Im Mondschein

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Als ich aufwache merke ich, dass ich mal wieder in Anziehsachen auf dem Bett liege, die Decke unter mir zerknüllt und das Salz der Tränen klebt unter meinen Augen. Der Schein des Mondes wirft gespenstische Schatten ins Zimmer. Ich stehe auf, ziehe mir eine kurze Jogginghose an und ein schlichtes Top. Dann laufe ich barfuß die Treppe hinunter und durch die Küche ins Wohnzimmer. Einen Augenblick bleibe ich vor den Fenstern stehen, betrachte den im Dunkeln liegenden Garten. Dann lasse ich mich in einen Sessel sinken und lasche dem Wind, der die Zweige er Bäume durchweht.

"Alles sagen man könnte es vergessen", sagt plötzlich eine Stimme neben mir. Ich schrecke hoch und erkenne Andres Umrisse im Türrahmen. "Als ob man so etwas jemals vergessen könnte." Obwohl er für jeden anderen in Rätseln sprechen würde, verstehe ich war er meint. Trotzdem wische ich mir schnell die Tränen weg, die sich auf meine Wangen geschlichen haben und sehe wieder hinaus.

"Ich will es gar nicht vergessen", sage ich. Er kommt nähre und setzt sich ins Sofa. "Ich will SIE nicht vergessen." Ich sehe ihn an. Seine Gesichtszüge sind nur sehr wage in der Dunkelheit zu erkennen, doch ich erkenne trotzdem die Trauer darin. Wir beide haben das verloren, dass uns am meisten am Herzen lag. Und wir sind völlig verschieden damit umgegangen. Allerdings scheint keiner den besten Weg gewählt zu haben.

„Warum bist du abgehauen?", fragt er plötzlich. Ich sehe ihn an. Warum? Ich weiß es nicht, möchte ich am liebsten sage, aber wir beide wissen, dass das eine Lüge wäre. Jetzt wo ich hier bin fällt mir die Antwort leichter. Sie liegt vor meinem inneren Auge, zum Greifen nah und doch zu weit weg, um sie zu verstehen.

„Wegen dir", lasse ich die Wahrheit in den Raum gleiten und sehe ihn nicht an. Es hört sich so schlimm an, so vollkommen falsch und doch so richtig.

„Ich hätte nicht anders gehandelt", flüstert er. Sein Körper ist nur ein dunkler Umriss neben mir.

„Es tut mir leid", hauche ich, ohne zu wissen ob das stimmt. Schweigend blicken wir beide aus dem Fenster und versuchen die Wahrheit zu verstehen. Ist meine Realität denn so vollkommen anders als seine? Oder sind wir nicht beide dem selben Schicksal entflohen, um den richtigen Weg zu umgehen? Langsam fallen mir die Augen zu und ich sinke in einen unruhigen, traumlosen Schlaf.

Sorry für ein so kurzes Kapitel. Was jetzt kommt musst einfach allein in einem einzelnen Kapitel sein...
~Karla

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