der alte Schrein

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Kapitel 134

Ducan

Ich ließ einen weiteren Lichtkegel über mich erscheinen und schob die Lampe etwas weiter von den empfindlichen Schriftrollen Schrank weg, auf dem Eugen herumkramte, als wüsste er genau, was er suchte.Die Regale, die über und über mit alten Büchern und Dokumenten gefüllt waren, waren dermaßen chaotisch, dass wahrscheinlich wirklich nur er wusste, wo etwas lag, oder zumindest glaubte er es zu wissen.

"Ihr seid sicher, was das Aussehen des Buches anging?", fragte er bereits zum zweiten Mal und ich nickte, bis ich feststellte, dass er mich gar nicht sehen konnte. Er steckte mit dem Kopf zwischen zwei Regalreihen, die so tief waren, dass ein ganzer Arm darin verschwinden konnte.

"Gold gefärbtes Leder, rote Lettern", wiederholte ich also und wünschte, ich könnte mich an mehr Details erinnern. Er zog einen Wälzer hervor, der im Schatten tatsächlich golden ausgesehen hatte, aber als er es ins Licht hielt, sah ich nur einen beigefarbenen Stoffeinband.

Es landete neben den anderen auf eine kleine Ablage, auf denen die Schriftrollen eigentlich ausgebreitet worden waren und als diese erneut erzittern, nahm ich die Lampe komplett vom Tisch und stellte sie auf den Boden ab, wo sie im Falle einer Beschädigung kein Feuer auslösen konnte. Ich hatte schließlich nicht vor, mein eigenes Schloss anzuzünden.

Nicht schon wieder zumindest und die Magiekugeln über Eugen waren nur brennbar, wenn ich das wollte."

Seid Ihr Euch denn sicher, dass das Buch an dieser Stelle sein muss?", fragte ich und Eugen nieste, als Staub vor seinem Gesicht aufstobte.

"Es gehörte Eurem Vater und wenn es sich nicht in seinem Studium Zimmer befand, dann muss es hier sein. Hier sind alle persönlichen Gegenstände des ehemaligen Königs verstaut. Ihr wisst, wie penibel die Chroniker damit umgehen", sagte er und ich nickte, während ich mich in dieser Abteilung umsah, die weniger einer Bibliothek glich, als ich es in Erinnerung gehabt hatte.

Meistens bestanden persönliche Gegenstände aus Büchern, Schriften und Berichte, aber es gab auch Möbelstücke, die sich in Ecken stapelten, Truhen und kleinere Gegenstände, die irgendwann ihren Weg hier herunter gefunden hatten und wohl keinem ehemaligen König genau zuzuordnen waren. Das alles zwischen Schriften, die aus dem ganzen Land hier eingelagert worden, weil sie aus den Bibliotheken verbannt worden waren.

Als ich mich etwas weiter entfernte, sah ich eine Ecke, wo eine kleine goldene Figur stand, die einmal meiner Mutter gehört hatte und konnte mich nicht davon abhalten, darauf zuzugehen.

Auch die Gegenstände meiner Mutter waren irgendwann hier nach unten gewandert. Nicht weil mein Vater sie aus den Augen hatte, haben wollen, sondern weil Chroniker darauf bestanden hatten, um Dinge zu erhalten. Ich hatte nicht gewusst, dass diese versiegelten Keller unter dem Schloss als Lagerstätten dienten. Allerdings hatte mich das auch bis jetzt noch nie gekümmert.

Bevor ich den Bereich meiner Mutter wirklich betreten konnte, hielt ich inne und beschloss mich mit diesen Erinnerungen nicht zu quälen und schritt daran vorbei, bis ich in eine Sektion kam, das gar keine kleineren Gegenstände beinhaltete.

Zwischen hohen Regalen, die die Bereiche einteilen, stapelten sich keine Kisten oder Möbel, alles, was sich dort befand war ein riesiges Gebilde aus allerlei Edelmetallen, das ein so kompliziertes Konstrukt von Kreisen, Kugeln, Zahnrädern und Klammern beinhaltete, dass ich deren Sinn nicht erfassen konnte.

Das alles thronte wie auf einem Tisch, der, wie viele andere hier unten, mit einem Laken abgedeckt worden war.

Und genau darauf, zwischen den unwirschen Falten, sah ich ein Buch. Eingefärbtes goldenes Leder und rote Lettern.

Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora