(jeden Freitag) Die Prinzessin, die sie einmal war, ist fast vergessen. Ihr Zuhause unerreichbar fern und dieses kalte Herz, das einst ihr gehörte, hatte nun eine Andere. Lilyanna hat sich längst mit ihrem neunen Leben als Flüchtling und gelegentlic...
Ich wusste, dass sie nicht schlief, obwohl sie die Augen geschlossen hielt und die Erschöpfung sicherlich ihren Tribut forderte. Ich wusste auch, dass meine Anwesenheit sie aufwühlte und sie alles daran setzte sich das nicht anmerken zu lassen. Doch ich sah die steifen Schultern und sah wie sich ihre Brüste viel zu schnell hoben und senkten.
Während ich aber die Möglichkeit hatte dieses Gefühl der Verwirrung beiseite zu schieben, schien sie dem vollkommen ausgeliefert sein. Die Verbindung die wir plötzlich teilten war wie ein jucken auf meiner Haut ein prickeln in meinen Nacken und ein Säuseln in meinem Ohr. Und was auch immer das alles bedeutete – sie wurde stärker. In dem Moment wo ich meine Magie in ihren Körper hatte manifestieren können, hatte dazu geführt, dass sie einen regelrechten Sprung nach oben gemacht hatte. Und nun beherrschte Lilyanna mehr als den Teil meines Verstandes, den ich beiseiteschieben und ignorieren konnte. Ich spürte die körperlich, sogar jetzt noch.
Alleine der Gedanke, sie hier alleine zu lassen, schien ein Sakrileg gleichzukommen und das lag auf keinen Fall daran, dass ich den magischen Bannkreisen, die um dieses Zimmer lagen, nicht vertraute. Es war dieses Säuseln, diese leise Stimme, die Versuchte mich zu manipulieren und dazu zu bringen mein persönliches Glück über das meines Volkes zu stellen. Sie sagte mir, dass ich Lilyanna wollte, das es eine Möglichkeit geben musste sie zur Meinen zu machen und umso mehr ich versuchte sie zu ignorieren umso lauter wurde sie.
„Sire?", fragte Eugens stimme und als ich um den Sichtschutz trat, der die ehemaligen Schlafgemächer der Winterkönigin in zwei Bereiche aufteilte, begegnete ich seinen fragenden und verwirrten Blick.
Ich hatte ihn aus dem Schlaf reißen lassen, so wie langsam, aber sicher, jeder in diesem Schloss aus den Schlaf gerissen wurde. Insbesondere die Mitglieder meiner Garde.
„Der Leiter Eurer Garde sagte mir gerade, dass Kain entkommen sein musste. Verschwunden aus den Verliesen, vor den Augen der Wachen. Sie durchsuchen das Schloss." erklärte er schnell und ich nickte lediglich, weil ich nichts anderes erwartet hatte. Den Angriff hatte Lilyanna nicht geträumt und angesichts von Cedrics Fähigkeit verwunderte mich das alles gar nicht.
„Kümmert Euch um Lilyanna, sie hat sich den Kopf angeschlagen und hat Schmerzen", wies ich ihn an und ich sah die Verwirrung in seinen Augen als ich auf das Bett hinter den Sichtschutz deutete.
„Ihr habt die Wunde bereits verschlossen?", fragte er und ich wollte gerade sagen, dass ich das vorgehabt hatte, es dann aber bei der Schmerzblockade gelassen hatte, weil ich ihr nicht noch mehr hatte wehtun wollen, aber ich ließ es. Ich war nie sehr versiert in Heilungsmagie gewesen. Auch Eugen war darin kein Spezialist aber um Längen besser als ich.
Als mein magischer Berater dann vor der Prinzessin stand, warf er mir einen flüchtigen Blick zu und runzelte die Stirn, nachdem er ihre Stirn berührt hatte.
„Sie fühlt sich an wie Ihr, Sire. Nicht ähnlich, sondern genauso", sagte er und ich nickte lediglich.
„Die Magie, die in ihren Adern widerhallt, ist die meine. Ich habe keine Erklärung dafür." gestand ich und wieder nickte Eugen.
„Ich habe davon auch noch nie gehört, aber mein Spezialgebiet ist Politik und emotionale Kontrolle. Ich müsste dazu Kollegen hinzuziehen." Wieder nickte ich. Obwohl ich wusste, dass niemand etwas von meiner Verbindung zu Lilyanna erfahren durfte, vertraute ich der Zitadelle. Ich hatte auch keine andere Wahl.
Eugen beugte sich indes über Lilyanna die leicht die Augen öffnete und ließ Magie in sie hineinströmen, die ihr die Schmerzen nehmen und die Wunde verschließen würde. Und ich konnte mich nicht davon abhalten neben ihn zu treten und darauf aufzupassen, dass er sie nicht mehr als nötig berührte. Ich war nie ein eifersüchtiger Mann gewesen. Als König hatte ich auch nie Gelegenheit gehabt mich übermäßig in eine Affäre hineinzusteigern, nach meinen ersten Erfahrungen als Junge mit Owellya hatten sich meine Kontakte in der Hinsicht auf hochrangige Prostituierte beschränkt, die immunisiert worden waren und außerhalb des Gebietes der Zitadelle schwer zu finden waren. Es war eine teure Investition eine Frau ein solches Prozedere zu unterziehen und der bedarf an solche war hier gering. Zudem hatte die körperliche Lust für mich keinerlei emotionale Bedeutung, es war ein Mittel der Entspannung für mich gewesen, ansonsten hatte ich solche Affären als Zeitverschwendung abgetan.
Auch das hatte sich mit Lilyannas Anwesenheit geändert und ich konnte mich nicht daran erinnern jemals überhaupt so intensiv irgendetwas gespürt zu haben. Ich war wütend auf sie gewesen, gerade zu genervt. Frustration und Mitgefühl hatten in mir miteinander gekämpft und nun gesellte sich auch noch eine leise Eifersucht mit dazu, die ich selbstverständlich beiseite schob. Sie war in Verbindung mit Eugen absolut unlogisch.
Als ich sie ansah, bis sie meinen Blick erwiderte, wusste zudem auch dass auch sie es spürte. Etwas stimmte nicht mit ihr und mir, denn diese Verbindung, war alles andere als normal und es würde alles nur noch sehr viel komplizierter machen.
Als Eugen sich erhob und Lilyanna ihre Augen wieder schloss und sie tatsächlich einschlief, mit Sicherheit durch Eugens zu tun, sah er mich dann durchdringend an, aber meine Augen lagen immer noch auf ihr und konnten sich kaum von ihr lösen.
Wut loderte unterdrückt in meinen Adern, weil sie verletzt worden war, ebenso wie Verzweiflung, weil ... ich sie wollte. Sie war meine Königin und der Gedanke, dass ich sie nicht würde haben können, war einfach unbegreiflich.
„Etwas hat sich verändert. Die Magie, die ich in sie leitete und die Eure, richten in ihren Zellen keinen Schaden an. Ich werde sie nicht umständlich aus ihr heraus bekommen müssen, fast so als wäre sie selbst eine Magierin oder vollständig immunisiert. Und wenn ich sage 'vollständig', dann meine ich damit einen Grad der Vollständigkeit, der nicht möglich sein sollte. Das war vor wenigen Tagen noch nicht so gewesen."
Das stimmte. Als ich sie im Thronsaal mit meiner Macht folterte, hatte sie so reagiert wie jeder nicht-Magier: mit Schmerz. Aber auch da hatte ich es bereits gemerkt. Ich hatte mehr Magie anwenden müssen, um ihr Schmerzen zu bereiten, was für einen äußerst hohen Grad der Immunisierung gesprochen hatte. Dann, am nächsten Tag, in den Verliesen, hatte Lilyanna die ihr auf erzwungene Ohnmacht nach wenigen Minuten wieder abgeschüttelt, als wäre Zwang, Manipulation und alle arten von Kampfmagie nicht meine Spezialität. Ich besaß eine sehr offensive Art der Magie, die sogar so weit ging, dass ich anderen meinen Willen aufzwingen könnte. Sie in Ohnmacht fallen zu lassen, war da lediglich eine der harmlosesten Varianten davon. Sie hätte sich unmöglich darauf befreien können, nicht einmal Eugen hätte das gekonnt.
„Es scheint, als würde sie von Mal zu Mal, wenn sie mit meiner Magie in Berührung kommt besser darin werden. Das könnte ein Nebeneffekt ihrer kindlichen Immuniesierungsphase sein, aber das es so wirkt, habe ich noch nie gehört", spielte ich das Szenario durch und entfernte mich fast schon mit Gewalt von ihrem Bett. Eugen folgte mir.
„Ich auch nicht. Ist das alles Ungewöhnliche was Euch bis jetzt aufgefallen ist?" fragte er und ich sah in seinen Augen, dass er genau wusste, dass es nicht so war. Er glaubte lediglich genug Anstand zu besitzen, das offensichtliche nicht anzusprechen. Sie war hier. Ich hielt sie in meiner Nähe. Trotz aller Logik, die gegen dieses Tun sprach. Das hier verschlimmerte meine Situation, denn ich hatte wahrlich genug Sorgen um selbst auch noch Gerüchte in die Welt zu setzen.
Dennoch...
Ich wollte sie bei mir haben.
„Ich kann sie trotz allem nicht heiraten, Eugen!", erwiderte ich prompt, denn diese Verbindung veränderte politisch gar nichts. Aber Eugen zog lediglich ein Pergament aus seinen Umhang, ohne auf meinen letzten Satz zu reagieren.
Das konnte unmöglich ein Schreiben der Zitadelle sein! Es würde Wochen dauern, bis eine Nachricht von Eugen die Magier erreichte, sofern er eine Posttaube verwendet hatte, die aber hier in den Winterlanden schwer zu halten waren und nicht freiwillig wieder hier her zurückkamen. Mit einem Boten benötigte ein Schreiben sogar einige Monate.
Aber das Pergament war kein schreiben VON der Zitadelle, es war scheinbar eine Abschrift von einem Schreiben AN die Zitadelle. Unterschrieben von Eugen und als ich den Inhalt überflog, war ich kurz davor das Papier in Brand zu setzen. Dieser Bastard!
Beta: noch nicht
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