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Leicht hauchend, zart, fast schon beflügelnd und entzückend von Langeweile getrieben, hat der Weg des Lebens die beiden in ein Café geführt. Der Durst hat sie doch eingeholt und einnehmend in die Enge des Weges, der Deutung und Führung gedrängt.

Entspannt sitzen sie an einem Tisch, erneut wurde eine Bestellung aufgegeben, diesmal jedoch, hat der Ältere höchstpersönlich entschieden und mit seiner ergreifenden Stimme, mit der Macht von Worten, es selbst getan ; sich einen Milchshake bestellt. Der Jüngere währenddessen hat sich für einen Cappuccino entschieden, also wie eigentlich jede Bestellung in einem Café ohne Spektakel, Auffälligkeiten oder doch einer Mappe voller Akten des Totem auf dem Tisch. Diese befindet sich haltend immerhin in Jungkooks Händen.

Alles ist komplett normal.

Sowas nimmt doch wirklich jeder mit ins Café. Ist immerhin spannender als diese standardmäßige Zeitung, welche man für eine perfekt gerade Leseposition vor und nach jedem Blättern einmal kräftig schüttelt. Das Knistern, dieses Standards, welches wahrscheinlich auch Knicke vermeiden soll, in dem Kopf eingenistet verlässt dieses Geräusch nicht mehr die Gedankenbahn des Polizisten. Dabei liest er selbst doch gar keine Zeitungen. Dies hat er noch nie und auf einem Plan des Handelns niedergeschrieben will er dies auch nicht. Er liest, wenn überhaupt, Akten, Aufträge, anderes Zeug und wenn im Job nichts Spannendes passiert den ein oder anderen Krimi.

Er durchblättert die Mappe und voller Fokus, als auch Intensivierung, versucht er es zu verstehen. Bestimmte Sachen, Wörter und Lebensereignisse sind umkreist, unterstrichen oder auch mit einem Pfeil versehen, welcher zu geschriebenen Notizen am Rand führt. Der Kopflose war somit beweisend, alles außer ein Zufallsopfer. Es wurde geplant, wahrscheinlich unwissend wurde zu seiner noch lebenden Zeit, alles von ihm analysiert und untersucht. Sein Leben, sein Handeln, einfach alles war für jemand anderes Stoff des Lernens. Es war interessant. Es war faszinierend. Es war ein Thema, welches eine Befassung verdient hat.

Also für den Psycho....

Jungkook stützt sich gelangweilt auf seinem Handrücken ab. Sollten die beiden vielleicht in das Krankenhaus seiner Geburt fahren? Zu seiner Wohnung? Oder vielleicht doch einfach weiterlesen?

Jeden Zettel, den er fertig gelesen hat, reicht er zu Taehyung rüber. Vielleicht sehen die Augen des anderen mehr, ob der Ältere überhaupt weiß was hilfreich sein könnte? Er ist kein Polizist, also alles außer gelehrt und dank Ausbildung in Wissen getunkt.

Plötzlich kommt die Kellnerin wieder und stellt jeweils das gewollte Getränk vor den vertieften Männern ab. Nicht herzig und eher aus Höflichkeit, der Sozialität gesehen, wird ein dankendes Wort von Taehyung und ein leichtes Nicken, mit fake fröhlichem Lächeln, ihr gegenüber gebracht. Kaum ist die Frau ohne weitere Worte, Blicke oder Kontakte wieder davongegangen, greifen beide gleichzeitig zu ihrem Getränk. Wieder komplett ohne Fokus, scheinbar ohne Bedeutung und einfach vertieft ohne Abwenden vom aktiv lesenden überfliegen von Texten beschäftigt, nehmen sie dann auch jeweils einen kräftigen Schluck.

Nicht gewollt, eher vom Körper ausgehend, verlieren die Gesichter beider etwas an Spanne. Sie scheinen entspannter, fast schon dank der Befeuchtung ihrer Hälse befriedigt.

Ein schönes Gefühl. Wirklich. Ungelogen. Das Gefühl, wenn ein Hals, welcher mit Trockenheit der Savanne ähnelte, wieder Kontakt mit Flüssigkeit eingeht ist so wunderbar. So reizend. So perfekt.

Tatsächlich, an einen großen Zeitsprung gerichtet, geht dies so auch die nächste Stunde. Genauso. Ab und zu etwas trinken und aktiv immer weiterlesen. Es ist zwanzig Uhr. Jungkooks Schicht ist schon Ewigkeiten beendet und Taehyung ohne Ahnung, was er heute eigentlich machen wollte, freut sich über diese Beschäftigung. Beide sind ohne Langeweile in Freizeit gefangen, scheinbar mit einem Hobby vereint.

Plötzlich weiten sich die Augen des Jüngeren. Es ist das letzte Blatt. Wieder ein Wort umkreist. Diesmal jedoch, das einzige Mal in der ganzen Zeit, doppelt und mit einem dickeren weinrot farbigen Stift. Das ist sie. Sie muss es sein. Die Spur. Der nächste Hinweis.

„Wir müssen zum Golfplatz!"

Zusammenzuckend hebt Taehyung seinen Blick, mustert den anderen kurz, nickt dann jedoch und legt seinen aktuellen Zettel auf die anderen. Den Stapel aller nehmend, hebt er diesen an und klopft alle Blätter ordentlich auf einer Höhe in perfekte Ordnung, eh er sie alle dann zu Jungkook gibt. Dieser steckt die Blätter dann voller Ordnung wieder in die Mappe.

„Also dann los, aber vorher-"

„Ich muss noch auf Klo!"

Aufspringend rennt Taehyung sofort zu diesem, die Angst, dass der Polizist den Fall über dieses Bedürfnis stellt, ist zu groß.
„Da wollte ich auch hin!"

Schnellen Schrittes folgt er seinem nicht amtlich angesehenen Kollegen. Die Tür zur Toilette will schon in eine Schließung fallen, jedoch hält Jungkook sie davon ab. „Was? Du willst mich jetzt aber nicht aufhalten... e-es ist ein Bedürfnis-"

„Alles gut, ich muss auch."

„Na, wenn das so ist. Ich nehm eine Kabine."

Sich abwendend geht der Ältere tatsächlich zu einer der besagten Kammern, bei der kurz darauf dann auch schon ein rot statt weiß zu erkennen ist. Seinen Kopf schief legend versteht Jungkook kurzzeitig die Welt nicht mehr. Warum denn das? Was ist das Problem des Älteren?

Gibt es überhaupt eines oder war seine Aussage einfach nur darauf bezogen, dass er dies immer so macht? Nicht verstehend, jedoch gleichzeitig keinen tieferen Sinn im weiteren Denken erkennend, dreht Jungkook selbst sich zu einem Pissoir.

Die Tür der Kabine öffnet sich wieder mit einem Klacken und sich umdrehend, schließt der Jüngere in dieser Sekunde seinen Hosenstall. Von normal und eindeutig richtiger Hygiene getrieben, gehen beide zum Waschbecken und voller Ordnung eingeseift gehen sie der Reinigung ihrer Hände nach. Die Mappe, welche Jungkook auf den Rand eines der Becken abgelegt hat wieder nehmend, verlassen sie das Bad und kurz darauf das ganze Café.

Am Wagen angekommen setzen sie sich wieder beisammen in diesen, eh wie schon eingelebt, wie ein normaler Rhythmus des Alltages, eine erneute Fahrt beginnt.

Weswegen sie zum Golfplatz fahren?

Der wohlhabende im Büro arbeitende Kopflose, hat in seiner Freizeit, scheinbar leidenschaftlich das Golfen erwählt. Oje, wie klischeehaft klingt denn dieses Hobby? Dies ist eine schwere fast schon interessante Frage, zu der keine Antwort parat gehalten wird. Wenigstens hatte der Mann vor seiner ewigen Ruhe, nicht so oft Stillstand und Langeweile. Er hatte eine Beschäftigung, welche viele als öde und langweilig ansehen, welche ihm jedoch Freude bereitet hat.
Der rote Kreis, welcher in der Akte um diesem Wort war, war dank seiner Farbe so auffällig, dass Jungkook sich fast schon den Kopf und keine erneute Aussage der falschen Spur erhofft.

Das Spiel macht ihm zwar Spaß, jedoch kommt der Tag seinem Ende nah und heute Abend, spätestens gegen 22 Uhr, will er wenigstens noch eine Folge seiner Lieblingsserie schaffen, eh er sich einen erholenden Schlaf der Schönheit gönnt.

Und Taehyung? Der ist aufgeregt, darüber was wohl noch passiert und denkt nicht mal daran, wie ein Leben ohne diesen Fall oder gar der nachher verlaufende Abend aussehen könnte...

just blood. | taekook  ✔Where stories live. Discover now