Kapitel 24

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"Genau." bestätigte Marcus Runayas Worte. "Und noch etwas. Wir wissen, wie viele Leute Asareth hat. Es sind um die 25 Ausgestoßene, die bei ihm Zuflucht gesucht und sich mit ihm verbündet haben. Also halb so viele wie wir. Wenn wir jetzt noch alle unter 16 Jahren abziehen, besitzen wir noch gut ein Drittel mehr Lykaner als er." teilte Marcus mit einer erkennbaren Erleichterung mit. Ich war ebenfalls erleichtert. Wir hatten eine Zahl. Irgendetwas, womit wir uns vergleichen und einstufen konnten.

Bisher mussten wir ja immer die Sorge haben, dass Asareth mehr Anhänger hat, als unseren beiden Rudeln angehören. Aber es hätte mich sowieso gewundert, wenn Asareth  mehr Anhänger gehabt hätte. Ausgestoßene gab es schließlich nicht wie Sand am Meer. Es brauchte schon einiges um ausgestoßen zu werden. Eine meiner Sorgen, die ich noch rund um Runaya hegte. Was hatte sie getan, dass sie ausgestoßen wurde? Aber vermutlich wusste Marcus Bescheid. Zumindest hoffte ich es.

"Demzufolge ist das nicht mehr eine unserer größten Sorgen. Was den Rest betrifft, werden wir euch auf dem Laufenden halten. Falls ihr wie gesagt noch irgendwie eine Information habt, die uns noch nicht bekannt ist, dann meldet euch einfach bei mir oder auch Tyson oder Keyla. Das war's für heute. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Wir sehen uns." Damit verabschiedete er sich von uns und wandte sich nochmal an Tyson, mit dem er sich zu unterhalten begann. 

Das Treffen begann sich aufzulösen. "Und? Erster Eindruck von Runaya?" Ich drehte meinen Kopf Richtung Arya. Sie betrachtete Runaya und wägte ab. "Ein bisschen Skepsis habe ich noch. Ansonsten?" Sie erhob sich. Ich tat es ihr gleich. "Selbstbewusst, ein wenig unsicher durch das neue Umfeld. Neugier. Also sie scheint mir ganz nett zu sein." 
"Gute Einschätzung, Detective." meinte ich mit einer gespielt tieferen Stimme und stupste sie mit meinem Ellenbogen an. Arya wusste natürlich direkt, worauf ich anspielte und grinste mich an. "Seien Sie Mal etwas ernster, Lucifer. Das hier ist ein Tatort!" gab sie empört zurück und kam damit der Chloe Decker aus der Serie Lucifer ziemlich nahe. "Nicht schlecht." lachte ich. Sie wackelte mit den Augenbrauen. "Sie waren aber auch nicht schlecht, Lucifer." Ich schmunzelte. Arya schien auf eine Idee zu kommen. 

"Ich stelle mich ihr jetzt vor."  Sie setzte sich in Bewegung und eilte aus dem Raum hinter Runaya her, die gerade ebenfalls zu gehen schien. Meine Mom war ebenfalls nicht mehr zu sehen. Vermutliche wartete sie im Auto auf mich. Ich folgte Arya. "Warte doch Mal." 
"Dann Lauf schneller." bekam ich nur als Antwort. Aus dem Raum hinaus durch den breiten Flur stolperte ich Arya hinterher, die gerade Runaya an der Treppe erreicht hatte. 

Die beiden reichten sich die Hand, Runaya lächelte Arya freundlich an. Arya sagte etwas und zeigte dann auf mich, als ich stolpernd neben ihnen zum Stehen kam. "Ich fande es einfach wichtig, dass du auch die beste Freundin deiner nächtlichen Aktion mit Luna kennenlernst." 
Runaya betrachtete mich.
"Schön, dich wiederzusehen." Sie schien tatsächlich erfreut zu sein. Was auch immer Marcus in der Nacht noch mit ihr besprochen hatte, hatte scheinbar Wirkung gezeigt. "Geht mir ebenfalls so. Ich wollte dich schon gestern Mal besuchen, nur habe ich dich da leider verpasst."
Runaya kratzte sich am Hinterkopf. "Ja, Marcus hatte noch einiges mit mir zu besprechen. Also was meine Wohnung, die Bezahlung und Kingscroft angeht. Ich werde ja voraussichtlich eine Weile bei euch bleiben."

Während Runaya und ich uns kurz austauschten, schätzte Arya sie noch einmal ab und musterte sie kritisch. "Ich hoffe natürlich für dich, dass du wirklich keine anderen Absichten hast, sonst bin ich die erste, die bei dir aufkreuzt." 
Runayas Blick fiel kurz in sich zusammen und wurde wehmütig. "Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwann so vertrauen, wie ihr es untereinander tut. Aber dass ich dafür etwas tun muss, ist mir klar. Es wäre mir eine Freude, euch in den nächsten Wochen von meiner Ehrlichkeit zu überzeugen."

Arya schien sich weniger beirren zu lassen, auch wenn ich es etwa unhöflich fande, dass sie so offen ihre bereits genannte Skepsis zum Ausdruck brachte. "Das hoffe ich für dich." Sie wandte sich wieder an mich. "Kommst du?" Mit diesen Worten griff sie nach meiner Hand und zog mich Richtung Ausgang. Ich drehte nochmal mein Kopf zu Runaya um. "Wir sehen uns bestimmt mal." Runaya winkte. Auch Arya drehte sich noch einmal um, bevor sie hinaus auf die Straße trat. "Wenn du doch andere Absichten hast und uns verrätst, dann bist du eine tote Frau." Damit schloss sich hinter uns die Tür zum Rathaus. 

Wolfsblut - Der Beginn einer neuen ÄraWhere stories live. Discover now