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Es ist nicht viel Zeit vergangen. Nur ein paar Minuten. Höchstens zwanzig und mindestens die zehn, aber genauer, kann es nicht wirklich gesagt werden. Keiner hat eine Uhr angestarrt, die angezeigten Zahlen abgelesen, sich eingeprägt und mit der Zeit des Ankommens abgleichend eine Spanne errechnet. 'Keiner'.

Weshalb sollte man dies denn auch tun?

Klingt doch irgendwie verrückt, oder?
'Als ich losging war es genau 18:24 und jetzt, als ich angekommen bin, ist es drum wiederum 18:36.'
Oh ja, irgendwie klingt es verrückt. Jedoch ist es eigentlich jedem schonmal genauso ergangen. Was nun der Grund für eine genaue Kenntnis der Zeit war, ist dabei irrelevant.

Vieles ist irrelevant, auch diese Worte.

Seinen Kopf schüttelnd stößt Jungkook die Tür auf. Die Zeiten 18:24 und 18:36, sind dabei zutreffend. Sein Grund für dieses Wissen?
Als sie den Laden verlassen haben und losfahren wollten, spielte er kurz am Radio rum, eh er auf das Gas trat. Und jetzt, einfach gesagt, hat die Bar eine große und klackende Uhr an der Wand, welche man beim Betreten sofort mit den Augen auffangend vor sich erkennt. Etwas umständlich und kompliziert formuliert, könnte man jedoch auch sagen; Die Augen der Achtsamkeit, durchquerten eine Umgebung der Unwissenheit und ohne Zeitgefühl schien ihr Ende nah. Als vor ihnen jedoch eine neue Tür, den Weg in die Öffnung wagte, erhaschen sie etwas, dass alles veränderte. Ein Klacken, zwei Zeiger und zum Ablesen, genau eine Zeit. (Ob diese korrekt ist, ist eine andere Frage.)

Erneut kann Jungkook nur seinen Kopf schütteln.

Ob Taehyung bei dem ständigen Zucken des Jüngeren denkt, dass dieser ein Problem hat?
Scheinbar nicht. Diesmal vom Älteren angeführt, gehen sie nach dem Betreten der Bar geradewegs zur Theke.
Dort angekommen, nehmen die beiden sich setzend, dann jeweils einen Hocker für sich.

Leicht von zarter Ungeduld getrieben, was denn wohl als nächstes passiert, wippt, zuckt und zittert Taehyungs ganzer Körper zart vor sich hin. Er ist in einer Ermittlung. Mord. Er ermittelt bei einem Mordfall... Zufall. Es war reiner Zufall und auch wenn dies nie zu seinen Lebensplänen gehört hat, kann er dies jetzt wenigstens als erledigt ansehen. Und mal so nebenbei erwähnt, seine anfangs so dramatisch stark ausgeprägte Angst, ist ohne weiteres Blut und Körper ohne Köpfe, der Vergangenheit angehörig und er selbst eigentlich sogar echt entspannt. Also, wenn man die Aufregung ignoriert. Diese ist immerhin alles, außer mit Entspannung gleichzusetzen.

Die plötzliche Stimme des Polizisten reißt ihn aus seinen Gedanken.
„Wir hätten gerne zweimal Saft!"
Leicht verwirrt, dann jedoch schnell unbekümmert sieht der Barkeeper Jungkook an. Der Jüngere schnalzt, wahrscheinlich nur für Taehyung bemerkbar, leicht genervt mit der Zunge, eh er sich an den Älteren wendet. „Wir sind immerhin auf der Arbeit und dort wird nichts Alkoholisches getrunken! Nicht wahr?"
Ihn anstarrend und dies in Gedanken gefangen komplett fokussiert, nickt Taehyung schwirr, nicht ganz beisammen, von Abwesenheit gesteuert.
„Ich hoffe es war okay, dass ich für dich auch Saft bestellt habe."

„Taehyung?"

Das gleichmäßige Zucken nimmt ab und leicht erschrocken, von einem kräftigen Ruck seines Körpers untermalt, sieht er plötzlich perplex und alles außer auf dem neusten Stand, zu dem Jüngeren. „Was hast du gesagt?"

„Das die Saft-Bestellung kein Problem war."

„Ja... Ja! Ich trinke echt gerne Saft."

Ein dumpfes Geräusch ertönt, zwei Gläser werden vor den eigentlich im Gespräch vertieften Kunden abgestellt. Sofort zucken ihre Blicke zu dem Barkeeper. „Na, wenn das so ist, lass dir dein Getränk schmecken." Mit einem schiefen Lächeln und einem schnell beendeten Zwinkern, wirft der Mann ihnen eine Aussage entgegen, eh er sich abwendet. Musternd legt Jungkook seinen Kopf schief, der Typ, welcher jetzt komplett vertieft, mit Abtrocknen beschäftigt scheint, hat doch gerade keinen Versuch des Flirtens an seinem perfekten Kollegen gestartet, oder? Dies wird nämlich nicht geduldet. Er ist ausschließlich sein. Diese Bindung zueinander und die plötzliche Harmonie in diesem Fall, all dies ist nur dank Taehyung möglich. Niemand darf ihm dem Älteren wegnehmen, er gehört ihm.

Ach. Der Typ hat bestimmt nicht-

Sein Blick fällt auf die Gläser. Taehyung umfasst gerade seines und will es in die Höhe zu seinem Mund tragen, da packt ihn der Jüngere am Handgelenk.

Verwirrt sieht ihn der Ältere an, weshalb bestellt Jungkook etwas, wenn er es dann nicht trinken darf?
Langsam zieht der Polizist das umfasste Handgelenk des anderen zu seinem Kopf. Direkt unter seiner Nase angekommen stoppt die Bewegung. Kräftig etwas Luft einziehend und wie in der Chemie gelehrt, mit der anderen Hand leicht zu seinem Riecher fächernd, nimmt er einen dominant starken Geruch wahr.

Eisen.

Entweder dieser Saft ist eine wahre Bombe, welche besessen von diesem Zeug ist.
Oder, wie die rote Färbung es unterstützt, es ist Blut. Tatsächlich hat die Farbe den Polizisten erst stutzig gemacht und bevor Taehyung wieder ausrastet, wollte er ausschließlich sichergehen, aber diese Entdeckung...

Den Arm des anderen von sich stoßend, zieht er seine Beine springend in die Höhe und hockt kurz darauf auf dem eigentlich fürs Sitzen gedachtem Hocker. „Nicht trinken."
Mit festem Blick beweist er Taehyung die Ernsthaftigkeit seiner Aussage, eh er sich aufstellt und über die Theke hüpfend genau hinter dem Barkeeper steht. Dieser zuckt vor Schreck zusammen und Jungkook spürt sein leichtes Zittern, als er seine Hände an die Hüfte des Mannes legt. Sich leicht nach vorne beugend, flüstert er diesem dann etwas ins Ohr. „Zeigen sie mir die Flasche, aus welcher unser Saft stammt. Information am Rande ich bin Polizist, also hop hop."

Einen Schritt zurückweichend, während der Mann seine Freiheit für ein kräftiges Ausatmen ausnutzt, nickt er dann schnell und zeigt dem Polizisten die Flasche. Leicht lächelnd nimmt Jungkook diese an sich. Langsam schlendert er wieder zur Theke und kommt genau vor Taehyung zum Stehen, während er das Etikett anstarrt.

„Blut-"
Ein Geräusch des puren vom Ekel gereizten Würgen unterbricht seine gewollten Worte.
Taehyung sieht ihn mehr als nur verstört an, während er das Glas immer weiter weg von sich schiebt, bis die Spanne von seinem Arm nicht mehr ausreicht.
„-vielleicht sogar das von unserem Opfer. Kann ich jedoch nicht sagen."

Somit stellt er die Flasche vor dem Älteren ab und dieser sieht dann auch, was geschrieben auf dem Etikett niedersteht.

»𝘋𝘪𝘦𝘴𝘦 𝘓𝘦𝘪𝘥𝘦𝘯𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘵 𝘳𝘦𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘸𝘰𝘩𝘭 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘢𝘶𝘴, 𝘰𝘣 𝘥𝘪𝘦 𝘓𝘪𝘦𝘣𝘦 𝘻𝘶𝘮 𝘑𝘰𝘣 𝘪𝘮 𝘉ü𝘳𝘰 𝘮𝘦𝘩𝘳 𝘚𝘵ä𝘳𝘬𝘦 𝘦𝘳𝘸𝘦𝘪𝘴𝘵? 𝘝𝘪𝘦𝘭𝘭𝘦𝘪𝘤𝘩𝘵... 𝘝𝘪𝘦𝘭𝘭𝘦𝘪𝘤𝘩𝘵...~«

just blood. | taekook  ✔Where stories live. Discover now