Zwei

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Die beiden liefen zur Kasse und weil ich der einzige Mitarbeiter im kleinen Laden war, machte ich mich auf den Weg zu Jisung und Felix. Während ich hinter den Tresen lief, musterte ich die beiden. Sie steckten in Schuluniformen. Beige auf weiß. Genau die gleiche habe ich auch damals getragen, als ich noch zur Schule ging und ich könnte von Glück reden, dass der Laden hier in unmittelbarer Nähe der Schule war. So würde ich weiterhin Jisung sehen können. Hier kamen oft Schüler her, um sich Sachen zu kaufen. Ich beachtete niemanden so wie Jisung. Er war mein allerliebster Kunde. Der karamellhaarige Junge legte die Sachen auf den Tresen. Ich zog sie ein und lugte verstohlen auf Felix, der sich an Jisung Arm schmiegte und über beide Ohren lächelte. Er sah so glücklich aus, wie er bei meinem Jisung kuschelte. Am liebsten würde ich ihm das strahlende Lächeln aus dem Gesicht prügeln, bis es mit Blut verschmiert war. Ich biss meine Zähne zusammen und lächelte die beiden an. „Ihr seid ein süßes Pärchen", traute ich zu sagen. Jisung lächelte breit. „Danke." Er bezahlte und nahm die Kekse zu sich. „Sungie! Kuss", bettelte Felix und grinste ihn an. Jisung musste lächeln, bevor er sich zu ihm beugte, um ihn sanft zu küssen.

Ich war wütend. So wütend, weil die beiden so glücklich waren. Neid nahm alles in mir ein, brachte mich dazu tief und hart zu atmen, um nicht die beiden von einander zu lösen und Felix ins Gesicht zu schreien, dass Jisung ihm nicht gehörte und dass es so verdammt weh tat die beiden zu sehen. Der Drang Jisung von Felix zu trennen war stark und flaute nur ab, als die beiden gingen. Nachdem sie außer Sichtweite waren, seufzte ich frustriert auf. Für heute würde ich die beiden nicht mehr sehen müssen. Außerdem konnte ich so wieder meiner Arbeit nachgehen. Das Hundefutter räumte sich ja schließlich nicht von selbst auf. Wieder am Regal angelangt, versuchte ich nicht länger an Jisungs glückliche Beziehung zu denken, es tat einfach zu weh. Aber wie man so schlecht schlimme Erinnerungen ausblenden konnte, folgte mir der Gedanke auf Schritt und Tritt. Auch als ich Feierabend machte und den Laden schloss. Er war überall und versuchte mich in die Knie zu zwingen, sie wollte mich vor Neid zum Verzweifeln bringen. Mit schmerzenden Herzen schloss ich mein Fahrrad auf, welches ich hinter dem Laden an einer Laterne abgeschlossen hatte, auf und stieg darauf. Jetzt erwartete mich ein zehnminütiger Weg zu dem Haus meiner Großmutter. Sie lebte schon lange nicht mehr aber sie hatte mir ihr als einzigen Enkel vererbt und da ich erwachsen war, nahm ich das Erbe gerne an. Einen anderen Platz zum Wohnen fand ich nicht, denn die Wohnungspreise in Südkorea waren nicht gerade billig. Ich wohnte gerne in dem Haus und die Nachbarn waren nett. Größtenteils ließen sie mich in Ruhe aber ab und zu plauderte ich mit ihnen und fragte nach ihren Tag. Jedes Mal sagten sie mir, dass sie meine Oma gerne hatten und dass es sie freute, dass ich in ihrem Haus wohnte. Es wäre sonst so ruhig in der Gegend gewesen.

Der Fahrtwind blies mir durch die braunen Haare, als ich mein Tempo erhöhte. Es war gerade dabei dunkel zu werden und der Himmel färbte sich schon blau. Ich weiß nicht wieso, aber ich mochte die Tageszeit. Der Tag wurde zur Nacht und alles schien zu schlafen. Selbst die Sonne ruhte sich aus. Ich musste kurz lächeln und konnte für einen Moment abschalten. Das Bild von Jisung und Felix küssend lies nach und schmerzte nicht mehr so stark. Ich erreichte das Haus meiner Oma und stieg vom Rad ab. Damit ich mein Fahrrad in der Garage unterbringen konnte, kramte ich den Hausschlüssel mitsamt den Garagenschlüssel aus meiner Jackentasche. Nachdem ich die Garage aufschloss, stellte ich mein Rad ab und schloss sie wieder zu. Dann machte ich mich auf den Weg zur Haustür, die ich auch schnell aufschloss. Mein Magen meldete sich sofort. Hätte ich doch etwas auf den Weg gekauft. Naja, was soll's. Dann müsste ich etwas schnell kochen und war froh, als ich noch etwas Gemüse und Reis vorfand, was ich gut verwenden konnte.

Mit vollem Bauch legte ich mich in mein Bett. Ich habe mir Omas Gästehaus zu meinem eignen Zimmer umgestellt. Hier befand sich alles was ich brauche und ich brauchte nicht viel. Müde rollte ich mich zusammen und musste kurzerhand wieder an Felix und Jisung denken. Wie ein schmerzhafter Blitz schlug er in meinen Gedanken ein. Ich konnte nichts dagegen machen, es passierte immer einfach so. Unkontrollierbar.  Aus Schmerz wurde Wut. Brennende Wut, die von Mordgedanken gefolgt wurden. Bilder, wie ich Felix ersteche, tauchten auf und blieben in meinem Kopf. Blut, überall sein Blut. Es war unerträglich. Unerträglich zu atmen, weil alles in mir wegen dieser negativen Emotion namens Neid schmerzte. Ich fühlte mich einfach nur schrecklich trotz der Mordgedanken wegen Felix. Wie konnte ich nur sein Leben zerstören und zu Jisung meins machen? Würde alles besser, wenn ich ihn umbringen würde? Würde dieser grausame Neid endlich gehen? Tief in mir wusste ich, dass ich so besessen von Jisung war, dass mein Gemütszustand erst besser wurde, wenn ich Felix aus der Bildfläche verschwinden lies. Und wenn er dann mal weg ist, wird Jisung sich die Augen ausheulen und ich würde für ihn da sein und ihn auffangen. Neue Liebe durch alte tauschen. So schwer war das doch nicht, oder? Ich musste einfach Felix aus dem Weg schaffen.

Die Frage war aber wie?

Ka, wie viel ich immer hochladen werde. Ich mache es einfach aus Gefühl c:

Brainbleach (Minlixsung FF)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora