Prolog

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Es benötigte nur eine Nachricht

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Es benötigte nur eine Nachricht. Eine kleine Textnachricht, die nicht bloß eine einfache Antwort auslöste, sondern direkt einen Anruf. Amala lehnte sich gegen meine Schulter, um auf mein Handy zu schauen.
"Sie ist schnell", merkte sie mit samtiger Stimme an. Ihr Schmunzeln war kaum zu überhören.
"Das ist sie."
Amala signalisierte mir, dass ich drangehen sollte, während sie nach Wegweisern zu einem Bus Ausschau hielt, den wir vom Incheon Airport in Richtung Seoul nehmen konnten. Ich nahm den Anruf ab und strahlte, als ich die sanfte Stimme meiner Mutter hörte.
"Hallo, Norang, mein Schatz. Seid ihr beiden gut angekommen?"
Sofort vermisste ich sie, obwohl wir schon seit ein paar Jahren getrennt voneinander lebten. Aber jetzt lagen nicht mehr nur noch die vier Autostunden von New York nach Boston zwischen uns, sondern ein ganzer Ozean. Auf diese Weise konnte ich nicht einfach Freitagnachmittags zu ihr fahren, um mit ihr das Wochenende zu verbringen.
"Alles bestens, Mom. Ich glaube, wir sind nur beide ziemlich müde. Neben Amala saß eine Frau mit breiter Handtasche, in der irgendetwas gestorben sein muss. Außerdem hat die Gute geschnarcht. Abgesehen davon, war der Flug ziemlich angenehm."
Ich rümpfte die Nase, als ich an die wuchtige Dame mit ihrer falschen lilafarbenen Krokodillederhandtasche dachte, die in unserer Reihe am Gang gesessen hatte. Ich glaubte mich daran zu erinnern, dass ihr Doppelkinn gewackelt hatte, während sie im Schlaf einen ganzen Wald abgesägt hatte.

Mom lachte und sagte, ich sollte sie noch einmal kurz anrufen, wenn wir unser Hotel erreicht hatten. Sie legte genau zum richtigen Zeitpunkt auf, denn Amala kehrte zu mir zurück.
"Ich habe einen Bus gefunden, der in zehn Minuten abfährt." Ihr Grinsen war breit, als sie es sagte. Amala zappelte vor mir herum, als hätte sie Hummeln im Hintern. Dabei wippten ihre dichten, dunkelbraunen Korkenzieherlocken auf und ab.
"Du kannst es kaum abwarten, huh?", fragte ich sie und schnappte mir meine Taschen und Koffer.
"Das hier ist das Land meiner Träume! Ich habe so lange auf den Moment gewartet, endlich nach Südkorea zu kommen und jetzt ziehe ich hier einfach hin. Mit meiner besten Freundin. Mit einem Platz an einer Universität. Wie kann ich da noch eine weitere Minute still stehen?"
Amala steckte mich wie immer mit ihrer Begeisterung an und ich verfiel auch ins Schwärmen.
"Du hast recht, ich kann mich auch kaum halten. Es fühlt sich gleichzeitig so seltsam und berauschend an, wieder hier zu sein."
Während meines zehnten Lebensjahres, waren Mom und ich nach Boston gezogen, wo wir bei einer alten Freundin von ihr untergekommen waren. Für uns beide hatte ein ganz neues Leben begonnen. Ich konnte plötzlich sein, wer ich wirklich war und Mom tat es gut, wieder in ihrer einstigen Heimat zu sein. Uns beiden hatte es gutgetan in Amerika zu leben, weit weg von einem konservativen Vater und mittlerweile Ex-Ehemann.

Amala und ich bewegten uns in Richtung des Busses, den sie ausfindig gemacht hatte und verstauten mithilfe des höflichen Busfahrers unser Gepäck. Die ganze Fahrt dauerte eine Weile, doch als wir es schließlich bis vor die Zimmertür unseres Hotels geschafft hatten, das wir für diese Nacht bewohnten, bevor wir ab morgen in unsere Wohnung zogen, waren wir so glücklich und trotz aller Müdigkeit so energiegeladen, dass wir erst einmal eine Hotelzimmerparty feierten, die für eine ganze halbe Stunde anhielt, bevor wir noch voll bekleidet in das große Doppelbett fielen.
"Norang, ich bin so froh, dass wir endlich hier sind und dass du dein Praktikum bei Vogue Korea machen kannst und dass ich meinen Master hier machen kann und dass du in deinem Heimatland endlich die wunderschöne, begabte, strebsame, hübsche Norang sein kannst, die du schon immer warst."
Mir entkam ein grunzender Ton, als ich lachte. Ich drehte mich zu Amala, die ihre Augen geschlossen hatte, so dass ihre langen, schwarzen Wimpern sanft auf ihre hohen Wangenknochen fielen und ihre dunkle Haut zu liebkosen schienen. Sie musste ganz schön fertig sein vom Flug und von den Vorbereitungen, die wir die letzten Tage getroffen hatten.
"Ich bin auch froh, dass wir hier sind und unseren Träumen nacheifern können. Ich hab's echt vermisst hier zu sein, auch wenn ich mich immer noch ein wenig unwohl fühle."

Es stimmte. Ich hatte die Entscheidung, mich bei Vogue Korea für ein Praktikum als Journalistin zu bewerben, sehr bewusst getroffen, weil ich schon als Kind davon geträumt hatte, einmal für ein Fashion-Magazin zu schreiben. Mom war sich nicht sicher gewesen, ob es wirklich der richtige Schritt für mich war, zurück nach Südkorea zu gehen, da nicht nur schöne, sondern vor allem auch schreckliche Erinnerungen an diesem Ort hingen, aber ich hatte das Gefühl gehabt, dass ich zurückkommen musste. Hier war mein Traum geboren worden und es fühlte sich richtig an, ihn auch hier erweitern zu können. Vogue Korea war immerhin eine der größten Chancen, die ich bekommen konnte.
Dennoch spürte ich auch ein unerwünschtes Unwohlsein in mir. Es gibt hier viele Menschen, die mich aus meiner Kindheit kannten und, so banal das auch klingen mochte in einer riesigen Stadt wie Seoul, denen ich rein zufällig auf der Straße begegnen konnte und die geringe Wahrscheinlichkeit bestand, dass sie mich erkannten. Obwohl ich mich stark verändert hatte. Zu der Person, die ich schon immer war.
"Du denkst doch nicht wieder darüber nach, dass jemand dich erkennt und alles den Bach runtergeht. Norang, ich weiß, du bist kreativ, aber könntest du deine Kreativität bitte nicht für Fake-Scenarios verschwenden, die sowieso nicht in diesem Ausmaß in der Realität stattfinden werden?"
"Aber was, wenn sie es werden? Ich wäre immerhin vorbereitet, weil ich dann schon die richtigen Antworten parat habe", scherzte ich, merkte aber schnell, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Für die üblichen Fragen, die ich gerne mal bekam, hatte ich ein ganzes Lexikon voller Antworten, aber würde ich meinem Vater begegnen, wüsste ich nicht, was ich sagen sollte, würde er mich konfrontieren. 'Schau, wie du aussiehst. Das bist nicht du. Du bist keine Frau. Du wirst niemals eine sein.' Die meisten transphoben Aussagen konnte ich mittlerweile ignorieren, auch wenn sie mich trotzdem immer mal wieder erreichten, wenn meine unsichtbare Schutzeinrichtung mal den Geist aufgab. Aber wenn sie von einer Person kamen, der ich einmal nahe gestanden hatte, dann wusste ich nicht, wie ich heute darauf reagieren würde. Als Zehnjährige hatte mich seine Rage darüber, dass ich ein Mädchen und kein Junge war, beinahe zerschmettert. Jedoch nur beinahe.

Amala setzte sich auf und blickte auf mich herab, als würde sie mir gleich einen Rat erteilen.
"Meine besteste, selbstbewussteste, tollste und einzige weibliche Freundin auf der ganzen Welt, wir sind hier um Spaß zu haben und um die Gegenwart zu feiern. Du hast die wahrscheinlich krasseste Praktikumsstelle in Seoul, wenn nicht sogar in ganz Südkorea bekommen, weil du es draufhast, also können wir uns bitte daran festhalten? Ich bezweifle nämlich stark, dass jemand aus deiner Vergangenheit plötzlich eine Redakteursposition in diesem High Fashion Magazine hat. Also nimm meine Hände und denk mit mir zusammen an all die coolen Sachen, die wir hier erleben werden."
Ich nahm Amalas Hände lachend in meine und sie schloss die Augen, als wollte sie mir dadurch positive Energien schicken. Scheinbar schien es zu wirken.
"Okay, okay, ich konzentriere mich nur noch auf das Gute, weil bei uns gerade alles gut läuft und es auch so bleiben wird. Aber sag bitte nie wieder besteste."
Amala öffnete eines ihrer dunkelbraunen Augen.
"Aber wie soll ich 'beste' denn sonst steigern? Allerbeste ist zu lang und beste reicht einfach nicht aus."
Ich seufzte, zog Amala zu mir und wuschelte ihr durch das dichte, dunkle Haar, bis sie quietschte und mich lachend anflehte aufzuhören.
"Und morgen, meine besteste von den besten Freundinnen auf dieser Welt, werden wir die Gegend erkunden, nachdem wir unsere Koffer in unsere Wohnung geladen haben. Deal?"
"Deal."

[Still nervous, aber ich hoffe, euch hat der Prolog gefallen?Die, die auch auf Insta dabei sind, haben Norang und Amala ja schon kennengelernt, aber hier sehen wir sie zum ersten Mal in ihrer Besten-Freundinnen-Dynamik!Ich freue mich wirklich sehr...

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[Still nervous, aber ich hoffe, euch hat der Prolog gefallen?
Die, die auch auf Insta dabei sind, haben Norang und Amala ja schon kennengelernt, aber hier sehen wir sie zum ersten Mal in ihrer Besten-Freundinnen-Dynamik!
Ich freue mich wirklich sehr, dass es jetzt losgeht, die Story wartet seid Oktober 2021 darauf, endlich ans Tageslicht befördert zu werden und ich hoffe sehr, ihr seid genauso gespannt, wie die Handlung verläuft, wie ich.
Aber jetzt, auf Wiedersehen, meine Leuts! Wir lesen uns nächsten Freitag wieder! <3]

Yellow Skies || kim taehyungWhere stories live. Discover now