Kapitel 30.

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Widow

Nachdem wir das Quartier erreicht und Jenny erzählt hatte, dass ich die Verhandlungen abgebrochen hatte, hielt Jonas mir erstmal einen Vortrag über Verantwortung und darüber, dass mein Handeln in diesem Fall das ganze Gegenteil davon gewesen ist.

Gedankenlos, egoistisch und außerdem riskant.

Dann durfte ich zu Wort kommen und nachdem ich Vingate und die Clanstellungen der dort anwesenden erläutert hatte, schwieg er, nahm jedoch kein einziges Wort von gesagtem zurück.

Ich gebot meinem angekratzten Ego die Fresse zu halten, als er dann ungeduldig mit den Fingern auf seinen Schreibtisch trommelte.

Der Tag war allgemein reichlich beschissen verlaufen und ich überließ die restliche Beredung ihm und seinen 'Kids'.

Die Standpauke alleine hatte geschlagene 1½ Stunden in Anspruch genommen.
Und da wir erst um 18:30 wieder zurück gewesen sind spürte ich allmählich, wie sich die Vergiftung bemerkbar machte.

Ich verpisste mich, ohne groß etwas dazu zu sagen und machte mich in meinem Auto auf den Weg zum Arzt.

Dr. Clydes wohnte in einem abgelegenen Eckchen von New York.
In einem kleinen Provinzkaff.

Als ich ausstieg stand mir der Schweiß bereits auf der Stirn.
Ich warf einen Blick die Straße entlang und beobachtete kurz den Himmel, der sich in einem orange-blau über den Dächern der Kleinstadt erstreckte.

Meine Arme zitterten ein wenig und ich überlegte kurz ob ich Jonas 'ne Nachricht schreiben sollte, dass ich wahrscheinlich ein paar Tage lang weg sein würde.

Einfach, weil ich genau wusste, dass mich der Arzt jetzt direkt in Behandlung nehmen und in der Regel erst wieder gehen lassen würde, wenn in meinem Blut keine Spur der Vergiftung mehr vorhanden wäre.

Doch ich ließ es bleiben.

Selbst wenn ich ein paar Tage weg war, im Prinzip hatte ich mich schließlich nicht dazu verpflichtet mich jedes Mal bei diesen Spinnern abzumelden.

Mag sein, dass sie mir drohten, aber nach den letzten Tagen sollten sie eigentlich wissen, dass wir in diesem Fall den gleichen Feind hatten.
Besonders Jonas sollte das allmählich klar sein.

Außerdem hatte ich seine Nummer gar nicht. Da müsste ich jetzt erst noch nachforschen und dafür hatte ich keine Zeit.

Ich steckte das Handy, das ich in meiner Überlegung rausgeholt hatte, wieder weg, ging zur Tür und klingelte.

Während mein Blick auf dem Namensschild verweilte, öffnete sich die Tür und ein kleiner Mann blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an, bevor er seine Brille aufsetzte und überrascht die Augenbrauen hochzog.

Abegesehen von dem Detail, dass er dunkelhäutig und ziemlich alt war, musste man hier noch anmerken, dass er außerdem ein Mensch war.
Man konnte sich ihn ungefähr wie einen schwarzen Danny DeVito vorstellen.

Allerdings arbeitete er seit er von unserer Existenz erfahren hatte mit uns zusammen.
Und wenn mein Arbeitgeber ihm traute, tat ich das auch.
Jedenfalls solange er mir keinen Anlass gab das zu ändern.

"Widow? Dich hab ich so früh noch gar nicht erwartet.", Dann musterte er mich schnell, "Das sieht aber nicht so aus, als ob Vergiftung ganz raus wäre.", Sagte er und ließ mich rein.

"Die von vor einer Woche? Die war fast weg. Aber die von vor drei Stunden macht Scherereien.", Murrte ich und folgte ihm durch den Innenhof und in sein Zweitgebäude hinein.

Es sah aus wie eine Art Anbau.
Nur dass es keine Fenster gab.
Stattdessen gab es Neonröhren und ein paar Krankenhausbetten.
Also eher sowas wie ein Bunker.

Vampire Agent (abgeschlossen)Where stories live. Discover now