37. One condition

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꧁Taehyung꧂

Müde schlage ich meine Augen auf. Es ist früh am Morgen und die Sonne quält sich langsam durch die Vorhänge in den Raum. Ein Blick auf mein Handy verrät, dass es kurz davor ist, sich für die Schule fertigzumachen. Es ist Montag und es steht eine gesamte Woche bevor.

Ein leises Gähnen und tapsende Schritte lassen mich von meinem Display aufschauen. In ein langes Shirt gehüllt, das bis über seinen Po reicht, schreitet Jungkook vorsichtig die Treppen herab. Er schaut noch völlig erschöpft aus. Ich erhebe mich kurzerhand von meiner Couch, doch weiß ich nicht, ob ich direkt auf ihn zugehen soll, darf. In meinem Kopf spielen sich noch immer die Bilder vom Abend zuvor ab.

Völlig erschöpft und frei von allen bösen Erinnerungen, lag er unter mir. Ich habe mich selten so beschützerisch gefühlt, wie in diesem Moment. Ich hätte gestern alles für ihn getan, damit er endlich frei kommt und glücklich ist.

„Morgen." Er reibt sich den Schlaf aus den Augen und trottet anschließend in die Küche. Einen etwas seltsamen Gang kann er nicht verstecken.
„Geht es dir gut? Hast du gut geschlafen? Lass' mich dir Frühstück machen." Ich überschütte ihn mit Fragen und Angeboten, worauf er nur erschrocken reagiert. Das hält ihn aber nicht davon ab, den Tisch für uns beide zu decken. Egal wie sehr ich versuche ihm behilflich zu sein. Ein genervtes Schnauben lässt mich geschlagen Platz nehmen.

„Willst du kalte oder warme Milch trinken?" Der Jüngere linst aus der Küche ins Esszimmer. Erst jetzt erkenne ich die roten Abdrücke an seinen nackten Armen und Beinen.

„K-kalt... Hast du Schmerzen, Jungkook?"

„Ich habe dich nach Milch gefragt, nichts weiter." Sein Ausdruck verfinstert sich und bringt mich zum Schweigen. Es dauert etwas, da kommt er mit einem Tablett in den Händen auf den Esstisch zu. Neben Müsli und Cornflakes befinden sich auch Schüsseln, Bestecke, Geschirr, süßes Brot und Marmelade darauf. Er stellt es ab und reicht mir anschließend eine Schüssel und den dazugehörigen Löffel.

„Das mit Honig, oder?", erkundigt er sich und reicht mir die Box mit meinen Lieblingsflakes. Ich nicke nur. Sein vorheriges Wort hat mir irgendwie die Stimme verschlagen.

„Guten Appetit."

Schweigen. Bis auf die Kaugeräusche, ist am Esstisch nichts weiter zu hören. Nervös wippe ich mit dem Bein. Angst kommt in mir auf, dass ich mit meiner Aktion gestern dem Jüngeren noch mehr geschadet haben, als zuvor. Das schlechte Gewissen nagt an mir. Ich halt das nicht mehr aus.

„Es tut mir leid, wegen gestern."

Er hält in seiner Bewegung inne und legt den Löffel anschließend zurück in die Schüssel.

„Warum?"

Ich schlucke. Sein Blick sticht durch mich hindurch wie eine Lanze.

„D-du möchtest nicht darüber reden, deswegen denke ich—" Er unterbricht mich mit einem Seufzen.
„Hör' auf zu denken. Mir geht es gut, sogar sehr gut. Es ist nur... So intensiv habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Ich konnte endlich einmal wieder genießen, dass mich jemand berührt."
Seine Hand wandert zu seinem Unterleib und er streicht zärtlich darüber.
„Aber ich brauche Zeit, um das zu verarbeiten. Das war ziemlich viel auf einmal, Tae—"

„Ich habe es genossen. Es war wunderbar. Du warst wunderbar."

Meine Worte treiben die Röte zurück in seine Wangen. Beschämt schaut er zur Seite, doch blitzt auch ein Lächeln auf seinen Lippen auf.

„Du warst auch wirklich... Toll. Danke dir, Taehyung."

Wir setzten unser Essen fort. Es ist langsam Zeit, um sich auf den Weg zur Schule zu machen. Ich werde ihn beschützen, wie ich gestern versprochen habe.

„Tae... Taehyung."

Er mustert mich wieder mit den identischen Augen, als wir uns im Wasser gegenüberstanden. Dieser Ausdruck macht mich schwach.

„Ich werde eine Aussage machen, aber nur, wenn du mich wieder zu fühlen lässt."

Overlooked | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt