Langsam

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Es ist der 15. Oktober 2014, 7 Uhr Früh...

POV Stefanie:
Gerade löse ich mich wieder von Thomas Lippen und sehe ihm tief in die Augen, bevor ich mich von ihm herunter rolle und eng an ihn kuschle. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und mein Blick geht zum Fenster hinaus. Es wird schön langsam hell draußen. Geschlafen haben wir heute Nacht nicht viel – eigentlich gar nicht. Keiner von uns beiden wollte sich vom Schlaf gefangen nehmen lassen, der uns zurzeit nur in eine Traumwelt führt, die zu sehr unseren quälenden Alltag wiederspiegelt. In den letzten Stunden konnten wir beide wenigstens für kurze Zeit das vergessen, was uns alle vier momentan beschäftigt: unsere Schreibblockade, der ständige Druck, doch endlich ein neues Album herauszubringen und das Schlimmste von allem, dass uns die Musik keine Freude mehr macht. Ich bemerke gar nicht, dass mir ein paar Tränen über die Wangen rollen. „Hey Kleine, nicht weinen!" höre ich Thomas sanfte Stimme und spüre, wie er mir die Tränen von den Wangen wischt. Ich stütze mich auf seinem Oberkörper auf, damit ich ihn ansehen kann. Wie dankbar ich doch bin, ihn zu haben. Er streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sieht mich liebevoll an. „Ich weiß, ich will auch noch nicht gehn, doch das Licht kommt schon durchs Fenster" sagt er mit seiner weichen, warmen Stimme „Dieser Tag wird vermutlich auch wieder so zäh wie Leim..." Ich nicke und flüstere mit Tränen in den Augen „Nur sowas Schönes, wie das hier heute Nacht, vergeht natürlich viel zu schnell." Thomas lacht „Sowas Schönes läuft hundert Meter in Bestzeit!". Mit einem Grinsen im Gesicht beuge ich mich zu ihm hinunter und küsse ihn ganz langsam und zärtlich.

Irgendwann dreht er uns beide um, sodass er über mir ist. Seine Hände streichen liebevoll über meinen Körper und hinterlassen überall ein Kribbeln. Er löst sich von meinen Lippen und beginnt meinen Hals zu küssen, bis er bei meinem Ohr ankommt. „Vielleicht sollten wir die Zeit einfach noch einmal zurück drehen?" flüstert er in mein Ohr und mir läuft eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Wir lassen uns von unserer Leidenschaft führen und fühlen uns in diesem Moment gefangen. Es scheint, als würden die Uhren tatsächlich rückwärts laufen. Einige Zeit später, als wir endlich wieder voneinander lassen können, sieht mir Thomas tief in die Augen „Ich liebe dich, meine Kleine...und egal was um uns herum passiert, das hier bleibt für immer!" Wie in Zeitlupe küsst er mich und legt seine ganze Liebe in diesen Kuss. Als er sich von mir löst, vergrabe ich meine Hände in seinen Haaren und ziehe ihn noch einmal ganz nah zu mir „Und ich liebe uns beide, hier im verkehrten Zeitraffer. Wie du mich küsst...in Zeitlupe küsst..." Da zieht er mich noch näher zu sich, um diesen Kuss zu wiederholen.

Irgendwann schaffen wir es doch aus dem Bett. Während Thomas unter die Dusche geht, ziehe ich mir nur schnell ein Shirt von ihm drüber, stelle mich zum Fenster und sehe hinaus. Wieder einmal verliere ich mich in meinen Gedanken. Ich würde so gerne wissen, wie wir mit der Band aus dieser Krise wieder herauskommen können...ob wir aus dieser Krise überhaupt jemals wieder herauskommen. Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerke, als Thomas aus dem Badezimmer kommt. Plötzlich spüre ich seine starken Arme, die sich um meinen Körper legen. Er nimmt meine Hand in seine und lehnt seinen Kopf an meinen. Mit geschlossenen Augen stehn wir beide hier und genießen die Nähe des anderen.

Keine Ahnung wie lange wir so verharren. Meine Gedanken gehen zurück an den Beginn der letzten Nacht, als Thomas mich ins Schlafzimmer getragen und sanft am Bett abgelegt hat. Wie in einem Film laufen die letzten Stunden noch einmal vor meinem inneren Auge ab und bringen mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich singe leise „Weit geschlossene Augen und meine Hand in deiner. Wir drehen uns zurück auf Anfang...Langsam..." Langsam drehe ich mich in seinen Armen um und beginne ihn wieder zu küssen. Wir klinken uns beide aus und lassen uns einfach fallen. Obwohl die Zeit ihren gewohnten Lauf nimmt, fühlen wir uns, als würden wir uns langsam gegen die Uhren der Zeit drehen. Keiner von uns beiden will den Kuss beenden. Würde uns nicht irgendwann die Luft ausgehen, würden wir morgen um die Zeit vermutlich immer noch genauso hier stehen. Widerwillig akzeptieren wir unseren Luftmangel und lösen uns voneinander. Gleichzeitig werfen wir einen schnellen Blick zur Uhr. Es istschon kurz nach 9.00 Uhr und wir wissen beide, dass wir in spätestens 15 Minuten los müssen. Thomas gibt mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, bevor wir uns fertig machen.

Mittlerweile stehen wir beide angezogen in der Garderobe. Thomas gibt einen lauten Seufzer von sich und will gerade die Türe öffnen. Ich lege meine Hand auf seine und halte ihn zurück. Er sieht mich fragend an. „Kannst du mich noch einmal in den Arm nehmen? Zieh mich so nah wie's geht zu dir..." bitte ich ihn und spüre sofort, wie er seine Arme um mich legt. Ich kuschle mich ganz nah an ihn. Als ich mich nach kurzer Zeit von ihm lösen will, zieht er mich noch näher zu sich und sagt „Langsam...denn wir wissen, die Welt holt uns schnell genug ein..." Ich sehe zu ihm auf und verliere mich kurz in seinen wunderschönen, blau-grauen Augen, bevor er sich zu mir beugt und mich noch einmal in Zeitlupe küsst. Wir wollen beide noch nicht gehen...also L A N G S A M...

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt