Die Menge johlte, als er auf dem Steinboden der Arena landete. Irgendeinem Teil von ihm war klar, dass er gerade etwas absolut Bescheuertes tat, aber darum ging es doch, oder? Er wollte etwas Bescheuertes tun, es fühlte sich richtig an, und wenn er nicht trinken konnte, dann liess er sich halt vermöbeln.
Der Schiedsrichter trat auf ihn zu. „Sieht aus, als hätte sich doch noch jemand gefunden!", rief er laut, bevor er Falrey mit normaler Stimme nach seinem Namen fragte. „Fal!", rief er auf seine Antwort hin, „Ein Hoch auf Fal!", wechselte nahtlos wieder und meinte: „Du musst die Schuhe ausziehen und ich würd dir empfehlen, du lässt das Hemd auch weg. Du musst nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es zerrissen wird. Wir verstauen das Zeug in der Einnahmetruhe, weg kommt es also nicht."
Falrey nickte, folgte ihm zum Wettmeister, streifte die Stiefel und mit ihnen unauffällig das Knöchelmesser ab, zog sich Tunika und Weste über den Kopf und wickelte den Gürtel darin ein, bevor er zusah, wie das Bündel in der Truhe verschwand. Es war seltsamer, als er gedacht hätte, plötzlich vor so vielen Leuten halbnackt dazustehen, er spürte ihre Blicke und für einen Augenblick fröstelte ihn, als wären sie ein kalter Luftzug. Zögernd trat er zurück in die Mitte der Arena, fragte sich, was sie wohl in ihm sahen. Einen dünnen, blassen Jungen, der sowieso keine Chance hatte. Vermutlich. Sein Blick fuhr über die Menge, aber er wusste nicht mehr genau, wo er gestanden hatte, und auf die Schnelle konnte er Jaz nicht ausmachen.
Dann sah er Koda an, mit seiner blutigen Nase, und ihm wurde wirklich klar, was er gerade im Begriff war zu tun. War er eigentlich übergeschnappt? Jaz hat gesagt, ich kann es schaffen. Während der Schiedsrichter die Leute ein ums andere Mal zum Wetten aufforderte, musterte er seinen Gegner, versuchte sich daran zu erinnern, wie er gekämpft hatte, um sich vielleicht eine Strategie zurecht zu legen, aber er konnte sich nicht wirklich konzentrieren, seine eigenen Gedanken fühlten sich seltsam an. Er war nervös, hatte Angst, und gleichzeitig das Gefühl, als nähme er das alles nicht ernst genug, als wäre es ein Spiel, als wären die Konsequenzen, falls er verlor, noch nicht wirklich in seinem Verstand angekommen. Er kannte diese Mischung, hatte sie jedes Mal gefühlt, wenn er mit Jaz in eine Messerstecherei verwickelt worden war.
Es war dieser Gedanke, der ihm wirklich klar machte, dass er es schaffen konnte. Er hatte Schlimmeres überlebt. Er konnte zuschlagen. Er konnte einstecken. Er konnte den Zorn rufen, wenn er wollte.
Die Menge trat in den Hintergrund, er starrte Koda an, bis dieser den Blick hob und zurückblitzte. Falrey las in seinen Augen. Koda war sich bewusst, dass er angeschlagen war, aber es war ihm egal. Er war auch über den Punkt hinaus, an dem er mit Überheblichkeit auf den Jungen reagiert hätte, der ihn herausforderte, und ihn als zuversichtlich einzustufen, wäre falsch gewesen. Stoisch traf es besser. Er kämpfte mit dem Ziel zu gewinnen, und wenn er verlor, dann war es halt so.
Falrey nickte ihm knapp zu. Koda erwiderte die Geste nicht. Schliesslich trat der Schiedsrichter mit dem Knüppel zwischen sie, sah sie der Reihe nach an, nickte knapp, dann gab er den Befehl zum Start und sprang aus dem Weg.
Falrey ging in die Knie und wartete. Koda tat dasselbe, bevor er langsam nach links schlich, anfing, ihn zu umkreisen. Irgendein Teil von Falrey erinnerte sich daran, dass er vorsichtiger sein musste als sonst mit den Tritten, weil er keine Schuhe trug. Er versuchte sich den Fakt zu merken. Dann griff er an.
Seine ersten paar Schläge waren kaum mehr als angetäuscht, er zuckte jedes Mal sofort zurück, wollte sehen, wie Koda reagierte, ob er versuchen würde, ihn zu packen und ihm den Arm zu verdrehen, aber Koda deckte sich nur. Das nächste Mal ging Falrey wirklich rein, zielte gegen Kodas Gesicht. Koda blockte, riss den Fuss hoch, um ihm gegen den Oberschenkel zu treten, aber Falrey sprang zurück, wich knapp aus und nutzte sein eigenes Ungleichgewicht, um wieder vorzuschnellen.
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Niramun III - Mit Faust und Klinge
FantasyEmila wird bald zu Bodir ziehen. Jaz sucht nach Umairat, obwohl ihm jeder mit Verstand davon abrät. Seniah träumt von einem besseren Leben. Falrey versucht irgendwo zwischen Hochöfen, Lilith's und Puppenspielern er selbst zu bleiben. Aber was bedeut...