Teil 73

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Sofy


Ich hatte ihn wirklich geküsst. Hatte meinen Kopf abgeschaltet und einfach auf mein Herz gehört. Und das hatte sich so gut angefühlt und vor allem hatte es sich richtig angefühlt. Als die Lieder wieder schneller wurden, verzogen wir uns dann aber doch von der Tanzfläche. Als es dann darum ging, dass Melina ihren Brautstrauß werfen sollte, griff sie sich ein Mikro. „Ich weiß", begann sie, „Dass man den eigentlich wirft und der Brauch sagt, dass die, die ihn fängt als nächstes heiratet. Aber der Brauch ist mir egal. Ich möchte den Strauß einer ganz besonderen Person schenken. Und der Strauß soll für sie symbolisieren, dass es sich immer lohnt zu kämpfen und ihr jetzt ganz viel Glück geschenkt wird. Ein Symbol für die Freundschaft und die Liebe." Sie zog mich zu sich nach vorne und ehrlich gesagt verstand ich nicht, dass sie mich meinte. Zumindest so lange nicht, bis sie ganz direkt sagte. „Sofy. Sieh das als Zeichen, dass jetzt alles gut wird, okay?" Da hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen und umarmte sie ganz fest. Womit hatte ich so eine beste Freundin nur verdient? Sie hatte bereits in den letzten Monaten so viel für mich getan und jetzt auch noch das. Ein wenig aufgewühlt vor lauter Emotionen ging ich zurück zu Wincent, der mich einfach fest in seine Arme schloss. Ich musste zugeben, dass mich das alles ein wenig überforderte. Ich war es nicht gewohnt, solche Worte zu hören und konnte dementsprechend nicht ganz damit umgehen. „Wollen wir kurz rausgehen?", raunte Wincent mir ins Ohr, sodass wirklich nur ich diese Worte hören konnte. Ich nickte nur, was ihm als Zeichen genügte und weshalb er mich ganz sanft nach draußen schon. Dort setzten wir uns einfach auf die Treppenstufen und Wincent legte gleich wieder seinen Arm um mich und zog mich näher. Ich blickte kopfschüttelnd auf den Blumenstrauß, weil ich das alles nicht fassen konnte. „Worüber zerbrichst du dir den Kopf?" „Das ... ist vielleicht ein bisschen viel gewesen", gestand ich, „Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe. Melina ist eigentlich total überzeugt von diesen ganzen Hochzeitbräuchen." „Aber Freundschaft steht über sowas. Und mir fallen da ganz schön viele Gründe ein, womit du das verdient hast. Du bist halt eine wirklich tolle Freundin. Und vielleicht kannst du das ja als Schlussstrich für diese ganze blöde Zeit sehen. Und jetzt fängt ein ganz neuer Lebensabschnitt an, in dem einfach alles besser wird." „Hauptsache du gehörst dazu", entgegnete ich lächelnd und wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. Wir blieben noch einen Moment sitzen, ehe wir wieder reingingen und mit den anderen feierten. Und wir waren auch mit die letzten, die irgendwann gegen halb vier in der früh gingen. Allerdings wollte Wincent noch fahren, was ich persönlich nicht gut fand. „Du hast was getrunken Wincent. Du kannst auch mit zu mir kommen." „So viel habe ich doch gar nicht getrunken", verteidigte er sich, aber mein Blick schien zu reichen, „Aber wenn du dich dann besser fühlst." Ich nickte und lotste ihn zu meinem Auto, sodass wir zu mir fuhren. Dort fiel ich dann ziemlich platt einfach ins Bett. Ich war fast vierundzwanzig Stunden am Stück wach und zeigte sich jetzt ziemlich deutlich. „Ähm. Wo hast du denn Kissen und so für die Couch?", erkundigte sich Wincent vorsichtig. „Wieso Couch? Bleib hier", ich griff seine Hand und zog ihn zu mir, „Als ob ich dich auf der Couch schlafen lasse." Wincent brauchte nicht viele Argumente, um sich überzeugen zu lassen. Grinsend kletterte er unter die Decke und kaum hatte er seinen Arm um mich gelegt, war ich auch schon eingeschlafen.

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now