Kapitel 79

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In der Bibliothek hatte ich zumindest ein paar Stunden meine Ruhe. Lena fing erst gegen Abend damit an mich zu suchen. So hatte ich immerhin ein bisschen Zeit gehabt, um mich zu erden nach dem Gespräch mit Silas.

Antworten hatte ich keine. Nur ein Trauma von meinem eigenen Mann. Fraglich, ob das je aufhören würde. Ich würde stark auf Nein tendieren, aber die Zeit würde mir das verraten.

Lena merkte natürlich, dass etwas war, aber ich wollte kein Wort darüber verlieren. Eigentlich wusste ich selbst nicht recht, was ich fühlte.

Wie man Lena kannte, tat sie das Beste was sie konnte, um mich aufzuheitern. Die Frau hätte einen Orden verdient. Sie hatte ein Talent dafür einen mit ihrer guten Stimmung aufzuheitern. So oft sie damit nerven konnte, es konnte genauso helfen.

Eigentlich hatte Lena sich den Mund fusselig über Italien geredet, aber da hielt sie inne. Mein Blick fiel deshalb auf sie.

Hatte ich etwas verpasst? Ich war zwar gerne abwesend, aber aktuell war mein Hirn anwesend.

Sie seufzte und schüttelte den Kopf. "Ich sollte mit meinem Bruder reden." Maßlos entsetzt fragte ich: "Was?!" Hoffentlich nicht wegen mir, das würde es nur schlimmer machen. Ich fragte deshalb: "Wie kommst du darauf? Über was überhaupt?" Schadensbegrenzung war angesagt, falls sie das wegen mir tun wollte.

"Na, ich sehe doch, dass dich etwas belastet. Das kann man so nicht stehen lassen und mir ist klar, wie Silas sein kann. Als kleine Schwester kann ich ihm gut in den Arsch treten." Sie meinte es gut, aber das würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit schlimmer machen.

Ich tat es mit einer Handbewegung ab und antwortete: "Nein, Lena. Es ist alles gut. Ich habe alles im Griff." "Aber..." Ich unterbrach sie, bevor sie sich in diese Idee verrannte. "Es ist wirklich alles gut. Du machst dir viel zu viele Sorgen. Jetzt erzähl weiter von Italien." Sie sah mich genervt an, also hatten meine bisherigen Worte noch nicht ganz ihr Ziel erreicht.

"Aber..." Ich funkelte sie an und sagte ernst: "Lena, lass es gut sein." "Ist ja gut. Ich habe es verstanden. Trotzdem werde ich demnächst eine neue Mission starten. Ich weiß, das hatten wir gerade erst, aber es kann nie schaden." Das wieder rum war sogar eine gute Idee. Vor allem meine Neugier freute sich bei so etwas.

Deshalb nickte ich und antwortete: "Geht klar. Brauchst du Hilfe?" Sie lachte und meinte: "Nein, das mache ich mein Leben lang, ich bin ein Profi. Außerdem hast du meine Kontakte nicht." Sie war immer wieder für eine Überraschung gut, die verrückte Lena. Ich würde sie einfach machen lassen. Vielleicht bekam sie wenigstens eine Kleinigkeit raus. Man sollte sich mit den kleinen Dingen zufrieden geben.

Sie klatschte in die Hände und sagte: "Wir könnten eure Flitterwochen planen." Jetzt sah ich sie genervt an. "Nein, außerdem hast du das längst."

Wie kam sie ausgerechnet jetzt darauf? Das war ein unfassbar ungünstiger Moment.

Ich bekam einen vielsagenden Blick zugeworfen und die Worte: "Ja, aber das ist wieder hinfällig, immerhin seid ihr nicht auf Urlaub gefahren." "Das kann man trotzdem nochmal so buchen." Sie konnte  mir nicht erzählen, dass so etwas unmöglich war. Lena meinte: "Ja, aber von der Gefühlsbasis her, wäre das nicht ideal. Ich meine, das fiel einmal ins Wasser. Vielleicht passiert das nochmal."

Genau, das mit Levi. Moment, davon hatte sie keine Ahnung.

Lena redete weiter: "Vielleicht war dir auch deshalb schlecht, weil die Neugier oder die Überraschung zu groß war. Eventuell lag es daran. Diesmal gehen wir kein Risiko ein."

Das war jetzt nicht ihr ernst. Die Frau hatte Gedankengänge, das glaubte einem keiner.

Ich fragte verwirrt: "Von der Gefühlsbasis her? Was ist das überhaupt für eine Aussage?" Sie zuckte mit den Schultern und ich hob eine Augenbraue. "Was denn? Es ist so, ihr musstet wieder umkehren."

My unwanted husband | ✔️Where stories live. Discover now