Kapitel 13.

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Widow

"Wohin fliegen wir?", fragte ich, als der Wagen zum Flughafen abbog.
Ich hatte schon eine ganze Zeit lang vermutet, dass unsere Fahrt hier enden würde, hatte aber nichts gesagt.

"Wirst du sehen, wenn wir zum Gate gehen.", sagte Jonas und rief jemanden auf seinem Handy an.
Mit einem Murren beobachtete ich, wie das Auto auf den Parkplatz fuhr und die Agenten ausstiegen.
Dann wurde mir die Tür geöffnet.
Ich musterte den Agenten, der darauf wartete, dass ich ausstieg, doch ich ließ mir noch ein bisschen Zeit, bis ich mich abschnallte und dann aus dem Wagen stieg.
Der andere drückte mir eine khakifarbene Reisetasche in die Hand.
Ich musterte die beiden.
Keiner von denen hatte die Fahrt über auch nur ein Wort gesprochen.
Die beiden waren wirklich das wandelnde Klischee.
Ich erinnerte mich an das Kinoplakat von Men in Black und verkniff mir ein Grinsen.

Jonas stieg nun ebenfalls aus und legte auf.
"Da sind ein paar frische Sachen drin, du kannst dich kurz auf dem Klo umziehen und frisch machen."

Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Ich denke nicht, dass ich mich an einem so öffentlichen Platz vor einen Spiegel stellen sollte. Wenn die hier nicht unbedingt ein Luxusbadezimmer haben, in dem sich je nur eine Person aufhalten darf, sollte ich es vielleicht nicht riskieren meine Deckung auffliegen zu lassen.", sagte ich und ließ die Tasche vor mir auf den Boden fallen.

"Du hast kein Spiegelbild?", fragte Jonas und schien zu überlegen.
Ich deutete mit einer Handbewegung auf die Reflektionen im Autolack und unter anderem auf mein fehlendes.

"Das könnte ein Problem werden. Die haben im Eingang eine Spiegelfront an der linken Wand.", er blickte zum Eingang des Flughafens und dachte nach.

"Tja, dann müsst ihr wohl ohne meine Wenigkeit zu eurem wichtigen Termin fahren.", ich zuckte mit den Schultern und machte den Ansatz mir ein Taxi zu rufen.
In dem Moment, in dem ich meine Hand ausstreckte, hoben beide Agenten die Waffen und zielten auf meinen Kopf.
Die umstehenden Leute fingen an zu starren und nahmen Abstand.
"Chillt.", ich hob die Hände langsam und drehte mich wieder zu ihnen.

"Nehmt die Waffen runter, ich habe gesagt nur im Notfall. Und Starrköpfigkeit ist meines Erachtens nach keine große Gefahr für uns.", sagte Jonas und seine geflügelten Affen ließen die Waffen wieder sinken, steckten sie allerdings nicht weg.

"Gut, machen wir's so, ich geh rein, unterhalte mich kurz mit den Angestellten und dann schleusen wir dich durch den Personaleingang rein. Ich gehe davon aus, dass du auch kurz ihr Bad benutzen darfst. Da sollte es keine Probleme geben, in der Regel sind die abschließbar.", sagte Jonas dann mit einem Seufzen und deutete einem der Agenten mitzukommen, während der andere wohl bei mir bleiben sollte.

Sobald Jonas weg war, machte sich ein beklommenes Schweigen breit.
Ich räusperte mich, nahm die Tasche und sah schnell durch, was sie für mich zum Anziehen besorgt hatten.
Eine Jeans, wieder eine Strickjacke, saubere Socken und ein einfaches T-Shirt.
Und gottseidank alles in schwarz.
Außerdem befand sich auch noch ein Anzug in der Tasche.
Ein hässlicher Anzug.
Ich hatte eine vage Vermutung.
"Ey Strohkopf, dieses superwichtige Treffen, da muss ich doch nicht etwa mit reinkommen, oder?", fragte ich den Agenten über die Schulter weg.

"Das ist so ziemlich der einzige Grund, aus dem ich dich überhaupt mitnehme.", antwortete Jonas an seiner Stelle.

"Ah. Sag mal, musste es ein scheiß Nadelstreifenanzug sein? Und...", ich holte die Tüte mit dem Anzug raus,"...Ne rote Krawatte? Ernsthaft? Darf ich fragen wer das ausgesucht hat?", ich stopfte den Anzug zurück, machte die Tasche zu und drehte mich zu ihm um.

"Ich.", sagte Jonas mit einem steifen Lächeln, "Allerdings weiß ich nicht wo das Problem liegt."

"Soll das 'n Witz sein? Ich bin doch kein Immobilienmakler."

Vampire Agent (abgeschlossen)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora