zu reden, als wir zuhause ausstiegen.

Sie stellte sich vor mich und meinte: „Es tut mir leid."

Verwirrt sah ich sie an, damit hatte ich nicht gerechnet.

„Ich weiß, dass ich mich scheiße verhalten habe. Du bist meine Schwester, ich muss dich beschützen."

Ich schluckte und mein Herz knackste leicht. Sie sah in mir nur ihre Adoptivschwester, die scheinbar gut genug für einen One-Night-Stand gewesen war.

„Ist egal", meinte ich und ging rein. Sie schaute mir nur hinterher, sagte jedoch nichts mehr.

Meine Eltern warteten schon am Essenstisch auf uns und waren ganz aufgeregt. „Wir hatten uns überlegt, heute mit euch an den Strand zu fahren", erklärte meine Mutter freudestrahlend. Amy nickte sofort und ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Meine Eltern gaben sich echt Mühe, doch ich wollte gar keine Zeit mit Amy verbringen, nachdem sie mich so verletzt hatte. Meinen Eltern zuliebe machte ich mich trotzdem fertig und setzte eine gute Miene während der Fahrt auf.

Am Strand angekommen steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren und begann zu lesen. Amy legte ihr Handtuch neben meins und zog sich ihr Shirt über den Kopf. Sie trug einen schwarz-grünen Bikini, der ihre gebräunte Haut perfekt zur Geltung brachte. Sie stupste mich an, worauf ich genervt meine Kopfhörer aus meinen Ohren zog.

„Könntest du?", fragte sie und hielt mir die Sonnencreme hin. Ich drückte meine Zähne fest aufeinander und nahm ihr die Tube aus der Hand.Meine Eltern hätten es komisch gefunden, wenn ich nein gesagt hätte. Über ihren Rücken zu streicheln, weckte Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht in mir und ich bekam sofort Gänsehaut. Bei meiner Berührung stellten sich jedoch auch ihre Nackenhaare auf und ich hätte schwören können, ihren Mundwinkel zucken zu sehen.

Sie ließ mich ungefähr eine halbe Stunde in Ruhe, dann stupste sie mich wieder an und meinte: „Komm mit mir ins Wasser." Ich schüttelte den Kopf, bekam jedoch sofort einen Blick von meinem Vater zugeworfen, der Bände sprach. Genervt zog ich meine Klamotten aus und folgte Amy zum Wasser. Sie sprang sofort in die Fluten und sah dabei wie immer elegant aus.

Als sie aus den Wellen auf mich zugelaufen kam, hatte ich das Gefühl zu träumen. Die Wassertropfen auf ihrer Haut glitzerten in der Sonne und ihr Lächeln raubte mir den Atem. „Guck nicht so", meinte sie lächelnd und hielt mir ihre Hand hin, „komm lieber mit."

Verzweifelt versuchte ich meinen Blick auf etwas anderes zu lenken und murmelte: „Nein,danke." Sie verdrehte die Augen und begann mich mit Wasser zu bespritzen.

„Hör auf", rief ich und lief etwas vor ihr weg. Sie schnitt mir sofort den Weg zum Strand ab und drängte mich weiter ins Wasser. „Hab dich nicht so!", meinte sie und spritzte mir noch etwas Wasser ins Gesicht.

„Wieso kannst du mich nichteinfach in Ruhe lassen?", fuhr ich sie an.

„Weil..", sie stockte und dann veränderte sich ihr Blick mit einem Mal.

Sie ist so viel mehr..Where stories live. Discover now