Das Mädchen mit der Meise

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Es dürfte für sich sprechen...

Sie fand es, so versteckt, zerzaust, allein,
verlassen, beinah nur ohne tot zu sein.
Bedauern füllte ihre warme Kammer
des Herzens, sie befand: "Ach, so ein Jammer."
Sie liebt die Liedchen, die dem Vöglein eigen,
sie singt gern selber, möcht dem Vogel zeigen,
und aller Welt, wie lieb sie diesen hat.
und gibt ihr Wärme, macht's gesund und satt.

Ja, sie hat eine Meise, steht dazu,
singt fein und fröhlich, nur was hast denn du?

Wenn lebhaft ihr das kleine Ding erzählt,
mit Liebesliedern an die weite Welt,
dann wird das Mädchen sicher nimmer fliegen;
doch kann sich so fast in den Winden wiegen.
den klugen Vogel kann sie fast verstehen,
durch Peripheres blickend Augen sehen,
wer ihr, wie sie dem netten Schnabel, lauscht,
hat Gold für Leichtigkeiten  eingetauscht.(1)

Ja, sie hat eine Meise, steht dazu,
singt fein und fröhlich, nur was hast denn du?

Das liebe Ding darf immer bei ihr bleiben,
gleichwohl sich in der weiten Welt rumtreiben,
verewigt sich im guten Kinderherz
und fliegt dann selber ewigkeitenwärts.
Die warmen Äuglein werden Heißes weinen,
doch nach der Nacht die neue Sonne scheinen,
im Herzen bleibt ein Stückchen Ewigkeit,
vielleicht auch wart' ein neues Federkleid (2).

Ja, sie hat eine Meise, steht dazu,
singt fein und fröhlich, nur was hast denn du?

Die Meise, ignoranter Wunden,
geschwächt, doch ungebrochen, und gefunden,
von einem ehrlich frischen Kinderblick,
nur Kinder kennen dieser Klein' Geschick.
Sie zeichnet ihrer Farben Schönheit auf,
vergessen in dem meinen Tageslauf.
Erzählt melodisch von den Sonnenträumen,
die weich den blauen schönen Himmel säumen.(3)

Und schließt du die Pupillen, welche ernst
Dann wünsch ich, dass schon jetzt du von ihr lernst

1) spielt auf Hans im Glück an
2) fragwürdiges pars pro toto. Ich meine mit dem Federkleid einen Vogel.
3) Glückstreffer, denn dies beschreibt eine Blaumeise.

RegenzeitWhere stories live. Discover now