Kapitel 35

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Als ich aufwachte, tat mein Kopf etwas weh. Ich wollte aufstehen, wurde jedoch von dem Arm festgehalten, der um meine Hüfte geschlungen war.

„Bleib hier", flüsterte Amy und ich konnte nicht fassen, wie heiß ihre Stimme am Morgen war. Ich kuschelte mich zurück an sie und sie gab mir einen Kuss.

„Ich bleibe, wenn du mir versprichst, dass du ab jetzt auch bei mir bleibst", hauchte ich und sie murmelte ein „Versprochen".

Nach einiger Zeit standen wir auf und duschten gemeinsam. Meine Eltern waren begeistert davon, dass Amy und ich so gut miteinander auskamen. Als mein Vater die Post las, veränderte sich sein Gesichtsausdruck mit einem Mal.

„Karen", rief er meine Mutter und sie kam sofort aus der Küche. „Was ist denn Schatz?" Als er ihr den Brief zeigte, entglitten ihr sämtliche Gesichtszüge. Amy wollte aufstehen, wurde jedoch sofort von meinem Vater wieder auf den Stuhl gezogen: „Ihr beiden bleibt schön hier und erklärt uns das."

Er warf den Brief auf den Tisch und ich musste ihn nicht lesen, um zu wissen was darinstand. „Skyler, stimmt das?", fragte meine Mutter mit zitternder Stimme. Meine Wangen fingen an zu glühen und ich sah hilfesuchend Amy an.

„Das ist ein dummer Streich von meinen Freunden", rettete sie mich. „Ich stehe auf Frauen und sie fanden es lustig, sich vorzustellen, dass ich Sky dazu bringe, sich in mich zu verlieben." Meine Mutter musterte uns beide und lachte dann leicht: „Nun ja, es ist ja doch auch etwas lächerlich. Wir werden allerdings nicht zulassen, dass solche Gerüchte über unsere Familie die Runde machen. Sky, du solltest dich mehr mit Joe in der Öffentlichkeit blicken lassen. Heute Abend ist doch die Gala, nimm ihn gerne mit."

Widerwillig sagte ich zu und rief Joe an, der sich sichtlich freute. Amy kam zu mir ins Zimmer und setzte sich auf mein Bett. „Ich will euch heute Abend nicht dabei zusehen, wie ihr auf Pärchen macht." Ich seufzte und krabbelte in ihre Arme.

„Ich werde nicht zulassen, dass er irgendwas versucht, vertrau mir." Sie schaute auf mich herab und seufzte: „Solange du mir ab jetzt auch vertraust?" Ich richtete mich leicht auf und meinte: „Dann ab jetzt kein Weglaufen mehr, keine Geheimnisse und glaub nicht, dass ich es nicht mitbekomme. Ich weiß, dass du unser erstes Mal langweilig fandest."

Verwirrt runzelte sie die Stirn: „Bitte was?" Ich verdrehte die Augen: „Ich habe dich in der Schule gehört, den Tag danach." Erkenntnis trat in ihre Augen und sie fing an zu lachen. Ich wollte sie schon hauen, als sie mich festhielt und grinste: „Wenn du mich schon belauschen musst, dann hör aber auch richtig zu. Er hatte mir ein Spiel ausgeliehen, darüber haben wir geredet. Ich habe nie jemandem erzählt, dass ich mit dir geschlafen habe, nicht mal Jess. Hast du deswegen gesagt, es wäre nichts besonderes gewesen?"

Mein Herz klopfte höher und Erleichterung durchfloss mich. Ich nickte mit roten Wangen, weil es mir peinlich war, dass ich so voreilig geurteilt hatte. Sie zog mich zu sich und kitzelte mich. „Du kleiner Depp, rede nächstes Mal einfach mit mir." Ich biss mir auf die Lippe und sie meinte: „Du musst keine Angst haben, dass ich dich blöd anmache. Du bist die Einzige, die mich immer nerven darf, okay?"

Meine Mundwinkel verzogen sich sofort zu einem Grinsen und ich gab ihr einen Kuss. Mein Blick fiel auf die Uhr und ich stöhnte, es war Zeit sich fertig zu machen.

Die Veranstaltung war in einer großen Villa eines Freundes meiner Eltern. Viele der reichen Paare musterten Amys Tattoos abschätzig, was mich echt sauer machte. Unter Joes Anzug konnte man seine Tattoos nicht sehen, wobei er eh die wenigsten der ganzen Gang hatte. Auch seine Frisur war nicht so ausgefallen, sodass er im Anzug recht anständig aussah. Einige der reichen Söhne sprachen Amy trotzdem an, wer konnte es ihnen verübeln. Egal wie abgeneigt man gegen Tattoos war, jeder mit Augen im Kopf konnte sehen, dass Amy eine Naturschönheit war. Sie redete irgendwann mit einem Mädchen, das ich vom Sehen kannte. Sie ging auf unsere Schule und kannte Amy wohl aus irgendeinem Kurs. Richtig aufmerksam wurde ich erst als sich eine weitere Person zu ihnen gesellte.

Joe merkte wohl meinen Blick, denn er musste leicht lachen: „Ja, Jackys Familie hat ziemlich viel Geld. Ist doch schön, hat Amy hier auch jemanden." Ich fand es alles andere als schön, dass dieses Mädchen hier war. Meine Eltern stellten sich zu uns und meine Mutter lächelte: „Wie amüsiert ihr euch?" Joe lächelte zurück: „Ganz fantastisch. Sky hatte gerade vorgeschlagen, bald mal essen zu gehen mit Ihnen." Meine Eltern waren ganz begeistert und ich konnte nur lächelnd nicken.

Als Amy nach draußen ging, nutze ich meine Chance und lief ihr nach. Auf der Terrasse holte ich sie ein und hielt sie am Arm fest. „Oh hey", meinte sie und ihr Ausdruck wurde sofort weicher. „Was habt ihr geredet?", fragte ich und sie lächelte: „Du musst nicht eifersüchtig sein."

Ich verdrehte die Augen und wollte sie stehen lassen, doch sie hielt mich auf. „Warte. Ich war mal ganz gut mit Jacky befreundet und wir hatten öfter etwas miteinander, aber ich stand nie wirklich auf sie. Ach verdammt, Jess kann es dir besser erklären." Sie wirkte wirklich verzweifelt, also nahm ich ihre Hand und lächelte aufmunternd: „Schon okay."

Ich zog meine Hand wieder weg, als Leute hinauskamen. Ein Mann blickte herablassend auf Amy und sagte dann irgendetwas zu seiner Frau. Ich hatte ihn schon vorhin kurz beobachtet und es reichte mir wirklich. „Hey!", machte ich sie auf mich aufmerksam. „Sie sollten es sich besser verkneifen, über meine Schwester zu lästern, wenn Sie ihr doch vorhin geschlagene zehn Minuten auf den Hintern geklotzt haben."

Der Typ lief rot an und seine Frau fragte empört, ob das stimmte. Amy zog mich von den Leuten weg und schmunzelte: „Du musst mich nicht verteidigen. Es ist mir egal, was diese Leute von mir denken." Ich verdrehte die Augen: „All diese Männer gucken dich so an, als wärst du die nächsten Monate ihre Sexfantasie. Ich wette die meisten würden auch sofort ins nächste Gästezimmer mit dir gehen."

Sie fiel mir ins Wort und grinste: „Wo du gerade vom Gästezimmer sprichst. Wie wäre es?" Sofort verschwand meine Eifersucht und ich musste lächeln. Es erstarb allerdings, als Joe heraus zu uns kam, gefolgt von meinen Eltern. Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss: „Hey Babe, was macht ihr denn hier draußen?"

Ich musste mich zwingen, ihn nicht wegzuschubsen. In Amys Augen konnte ich sehen, dass sie kurz davor war, ihm an die Kehle zu springen. Ich versuchte die Fassade aufrecht zu erhalten und meinte: „Wir haben nur etwas frische Luft geschnappt." Er legte einen Arm um meine Hüfte und wanderte immer tiefer bis an meinen Hintern. Amys Kiefer spannte sich so sehr an, dass ich es fast knirschen hörte. „Ich werde mal zur Toilette gehen", sagte ich in die Runde und lief hinein und die Treppen hoch.

Ich hoffte sehr, dass Amy mir nachkam und suchte nach einem abgelegenen Zimmer. In einem der Gästezimmer atmete ich tief ein und aus, Joes Berührungen waren ekelhaft gewesen. Zum Glück kam Amy nach ein paar Minuten tatsächlich ins gleiche Zimmer und ich seufzte erleichtert. „Danke, dass du ruhig geblieben bist." Sie ballte die Fäuste und lief hin und her: „Ich würde ihm so gerne die Fresse polieren. Niemand darf dich anfassen."

Sie kam dicht zu mir und streichelte mit ihrem Daumen über meine Lippen: „Diese Lippen gehören nur mir." Ich atmete schwer gegen ihren Finger und sah, wie dunkel Amys Augen wurden. Ihr Finger strich über meinen Hals hinunter zu meinem Ausschnitt. „Kann es sein, dass du mir heute auch schon auf den Arsch gestarrt hast?", hauchte sie und ich schloss meine Augen und nickte. Ich biss mir auf die Lippe und sie knurrte: „Wehe du machst das nochmal." Ich schob ihre Hand in mein Kleid und blickte in ihre Augen: „Sonst was?" Sie zog mich dicht an sie heran und flüsterte: „Du machst mich wahnsinnig." Mit zwei Schritten hatte sie mich auf die Matratze gedrückt und küsste mich innig.

Als ich wieder herunterlief, störten mich die langweiligen Gespräche nicht mehr. Amy hatte mir deutlich gezeigt, dass sie nur mir gehörte und das niemand ändern konnte. Joe kam zu mir und wirkte sichtlich angepisst.

„Wo warst du so lange", fragte er wütend. Ich lachte nur: „Als würde dich das etwas angehen." Zum Glück wurden wir durch einen Mann unterbrochen, der sich mir als Dozent vorstellte. Er arbeitete in England an einer renommierten Universität und hatte Kontakt zu meinen Eltern gehabt. „Sie können mich gerne mal anrufen und dann reden wir über ein Austauschjahr?", sagte er freundlich und gab mir seine Karte. Ich hatte immer schon mal nach England gewollt, jetzt allerdings fiel mein Blick auf das dunkelhaarige Mädchen, das gerade über einen Witz meines Vaters lachte. Ich wusste genau, wie sehr sie sich für so etwas überwinden musste und dass sie es nur für mich tat.

Ich beschloss später mit ihr zu reden und mich erst danach zu entscheiden.

Sie ist so viel mehr..Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang