24|Muffin-Kriege und was so in Arbeitsverträgen stehen

1.8K 146 81
                                    

M I R A

Es ist geschafft!
Die Kollektion ist wieder geschneidert und wurde etwas verspätet heute Morgen losgeschickt.
Eine Last fällt mir von den Schultern und ich halte meine Freude schon zurück, weil sie so groß ist, denn was soll das? Wieso freue ich mich so? Es kann mir egal sein, ob sie sich vor der gesamten Modewelt blamieren oder nicht.

Doch jetzt sind zwei meiner Kreationen dabei.

Yaz wird den hellblauen Zweiteiler von mir tragen, weil wir darauf bestanden haben, denn es sieht wunderbar an ihr aus! Mein gelbes Sommerkleid trägt ein dunkelhäutiges Model und ich bin dahingeschmolzen, weil mein Kleid so an ihr gestrahlt hat wie ihr breites Lächeln, als sie es anprobiert hat.
Ich habe mich in meine eigenen Zeichnungen verliebt.
Welch ein vergeudetes Talent, wenn man meine Position bedenkt.

Ich scrolle durch die Mails und schreibe einen neuen Entwurf an das Guilia Hotel in Italien, da Herr Sezins Aufenthalt nicht die gesamte Fashion Week über sein wird, wie er mir heute schimpfend erklärt hat. Zeitlich sei es ihm gelegener, wenn er früher in Deutschland anreist und ich muss die Termine nicht alle in den Oktober verschieben. Was auch immer der Herr verlangt.
Zudem schreibe ich noch eine E-Mail an Herr Sorrentino, um ihm zu dem Saal für die anstehende Wohltätigkeitsveranstaltung zuzustimmen.

Das Telefon klingelt, als ich die E-Mail absende und ich nehme den Hörer in die Hand.
„Ja?"
„Bringen Sie mir einen Espresso.", verlangt Herr Sezin und ich sehe zum Fenster, um zu sehen, wie er auflegt und sofort wieder auf seiner Tastatur tippt.
Okay, ich muss diesem Mann mal Manierenlehre an den Tagesplan schreiben. Jemand muss ihm zeigen wie man Telefonate führt, denn er weiß es offensichtlich nicht.

Seufzend stehe ich auf und mache mich auf den Weg in die Küche im ersten Stockwerk.
Ich nehme eine der Tassen und klicke das Bild des Espressos auf der Kaffeemaschine an und lehne mit verschränkten Armen gegen die Theke, während ich warte.
Mir fällt der Teller mit den hellen Muffins und den großen Schokostückchen auf. Wenn ich schon hier bin, dann könnte ich mir eine kurze Pause gönnen und einen essen.
Da wir hier zwei Kaffeemaschinen stehen haben, mache ich mir noch einen Kaffee, um diesen zu meinem Muffin zu trinken.

„Hey!", ertönt es plötzlich hinter mir, dass ich zusammenfahre und mich sofort umdrehe. Levi grinst und setzt sich auf einen Barhocker hinter der Theke.
„Du hast mich erschreckt.", lasse ich ihn wissen und nehme ein Tablett, um Herr Sezins Espresso darauf zu legen,„Hast du die Fotos von den Anproben gesehen?" Er nickt.
„Ja. Es sitzt alles fabelhaft, vor allem, weil es in nur wenigen Tagen geschneidert wurde.", schwärmt er und nimmt sich selbst einen Muffin.

„Das war total chaotisch.", gestehe ich und beiße in den luftigen Teig.
„Das habe ich schon gehört. Aber ihr habt das prima gemacht.", lobt er uns und ich lächle, nachdem ich geschluckt habe.
„Danke. Herr Sezin hat auch nur für mehr Stress gesorgt.", werfe ich ein und Levi fallen einige Krümmel aus dem Mund, als er lacht.
„Du musst ihn auch verstehen, Mira. Seine Kollektion wurde sabotiert und er hat Geld verloren.", meint er, doch ich tue es mit einem Schulterzucken ab.
Ich will ihn nicht verstehen.
Es ist eine Entscheidung, keine Ahnungslosigkeit.

„Er ist doch so reich, da fällt das hier doch kaum auf.", behaupte ich, denn ich habe das Bankkonto des Unternehmens gesehen. Ich will gar nicht erst wissen wie viele Nullen auf seiner privaten Bankkarte sind.
Ich wende mich meinem Kaffee zu und wische unter der Kaffeemaschine entlang, weil etwas gekleckert ist.

„Ich habe mal gehört, dass Herr Sezin acht Autos fährt."
Sofort wirble ich zu ihm herum. Acht Autos?
„Wofür braucht er denn bitte acht Autos? Wieso passt er nicht in eins?!", rufe ich aus und er lacht noch lauter.
„Zum Angeben, wahrscheinlich. Was weiß ich denn? Irgendwo muss er doch das Geld ausgeben, das er verdient."

SECRET DESIREWhere stories live. Discover now