Kapitel 6 - Vollmond

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Definition Vollmond

Ein Vollmond ist der Zeitpunkt, zu dem die ekliptikale geozentrische Länge des Mondes um 180° größer ist als die ekliptikale geozentrische Länge der Sonne.
Geozentrisch heißt: von einem hypothetischen Beobachter im Erdmittelpunkt aus gesehen.
Mond und Sonne stehen sich dabei direkt gegenüber, dazwischen die Erde.
Der Mond erscheint am Himmel als riesige komplett runde Scheibe.

Am Tag der Erstsemesterfete in der Sporthalle, wollte Moon alles, aber bloß nicht dorthin gehen. Er war nicht der gesellige Typ. Er wusste Beauty und Thunder würden da sein.
Und Treasur. Mit ihm hatte Moon zwar seit dem Vorfall mit dem fehlgeleiteten Verehrer nicht mehr gesprochen, aber Chompoo hatte erzählt, er würde ständig nach Moon fragen. Das war ihm unangenehm, vor allem, da jetzt raus war, dass er, wie Treasure, auch schwul war und Moon tatsächlich Angst hatte Treasure könnte deswegen auf nicht jugendfreie Ideen kommen wollen.
Als würde man, bloß weil man auf Männer steht jeden Kerl bespringen wollen, der auch schwul war. Schwachsinn! Aber Moon bekam das einfach nicht aus dem Kopf. Er dachte Treasure wäre so ein Typ Mann.
Jedenfalls hatte News Moon dazu überredet mit ihm zur Fete zu gehen. News war der Meinung, es würde Moon gut tun mal seine Deckung zu verlassen und einfach Spaß haben. Moon wusste bis jetzt nicht, wieso er ja gesagt hatte. Das mussten wohl wieder News "Zauberkräfte" gewesen sein, der wahrscheinlich sogar einem Elefanten hätte erzählen können, er sei ein zierliches Mäuschen.
News parkte an dem Abend seine Maschine bei Moon und wollte mit ihm die paar Minuten zur Uni laufen. Sollte er sich ein wenig zu sehr mit dem Inhalt der Bierflaschen oder der Bowleschüssel beschäftigt haben, hatte Moon ihm ein altes Campingbett in sein Zimmer gestellt, auf dem News im Notfall nächtigen konnte. Moon selbst wollte nichts trinken.
News hatte sich ordentlich in Schale geworfen. Er trug eine enge stonewashed Jeans und ein weinrotes Hemd, dass ein Stück aufgeknöpft war und seine Brust sexy hervorblitzen ließ.
Moon hingegen öffnete News die Tür seiner Wohngarage in grünen Baggies und einem weißen Shirt, auf dem
"I choose to be a Gamer because nothing epic happens in Real life" stand.
News schaute ihn verdutzt an.
"Warum bist du noch nicht umgezogen?"
"Bin ich doch..." Moon verstand nicht was das sollte.
"Nein Nein, so nehme ich dich nicht mit. Lass mich rein, ich muss an deinen Schrank."
News verschaffte sich voll Vorfreude grinsend Zutritt.
"Ich verpasse dir ein besseres Outfit."
Nach 10Minuten war News der Verzweiflung nahe.

"Du und ich...nächstes Wochenende gehen wir shoppen!" "Hast du auch Shirts ohne nerdige Sprüche darauf?"
"Ich habe noch nie Baggie Shorts in so vielen Farben gesehen."

Waren nur einige Sätze, die News völlig genervt von sich gab, als er Moons Schrank durchwühlte.
Am Ende fand er dann doch eine noch nie getragene Jeans, die ihm seine Tante vor ein paar Wochen gekauft hatte und ein schwarzes Hemd. Er wollte es nicht so unvorteilhaft in die Hose stecken und ließ es deswegen offen. Darunter trug er das einzige schwarze Shirt, ohne Druck darauf.

"Viel besser!" Stellte News fest, als er, mit sich selbst äußerst zufrieden, sein fertiges Werk betrachtete.
"Nur eins noch...hast du jetzt inzwischen eigentlich die Kontaktlinsen?"
"Nein, noch nicht. Die kann ich erst nächste Woche abholen." Antwortete Moon.
Kontaklinsen waren auch etwas wozu News ihn überredet hatte, nicht nur aus ästhetischen Gründen. Wie oft knallte Moons Brille auf den Boden, oder sie beschlug, wenn er aus den klimatisierten Gebäuden der Uni ins tropische Wetter Bankoks hinaus trat? Er verlegte die Brille auch gern, das war wirklich nervig.
Als beide an diesem Abend zusammen das Unigelände betraten, wussten sie noch nicht welches Drama sich dort bald abspielen würde.
In der ersten Stunde der Fete war alles eigentlich relativ aushaltbar. Moon hatte sich einen Platz an einem Tisch am Rande der Tanzfläche gesucht. Er hatte keine Lust ins Schwitzen zu geraten. Er hielt sich an seiner Cola fest und schaute News zu, der ein hübsches Mädchen nach dem anderen als Tanzpartnerin hatte. Er war bei seinen Komelitoninnen inzwischen sehr beliebt, fing aber mit keiner etwas an. Meistens waren sie ihm eh zu unreif oder zu tussig. Sein eigentliches Interesse galt tatsächlich Jewel, aber er hielt sich zurück so lange sie immernoch Beauty umschwirrte, wie eine Motte das Licht.
Inzwischen hatte News auch einen Uniclub für sich gefunden, er war im Fotoclub der Universität, weil ihm das am meisten lag. Mit Kameras hatte er es irgendwie, auch wenn er nicht für die schönsten Kunstfotos begabt war. An diesem Abend hatte der Fotoclub die Aufgabe für die Beleuchtung zu sorgen und seine Mitglieder wechselten sich ab, mit den Clubkameras einzelne Filmsequenzen und Fotos für die Uniwebside aufzunehmen.
News war in der letzten Fotoschicht von 21Uhr bis 22Uhr dran.
Es war ganz praktisch, dass sich inzwischen ein paar der IQ-Squad Mitglieder an Moons Tisch eingefunden hatten. Ihnen war völlig egal ob Moon schwul war, oder welche Gerüchte es über ihn gab. Er führte sie mit King zusammen von einem Wettkampfsieg zum anderen, das war alles was zählte. Moon hatte inzwischen sogar so etwas wie einen Draht zu einigen von ihnen und sie konnten sich ein wenig über das Robotic Projekt unterhalten, bei dem sich, außer der Einigung, dass es kein humanoider Roboter werden sollte, noch nicht viel getan hatte. Als dann sogar King zu ihnen stieß, war News beruhigt, als er den Raum verließ, um seine Schicht anzutreten und die eintreffenden Leute zu fotografieren etc. Eine Stunde würde er sicherlich so unbeschadet überbrücken können. Wenn King an Moons Tisch war, würden sich weder Beauty noch Thunder freiwillig heranwagen.
Leider irrte er sich da.
Kaum war News verschwunden, wurde King wegen einem technischen Problem mit der Musikanlage weggeholt. Es dauerte nicht lange und die restlichen Mitglieder der IQ Squad verteilten sich ebenso wieder anderweitig. Nun saß Moon alleine an seinem Tisch. Thunder, der ihn schon eine Weile unbemerkt beobachtet hatte, witterte seine Chance.
Er ging rüber zu Beauty.
"News ist weg, was soll ich jetzt für dich tun?" Fragte er neugierig.
"Ich gebe dir gleich etwas zu trinken für ihn. Tu so, als würdest du dich mit ihm gut stellen wollen und sorg dafür, dass er etwas mit dir trinkt. Er verträgt nicht viel. Sobald er anfängt zu schwanken, bringst du ihn unter dem Vorwand ihm auf die Toilette zu helfen, rüber in den Geräteraum. Den Rest übernehme ich."
Thunder nickte. Er war sich sicher das würde nur ein kleiner Streich werden. Moon würde einen Denkzettel bekommen, ein wenig blamiert werden. Ihm war nicht bewusst welche Gefahr sich gerade anbahnte.
"Warte hier einen Moment, ich bringe dir sein Getränk."
Beauty drehte sich schwungvoll um und ging rüber zu der kleinen Getränkebar. Dort bestellte sie 2 Becher Bowle.
Als nächstes ging sie damit rüber zu Jewel, die am Rande der Tanzfläche stand und nervös von einem Bein auf das andere trat. "Hast du die Tropfen?" Fragte Beauty voll diabolischer Vorfreude.
"Ja Beauty...aber...Ich meine....ist das eine gute Idee? Nicht dass es ihm schadet..." Jewel hatte plötzlich Bedenken. Ihr Bauch sagte ihr, das es falsch war, was sie da gerade taten.
"Es war garnicht leicht meiner Großmutter die Beruhigungstropfen zu klauen.....sie passt sehr gut darauf auf, das ist Rezeptpflichtig und zählt zu den Betäubungsmitteln....und ich weiß garnicht wie man sie so richtig dosieren muss. Können wir ihn nicht einfach nur betrunken machen?"
"Nein du dumme Nuss, das dauert viel zu lange. Wir müssen das tun, bevor News zurück ist. Er durchkreuzt meinen Plan sofort. Er wird schon nicht tot umfallen, deine Großmutter lebt auch noch...los rein mit dem Zeug."
Beauty trieb Jewel an die Tropfen in Moons Becher zu schütten.
Diese dosierte das Medikament äußerst vorsichtig.
Beauty schaute ihr genervt zu. "Ist das dein Ernst?" Fragte sie säuerlich. Dann schnappte sie sich das Fläschchen und schüttete es komplett in den Becher.
Jewel bekam große Augen.
"Das ist doch viel zuviel....Ich denke...."
Beauty fiel ihr sofort ins Wort.
"Du sollst nicht denken!!..Los....her damit." Beauty wollte Jewel gerade die Becher abnehmen, als sie von einer Clubkollegin angesprochen wurde.
"Beauty, du musst sofort kommen, irgendein Blödmann hat die Tür zum Clubraum zufallen lassen und da sind noch die Nachschubbecher für die Bar gelagert. Du bist die einzige von uns mit dem Generalschlüssel."
Beauty rollte mit den Augen. "Dass hier aber wirklich auch garnichts ohne mich funktioniert....Jewel, ich muss weg.. bring die Becher zu Thunder und verwechsle sie bloß nicht...sag aber Thunder auf keinen Fall, dass Moons Becher etwas "aufbereitet" ist. Sonst macht er vielleicht nicht mehr mit."
Jewel nickte wie immer, wie ein braver Handlanger.
Auf dem Weg rüber zu Thunder, mitten durch die tanzende Menge, bekam sie es dann aber doch mit der Angst zutun. Ihre Großmutter nahm immer nur 10 bis 15 Tropfen zum Schlafen. Das wusste sie. Sie fiel dann kurz danach fast um wie ein Stein und schlief 8 Stunden durch. Was wenn Moon garnicht mehr aufwachen würde? Ihre Gewissensbisse wurden so gewichtig, dass sie an der Bar kurz stehen blieb und einen weiteren Becher Bowle bestellte. Dann schüttete sie ein Schlückchen aus Moons Becher dort hinein, was diesen zu Moons neuem Becher machte. Den alten kippte sie in eine Dekopflanze neben der Bar. Dann machte sie mit dem Fingernagel eine kleine Kerbe am Rand des Bechers.
Als sie Thunder die Becher übergab, wunderte er sich wo Beauty war. Jewel erklärte es ihm und bat ihn darauf zu achten Moon den Becher mit der Kerbe zu geben.
Thunder dachte garnicht daran zu fragen warum. Er ging davon aus, dass darin vielleicht etwas mehr Alkohol war, als bei ihm. An ein illegales Medikament hätte er nie gedacht.
"Hi Moon." Thunder stellte sich neben sein Opfer.
Moon schaute ihn überrascht an.
"Was...wieso 'Hi Moon'? Warum nicht....'Na Schwuchtel', oder....'Tag perverser Homo'...?"
Thunder schluckte den Wunsch herunter Moon eine zu kleben und redete sehr freundlich weiter.
"Ach, das sind doch alte Geschichten. Ich denke es bringt nichts sich zu bekriegen, Beauty kommt wieder mit mir zusammen, wir haben geredet...und ich denke wir sollten einfach alle das Kriegsbeil begraben. Es führt ja zu nichts. Wir werden keine Freunde werden schätze ich, aber wir sollten wenigstens auf Waffenstillstand trinken."
Thunder hielt Moon den Becher mit der Kerbe hin.
Moon war sich nicht sicher, ob er ihm das glauben konnte. Er wollte eigentlich nichts mit Thunder trinken.
"Komm schon, nur den einen Becher. Wenn du danach nichts mehr möchtest, ist es ok. Aber den exen wir jetzt zusammen, ja?"
Thunder ging davon aus, wenn Moon mehr Alkohol in seinem Becher hatte und er rein garnichts vertrug, würde schon der eine Becher reichen um ihn beschickert zu machen, danach könnte er ihm dann vielleicht doch noch etwas mehr einflößen.
"Biiiitteeeee." Flehte Thunder mit einem freundlichen Lächeln. "Danach bist du mich los."
Eigentlich hätte Moon jetzt Nein sagen sollen, aber die geringe Chance seine Probleme auf einen Schlag plötzlich los zu sein, war einfach zu verlockend.
"Na gut, gib her. Der eine geht."
"Auf den Waffenstillstand und ein gutes zweites Semester."
Sagte Thunder und stieß mit Moon an, bevor beide ihre Becher exten.
"Na also, geht doch." Sagte Thunder mit einem freundlichen Lächeln.
"Ich gehe zur Bar Nachschub holen, möchtest du noch etwas?" Fragte er so zuckersüß, dass Moon sich nur wundern konnte.
"Ähm...ja....Ich nehme noch eine Cola."
Thunder ging zur Bar. Er bestellte eine normale Cola und eine Rum-Cola. Er wollte Moon zuerst die Rum-Cola geben und so tun, als hätte er die Becher verwechselt, falls er etwas merkte. Merkte er nichts, würde er ihn das alkoholische Getränk trinken lassen.
Die ganze Getränke-hol-aktion dauerte nur 5 Minuten, aber bereits nach dieser kurzen Zeit konnte er sehen, dass Moon schwankte, als er zu ihm zurückkam. Die Cola schien garnicht mehr nötig zu sein.
Thunder stellte die Getränke hin und stützte Moon ein wenig. Er wurde von Sekunde zu Sekunde schwerfälliger.
"Nanu, was ist denn hier los? Du verträgst wirklich garnichts, kann das sein?" Fragte Thunder äußerst amüsiert.
"Wohl...niiiischt..." Lallte Moon. Der Raum fing an sich zu drehen.
Ich glaube, ich bringe dich mal zur Toilette.
Moon nickte.
In diesem Moment kam Beauty in die Sporthalle zurück und sah mit diabolischer Freude, wie Thunder Moon Richtung Geräteraum schleppte. Sie folgte ihnen sofort durch die Tür.
Jewel hatte die Szene ebenfalls beobachtet.... ihr Gewissen meldete sich erneut, doch sie traute sich nicht etwas zu unternehmen. Sie wusste auch einfach nicht was.
Beauty wäre stinksauer, würde sie sich einmischen.
Plötzlich wurde Jewel angesprochen.
"Hey, meine Süße....Wo wollen das Schnittchen und deine Chefin mit Chompis Mooni hin?"
Es war Treasure, der ebenfalls alles gesehen hatte.
"Ach...nichts...ihm ist wohl etwas schlecht...er und Thunder haben sich vertragen....sie werden ihn an die Luft bringen wollen." Stammelte Jewel als Erklärung.
"An die Luft? Du weißt schon, dass der Ausgang auf der anderen Seite ist und da hinten nur der Geräteraum und die Hausmeisterwerkstatt. Wenn der Hinterausgang verschlossen ist, geht da keiner irgendwo hin."
Stellte Treasure ungläubig fest, er wusste, dass sie log.
Hinter ihnen tauchte plötzlich Crown auf und erschreckte beide zu Tode.
Er hatte gehört was sie gesagt hatten und hatte ebenfalls die Szene beobachtet, denn er hatte die Sporthalle genau in dem Moment betreten.
"Crown Schätzchen, was machst du denn hier? Du solltest im Bett liegen." Rief Treasure entsetzt.
"Ach...paperlapapp...mir hat das hier keine Ruhe gelassen. Ich hatte Angst es gibt eine Eskalation, wenn Moon, Thunder und Beauty aufeinander treffen...wie es aussieht ist da auch gerade etwas im Gange...Jewel...rede...was ist da los?"
Jewel schaute nervös auf den Boden und druckste herum.
"Garnichts...das ist nichts schlimmes...Es soll nur ein kleiner Scherz sein."
"JEWEL! Moon sah nicht gut aus? Was hat Beauty vor...und was hat Thunder damit zu schaffen? Warum zieht sie ihn immer mit rein?"

Cum Luna Solem Amat (Wenn der Mond die Sonne liebt)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz