Kapitel 6

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* Flashback *

Ich und Zayn saßen gemeinsam auf seinem Dach, über das wir durch sein Fenster gelangt sind. In unseren Händen zwei Whiskeyflaschen, die wir schon beide zur Hälfte geleert hatten. Es war eine Sommernacht und ein warmer Wind wehte umher. Die Sterne strahlten heller, als ich sie je zuvor leuchten gesehen habe. Obwohl ich sie schon leicht verschwommen sah, da ich zu sehr betrunken war, faszinierte mich diese Nacht besonders.

„Ich kann mich nicht auf die Sterne konzentrieren, immer wenn ich mich auf sie konzentriere, fangen sie an sich zu bewegen“, murmelte ich undeutlich und legte mich auf das Dach. Enttäuscht nahm ich einen weiteren Schluck von der Flasche und sah zu Zayn.

„Du hättest nicht soviel trinken sollen Ari!“, lachte er und ich wusste, dass er mindestens schon soviel getrunken haben musste wie ich. Ich gab ihm einen leichten Stoß gegen die Schulter und er ließ sich neben mich fallen. Dabei rutschte ihm der Whiskey aus der Hand und landete mit einem lauten Knall auf dem Boden.

Sein Gesichtsausdruck war unbeschreiblich und ich musste zu Kichern anfangen. Er starrte geschockt zu mir um dann mit mir mitzulachen. „Das war nicht lustig.“ meinte Zayn und versuchte sich dabei sein Lachen zu unterdrücken. Er nahm mir meine Flasche aus meiner Hand und ich sah mit einem leicht verwirrten Ausdruck zu ihm.

„Hej! Gib mir meinen Whiskey zurück!“, schrie ich, doch er hielt sie von mir weg und nahm einen Schluck. Wir hatten die Flaschen vom Keller seines Vaters genommen, da er den Verlust sowieso nie merkt und wir selbst noch zu jung waren um sich hier in England Alkohol zu kaufen.

Ich rappelte mich auf und beugte mich seitlich leicht über Zayn um an mein Getränk zu gelangen, doch ich rutschte ab. Schreiend krallte ich mich an den Ziegeln fest und mein sogenannter bester Freund konnte nicht mehr aufhören zu lachen.

Wütend sah ich zu ihm und er nahm meine Hand um mich wieder zu ihm hochzuziehen. „Ich wäre beinahe das Dach hinuntergefallen!“, quiekte ich etwas emotional von dem ganzen Alkohol, das in meinem Blut war.

„Ich hätte dich aufgefangen, Ari und außerdem geht es hier gerade einmal zwei Meter hinunter, dir wäre nichts passiert“, antwortete Zayn mit einem grinsen auf dem Gesicht. Er machte sich über mich lustig, doch ich konnte ihm nie böse sein. Wenn er nur wüsste.

Erneut blickte ich in den Nachthimmel und atmete tief durch um mich dann zu Zayn zu drehen, der im gleichen Moment zu mir sah. Wir lächelten einander an und ich versank in seinen braunen Augen. Es wäre der perfekte Moment ihm endlich zu sagen was ich für ihn fühle. Ich warte schon lange es ihm zu sagen, doch meine Angst ihn zu verlieren oder das er nicht dasselbe fühlt waren bis heute immer zu groß.

Doch im Moment war ich zu betrunken um über das alles nachzudenken. Vorsichtig näherte ich mich Zayn um nur mehr ein paar Millimeter von ihm entfernt zu sein. Er blieb weiterhin still und sah musterte mich genau. Bevor ich jedoch weiter denken konnte übernahm mein alkoholisiertes Ich und küsste ihn.

Meine Lippen berührten seine für einige Sekunden, doch er drückte mich von ihm weg und ich setzte mich schnell auf. „Ari, was machst du da? Du musst wirklich betrunken sein, lass uns lieber rein gehen.“ lachte er und setzte sich ebenfalls auf.

Obwohl er mich gerade zurückgewiesen hat, war ein kleiner Funken Hoffnung in mir, dass er mich genauso sieht wie ich in sehe. Ich wollte diesen Kuss nicht einfach vergessen, ich musste ihm endlich sagen, was ich für ihn empfinde.

„Zayn ich liebe dich!“ flüsterte ich leise, aber laut genug damit er es hören konnte. Es wurde still um uns und ich wartete auf eine Antwort von ihm.

„Ari, ich glaube hier redet der Alkohol und nicht mehr du.“ er sah wieder in die Ferne und ich schüttelte meinen Kopf.

„Zayn ich meine es ernst!“ Wieso konnte er nicht sehen, wie sehr ich ihn mochte. Wegen ihm habe ich auch aufgehört Jungs Klamotten zu tragen und habe mir Kleider gekauft und trug sogar manchmal Make-up. Hat er nie den Unterschied gemerkt.

„Wieso können wir nicht Freunde sein? Ich sehe dich als meine beste Freundin, aber nicht mehr.“ seine Augen starrten in meine und ich hielt meine Tränen zurück. Wieso konnte er mich nicht genau so sehen wie ich ihn?

„Und warum kannst du alle Mädchen an unserer Schule als mehr sehen und mich nicht?! Ist etwas falsch an mir?“ War etwas komisch an mir? Unsicher starrte ich auf meine grauen Vans und versuchte nicht auf der Stelle los zu heulen.

„Es ist nichts anders an dir als an den Anderen, suche nicht den Fehler bei dir! Seit wann denkst du überhaupt schon so?“ verzweifelt griff er nach seinen Haaren und wandte seinen Blick nun ebenfalls auf den Boden.

Das war genau der Grund warum ich ihm nie davon erzählen wollte. Ich wusste er würde meine Gefühle nicht erwidern. Wie konnte ich nur so dumm sein?! Die ersten Tränen kullerten über mein Gesicht und ich holte tief Luft. „Ok ich verstehe.“ vorsichtig stand ich auf und näherte mich dem Fenster, durch das ich hereingekommen war. Die Sonne war schon lange weg und ich war froh, das die Sterne so hell leuchteten.

„Ari! Verhalte dich jetzt nicht so. Soll ich dich wenigstens noch nach Hause begleiten?“ er saß immer noch mit dem Whiskey in der Hand, doch sein Kopf war zu mir gedreht.

Ich schüttelte meinen Kopf und antwortete, „Ich schaffe es schon alleine. Bis Montag!“ Unsicher nickte er und murmelte ein flüchtiges Tschüss zurück.

Ich sah ihn einige Wochen nicht. Ich weiß nicht, ob er sich vor mir versteckte oder wirklich nicht zur Schule gegangen war. Ich habe auch versucht ihn ein paar Mal anzurufen, doch er ignorierte alle meine Versuche.

Als ich ihn endlich wieder einmal sah, blickte er nicht einmal in meine Richtung und ging einfach mit einem anderen Mädchen an mir vorbei. An diesem Tag weinte ich zum vorletzten Mal einen ganzen Tag lang durch.

Es wäre, als hätte unsere jahrelange Freundschaft nicht existiert und ich sehnte mich mehr denn je nach meinem besten Freund. Wie konnte man einen Freund nur einfach so aus seinem Leben löschen?

Trotz allem bereue ich bis heute nicht ihm die Wahrheit gesagt zu haben, obwohl ich immer gehofft hatte, dass er seine Meinung ändern würde und eines Tages zurückkommt um mir zu sagen, dass er mich genauso mag. Leider trat genau das Gegenteil ein und er verschwand eines Tages ganz. Ich sah ihn nicht einmal mehr auf dem Flur unserer Schule oder zufällig in unserer Nachbarschaft.

Bis ich eines Tages herausfand, dass er sich für X-Factor beworben hatte und dabei weiter kam. Es war immer unser Ding gewesen gemeinsam zu singen und er hatte mir versprochen als ich klein war, dass er sich einmal bei einer Casting Show bewerben würde.

Ich wusste in dem Moment nicht wie viel ich noch ertrage konnte, doch der Artikel über Zayn und seine Freundin einige Monate später löschte alle meine Gefühle, die ich je für ihn hatte endgültig aus und ich dachte seitdem nur mehr selten an ihn.

Wieso musste er nur zurück in mein Leben kommen?

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Verliebt in eine StripperinWhere stories live. Discover now