siebenundzwanzig - verwirrende Begegnung

1.1K 76 11
                                    

Camille McNewson

„Camille!", Grace öffnete mir euphorisch die Tür und fiel mir um den Hals, „Komm doch herein!"

Ich umarmte sie etwas perplex über die Überschwänglichkeit, ließ mich dann aber von ihr ins Zimmer ziehen. Der beißende Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase, welcher die Erinnerungen des vergangenen Abends hochkommen ließ. Ich verzog das Gesicht. „Hast du etwa-", ich unterbrach mich mitten in meinem Satz, als ich vier andere Ladys in Grace Zimmer entdeckte. Eine von ihnen war Grace Zimmernachbarin, eine andere war Athena, welche in der vergangenen Woche eine der Favoritinnen gewesen war, und ein weiteres Mädchen kannte ich nicht beim Namen. Zu meiner Überraschung entdeckte ich außerdem noch Tuesday unter den Mädchen. Sie lächelte mir zaghaft zu, was ich irritiert erwiderte.

Ich wandte mich an Grace. „Ich dachte, wir könnten reden", meinte ich in gedämpften Tonfall zu ihr.

„Können wir doch auch", Grace legte einen Arm um meine Schulter und grinste mich breit an, „Komm, setz dich doch. Kann ich dir etwas zu Trinken anbieten?"

Ich versteifte mich, während Grace mich in einen der blauen Ohrensessel drückte, und schüttelte den Kopf. „Nein, danke."

Ich spürte Athenas taxierenden Blick auf mir, während sich die anderen drei Mädchen angeregt unterhielten. In ihren Händen hielten sie Gläser, welche wahrscheinlich mit alkoholhaltigen Getränken gefüllt waren.

Athenas eisblaue Augen betrachteten mich eingehend. „Du bist Camille, richtig?"

Ich nickte stumm. Grace war in einem anderen Raum verschwunden und kehrte gerade mit einem Glas zurück, welches sie mir in die Hand drückte. „Hier, trink."

Ich schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich möchte nicht", wiederholte ich mit Nachdruck und schob das Glas weg, „Ich hatte gehofft, dass wir uns unterhalten könnten, Grace. Allein."

„Was gibt's denn Wichtiges?", fragte sie, „Ich dachte, wir könnten ein bisschen Spaß haben."

Tuesday schaute zu uns herüber und kicherte. „Genau, Camille. Beim Ball gestern warst du doch auch nicht so verklemmt."

Ich sah sie an und versteifte mich noch mehr. Ich wusste, dass ich ihr nicht böse sein durfte, da sie offensichtlich bereits angetrunken war. Dennoch traf es mich, dass Tuesday meine Entscheidung nicht akzeptieren konnte, sondern mich vor den anderen bloßstellte, während sie vor einigen Stunden meine Mitstreitschlichterin gewesen war. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Ich benahm mich albern.

„Was war denn beim Ball?", fragte nun ein braunhaariges Mädchen neugierig.

Grace machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach nichts", meinte sie und brachte die Mädchen dazu, ihre Aufmerksamkeit wieder aufeinander zu richten.

„Woher hast du das überhaupt?", fragte ich und deutete auf die alkoholischen Getränke, „Alkohol ist verboten."

Außer auf diesen offiziellen Anlässen oder gelegentlich einem Glas Wein zum Abendessen war das Trinken von Alkohol strengstens untersagt. Ich fragte mich, wie Grace überhaupt daran gekommen war.

Grace hob die Schultern. „Das tut doch nichts zur Sache", antwortete sie vage.

Ich presste die Lippen zusammen und nickte. „Du hast Recht. Es geht mich auch nichts an", erwiderte ich und erhob mich aus meinem Sessel, „Ich wünsche euch noch einen schönen Abend."

Ich war bereits auf dem Weg zu der Zimmertür, als Grace mich am Arm zurückhielt. „Hey, sei doch nicht so", sagte sie und verzog den Mund, „Tuesday hat Recht. Du warst doch gestern nicht so eine Spaßbremse."

The Selection - never give upWhere stories live. Discover now