Kapitel 46 - Liebe und Verantwortung

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Falrey erwachte, als die Sonne bereits schien. Durch die angelehnte Türe hörte Emilas gedämpfte Stimme von unten. „Tut mir leid, wollte dich nicht wecken. Ich brauchte nur eine frische Bluse."

Jaz murmelte etwas Unverständliches, gefolgt von einem Gähnen. Es klang, als sässen sie in der Küche.

„Du hast mir nicht gesagt, wie lange ich wegbleiben soll, also dachte ich..."

„Passt schon. Alles in Ordnung."

„Was war überhaupt los?", fragte Emila.

„Musste was mit Fal bereden", antwortete Jaz.

Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann fragte Emila. „Hast dus ihm gesagt?"

„Was?"

„Du weisst was."

Stille. Dann ein kleinlautes: „Nein", von Jaz.

„Immer noch nicht?"

Schweigen.

„Du solltest wirklich."

Jaz gab keine Antwort.

„Es wird nicht besser, wenn du..."

„Halt doch einfach die Klappe, Ela!", unterbrach Jaz sie.

Sie war einen Moment still, dann fragte sie: „Soll ich noch länger wegbleiben?"

„Nein, musst du nicht", erwiderte Jaz leise.

„Gut, dann komme ich heute Abend wieder. Seht zu, dass bis dahin das Durcheinander hier in der Küche aufgeräumt ist."

Jaz Antwort war nicht zu verstehen.

Falrey hörte, wie die Haustür ging, dann kehrte wieder Stille ein. Er dämmerte noch eine Weile vor sich hin, bevor seine Blase ihn endgültig davon abhielt, weiterzuschlafen. Von der Toilette schwankte er gähnend in die Küche und begriff, was Emila mit Durcheinander gemeint hatte, denn offenbar hatte er kein bisschen aufgeräumt nach dem Kochen und war alles andere als zielgerichtet gewesen mit dem Mehl. Er nahm sich vor, später aufzuräumen, erst einmal brauchte er Frühstück.

Jaz sass am Küchentisch, einen Becher Wasser vor sich und sah gewohnt verkatert aus. Er zuckte beinahe zusammen, als Falrey neben ihn trat.

„'Tschuldige das Chaos", meinte Falrey.

„Was?"

„Dass Ela sauer ist deswegen."

„Vergiss es", meinte Jaz. „Sie ist nur angepisst, weil ich Bier heimgebracht hab."

„Warum?", fragte Falrey. „Ich meine... Bier ist doch ziemlich harmlos, oder?" Immerhin hatte sie einen Flachmann Martenbrand im Schrank stehen, vermutlich sicher zur Hälfte, damit Jaz sich damit abschiessen konnte, wenn er wollte. Aber Bier war nicht in Ordnung? „Emila macht manchmal echt keinen Sinn, oder?"

„Doch, eigentlich schon", erwiderte Jaz.

Falrey legte fragend den Kopf schräg.

„Ela will ein normales Leben", sagte Jaz. „Ohne Blut und Tod. Ohne zu viel Alkohol. Sie weiss, dass das nicht möglich ist, nicht mit allem, was war. Deshalb akzeptiert sie das, was notwendig ist. Aber nichts darüber hinaus."

„Wie meinst du?"

„Sie sagt nie etwas, wenn ich auf einem Auftrag verletzt werde", erklärte Jaz. „Sie kümmert sich drum und schweigt, auch wenn sie es hasst. Weil sie weiss, dass es notwendig ist, dass wir das Geld brauchen. Aber sie tickt fast aus, wenn ich ein blaues Auge hab, weil ich mich geprügelt hab. Auch wenn das weniger schlimm ist. Weil es für sie ins selbe geht, und alles, was nicht sein muss, zu viel ist."

Niramun III - Mit Faust und KlingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt