Amelia war unterdessen zu ihrem Schwert gerannt und sah ihren Feind völlig verdutzt an. Keine Sekunde nach seinem merkwürdigen Hilferuf in die Lüfte, bebte der gesamte Erdboden. Amelia erschrak sich so sehr, dass sie sich ärgerlicherweise schmerzvoll auf die Zunge biss.
Zwischen Eris und Amelia vibrierte der Boden, wölbte sich zu einem Hügel, der ihnen die Sicht auf das Gegenüber nahm, bevor dieser Hügel, wie eine überdehnte Blase am obersten Punkt aufplatze. Dampf stieg aus ihr heraus aus, wie aus einem kleine Vulkan.
Sicherheitshalber hielt Amelia das Schwert vor sich hin und trat einige Schritte zurück. Der Boden riss weiter auf und ein Loch mit einem Durchmesser von mehr als 5 Meter entstand. Die gerissene Erde wölbte sich am Rand leicht nach oben. Ein höhnisches Lachen, ähnlich dem von Eris, ertönte aus der Tiefe und liess Amelia erschaudern. Eris sass seelenruhig da und brauchte seine Kraft die Beine auszurichten, um gerade auf ihnen stehen zu können. Er konnte es nicht sein. Dann konntes es nur einer sein.
Höchstpersönlich grinste sie der Teufel aus dem tiefen Loch an. Seine Statur war kräftiger und stattlicher als die von Eris. Doch die Gesichtszügen waren verblüffend gleich. Amelia konnte direkt in die Hölle sehen. In ein endloses schwarzes Loch aus dem Unglück und Angst strahlte. Im Hintergrund waren schmervolles Gestöhne, Seufzer und Wimmern zu hören. Gänsehaut breitete sich auf ihr aus. Der Teufel riss seinen Mund weit auf. Ein Schwarm Fliegen schwirrte aus seinem Mund mit den gelb-schwarzen Zähne. Die Fliegen durchquerten das Loch und fielen, noch bevor sie bei Amelia angelangt waren, von einem Feuerschwall getroffen, wie Fallobst zu Boden. Ohne mit der Wimper zu zucken, fixierte sie den Teufel und Eris, der mittlerweile auf beiden Beinen stand. Wackelig zwar, doch er konnte wieder aufrecht stehen. Der Boden unter ihren Füssen begann sich zu bewegen und fiel urplötzlich wie ein Krater gegen das Loch ab. Amelia rutschte und fiel hin. Sie konnte die Flügel nicht schnell genug ausbreiten, als sie schreiend vom Sog in die Mitte des Kraters zum Tor der Hölle gezogen wurde. Ihre Finger kratzten über den Erdboden und klammerten sich am übrig gebliebenen Grashalmen fest. Die Erde verfing sich unter ihre Fingernägel und Panik breitete sich in ihrem Körper aus, als sie langsam den Halt an den rutschigen Gräsern verlor und die Fingerspitzen noch tiefer in die braune Masse rammte. Der Boden wurde immer schräger und es gelang ihr nicht mehr sich fest zu halten. Sie stemmte die Füsse so fest sie konnte in den Boden, drehte sich auf den Rücken und liess einen kleinen Ahornbaum mit spärlich wenig Blätter entstehen. Darauf folgte eine Liana, die sich um den Baum schlang. Der Boden schüttelte sich und die Erde rutschte unter ihren Füssen weg.
Kurz bevor sie ins Loch eintauchte, hatte sich die Liana um Eris und um ihren eigenen Körper gewickelt. "Wenn ich in die Hölle gehe, wirst du mitkommen!" Sein Blick war mehr als überrascht, als er von der Liana in das Loch, durch die Türe in die Hölle, mitgerissen wurde.
Amelia und Eris fielen in ein tiefes schwarzes Loch. Sie purzelten und Amelia wollte die Flügel ausbreiten, doch sie konnte nicht. Panik breitete sich in ihr aus, als sie weiter und weiter fielen und kein Ende sahen. Auch Eris hatte seine Flügel nicht geöffnet. Amelia versuchte Wind entstehen zu lassen, um sich allenfalls aufzufangen. Doch auch das misslang ihr. Ihre Beine waren leicht angewinkelt, in der Hoffnung, bei der Landung nicht beide zu brechen. Böse Blicke waren das Einzige was sich die beiden schenkten. Die endlose Stille um sie herum, in der Amelia ihren eigenen Herzschlag hören konnte, wurde vom fiesen Lachen vom Teufel unterbrochen. Kurz bevor beide hart auf einem Untergrund aufschlugen. Der unerwartete Aufprall drückte Amelia tief in die Knie. Sie verlor das Gleichgewicht, fiel hin und knallte den Kopf ungebremst gegen einen dunklen Stein.
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Frühlingskind
FantasyABGESCHLOSSEN "Der Nebel war noch dichter geworden, um sie herum war es stockfinster und sie konnte ihre Begleiter nicht hören und schon gar nicht sehen. Als sie eine weitere Minute nur ihnen eigenen Atem vernehmen konnte, versuchte sie gar nicht er...