Primrue Mellark 3 | Kapitel 6

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Der Arzt, ein alter knochiger Mann, war nicht wirklich begeistert, mich schon von der Krankenstation gehen zu lassen, aber er hatte Verständnis dafür, weswegen er nach gab. 
Ich wartete immer noch auf meinen Bett sitzend darauf, dass mich Cato holen würde. 
Mein Arm in einer Schlinge sorgte nicht für wirklich Entlastung, sondern sorgte nur dafür, dass meine Schulter noch mehr schmerzte und durch die Nervenbahnen zog. 
Als die Tür auf ging, schreckte ich kurz zusammen, ehe ich in das freundliche Gesicht des Arztes schaute.
„Er wird Sie gleich holen. Bereitet nur noch schnell alles vor, damit Sie sich gleich hinlegen können.“
Ich nickte, verzog aber sofort schmerzhaft das Gesicht. Zwei Tage, die ich wohl geschlafen hatte, waren eben noch nicht Heilung genug für irgend eine Bewegung.
„Es ist wichtig, dass sie langsam machen. Langsam die zerstörten Muskeln wieder aufbauen.“, mahnte mich der Arzt, ehe er ein Fläschchen mit Tabletten aus seiner Tasche angelte, „Das ist Morfix in Tablettenform; gegen die Schmerzen. Wenn die Schmerzen zu stark sind, nehmen sie etwas. Wenn sie mehr brauchen, kommen sie bitte wieder vorbei. Aber vorsichtig, von diesen Schmerzmittel wird man abhängig.“ 
Wieder nickte ich, jedoch dieses mal vorsichtiger.
Schnell drückte er mir die Tabletten in die Hand und ich packte sie einfach in die Hose, die man mir gegeben hatte. 
Es dauerte auch nicht lange, als Cato endlich wieder auftauchte und mich mitnahm.
Schweigend gingen wir neben einander her, wobei er mich so unauffällig wie möglichst stützte. 
Ich konnte mich nicht einmal darüber beschweren, da ich seine Hilfe wirklich brauchte und froh war, als er endlich vor einer grauen Tür, die aussah wie jede Andere, stehen blieb.
„Geht es noch?“, fragte Cato und ich brachte nur eine Art murren heraus. 
Es schien ihn zu reichen, zumindest nickte er kurz und öffnete endlich die Tür. 
Ich konnte nur beeindruckt die Augen aufreißen. Ich wusste nicht wirklich was ich erwartet hätte, aber sicher nicht einen kleinen Wohnbereich, in dessen hinteren Ecke ein riesiges Bett stand und auch noch eine Tür, die davon abging. Eindeutig ein eigenes Badezimmer. 
„Leben alle so gut oder hast du einen besonderen Stand?“, konnte ich meine Neugier nicht in Zaum halten. 
„Alle haben so viel Platz. Die meisten leben jedoch zu zweit oder dritt zusammen aber jeder von ihnen kennt sich. Hier werden keine Fremden zusammen gezwungen.“
Wieder nickte ich und schaute mich gleichzeitig um. 
Natürlich gab es keine Fenster aber indirektes Licht hielt das Zimmer in einer angenehmen Helligkeit. Die Wände waren schlicht und grau. Die Möbel waren schlicht und dadurch so viel besser, als alles was das Kapitol zu bieten hatte. 
Sicher war es nicht zuhause aber ich fühlte mich hier unten wohler, als in der ganzen Zeit im Kapitol.
„Hier kann man es aushalten.“, lächelte ich deshalb; was auch Cato kurz grinsen ließ. 
Trotzdem war ich jedoch müde und erschöpft, weswegen ich sofort auf das Sofa zusteuerte.
„Was hast du vor?“, fragte deswegen Cato und ich schaute ihn verwirrt an. 
„Ich bin müde. War doch anstrengender als ich dachte, das Stück zu laufen.“, erklärte ich genau so konfus. 
„Das meine ich nicht. Du gehörst ins Bett, nicht auf ein Sofa.“, klärte er mich auf und kam sofort wieder zu mir.
„Das ist aber dein Bett.“, widersprach ich, was ihn jedoch überhaupt nicht zu interessieren schien. 
Zumindest wurde ich ihm nächsten Moment einfach von ihm hochgehoben und bevor ich wusste, was los war, wurde ich schon wieder sanft auf dem Bett abgesetzt. 
Kurz brummte ich ihn an, aber da er auch dies nicht beachtete, kletterte ich eben unter die Decke. 
Wenn er unbedingt wollte, würde ich ihn, zur Zeit, nicht abhalten. Dafür hatte ich einfach keine Kraft. 
Einen Moment schien er auch darauf zu warten, dass ich irgendwie Widerspruch einlegte; zuckte dann aber mit den Schultern als nichts kam. 
„Brauchst du noch was?“, wechselte er das Thema und ich schüttelte den Kopf. 
„Nur versuchen mich auszuruhen.“
Verstehend nickte Cato, ehe er kurz im Bad verschwand und kurz darauf mit einem Glas Wasser wieder kam. 
„Falls du Durst bekommst.“, erklärte er leise und stellte es auf dem Schränkchen neben dem Bett ab. 
Ich flüstere ein kurzes Danke, als Cato mir einen sanften und kurzen Kuss auf die Stirn drückte. 
Es fühlte sich so gut an, dass ich ihn aufhielt, als er sich wieder aufrichten wollte. 
Ohne lange darüber nachzudenken, drückte ich meine Lippen kurz auf seine, ehe ich mich an ihn kuschelte.
Wange an Wange, genossen wir einen Moment die Nähe des Anderen, als ich ein weiteres Geständnis machte.
„Ich hab dich vermisst Cato.“
„Und ich dich erst.“, antwortete er sofort, „Ich hatte gedacht, dich für immer verloren zu haben aber ich konnte nicht aufgeben. Zu akzeptieren, dass du tot wärst, wäre auch mein Tod gewesen.“
Erneut drückte ich meinen Wange noch stärker an seine, weswegen seine Hand kurz durch meine Haare strich, ehe er Aufstand. 
Noch einmal drückte er mir einen Kuss auf die Stirn. 
„Ich muss noch zu Nex und ihm erzählen, dass du wach bist. Er war selber eine ganze Zeit da, aber die Arbeit hatte gerufen. Eigentlich hätte ich ihn gleich Bescheid geben sollen, wenn sich bei dir etwas ändert.“
Ich nickte und kuschelte mich in die erstaunlich weichen Kissen. 
„Ruh dich aus. Ich bin bald wieder da.“, erklärte noch Cato, ehe er aus seiner Wohnung ging und mich im Dämmerlicht zurück ließ.
Es erinnerte mich jedoch nicht wirklich an die Zelle, da es sanfter war, weswegen ich mich auch wirklich beruhigen konnte. Jedoch wollten die Schmerzen einfach nicht nach lassen. Im Gegenteil. Egal wie sehr ich mich versuchte bequemer hinzulegen, es wurde nur schlimmer und bald wusste ich nicht mehr, wie ich liegen sollte. Frustriert versuchte ich erneut eine andere Stellung, als ich ein Klappern hörte. 
Das Fläschchen mit den Pillen war aus meiner Tasche gefallen und lag nun sichtbar vor mir. 
Warum auch nicht. Der Arzt hatte gesagt, ich solle sie nehmen, wenn ich Schmerzen hatte und gerade hatte ich wirklich welche. 
Deswegen fischte ich mir zwei Pillen heraus und nutze das Glas Wasser, um sie herunter zu spülen. 
Es dauerte nicht einmal so lange, bis die Wirkung endlich einsetzte und der Schmerz endlich nach ließ. 
Erleichtert konnte ich mich wieder zurück lehnen und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie es weiter ging. 
Irgendwie schaffte ich es sogar einzuschlafen.


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Primrue Mellark 3 | Ungewolltes VermächtnisWhere stories live. Discover now