108|Dinge, die man so unter der Dusche tut

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M I R A

Demir lebt.

Ein Glück, dass er das tut.

Wie hätte es sich in meinem Lebenslauf gemacht zwischen all den schulischen Ausbildungen und Berufserfahrungen? Wie hätte ich künftigen Vorgesetzten erklären sollen, dass dort eine große Lücke nach meiner Zeit bei Sezin kommt, weil ich für den Mord an dem CEO -der nebenbei bemerkt auch zeitgleich mein Liebhaber war- in Haft saß?

Ob er noch mein Liebhaber ist, weiß ich nicht. Er hat kein Wort gesagt, als Kerem ihn wieder zu Bewusstsein und zum Aufstehen gebracht hat. Danach hat Kerem Selin und mich angeschrien, weil wir Demir nicht nur fast umgebracht haben, sondern noch sein Haus abfackelten. Wobei er mehr Selin angeschrien und mich mit bösen Blicken gestraft hat. Wir sind noch nicht so vertraut miteinander, dass er mich ungeniert anschreien kann.

Eine gute Sache hat das Ganze noch: Nicht alle Kekse sind verbrannt. Wir konnten meine Sterne und einige von Selins Monden retten, doch keiner von uns hat es gewagt nun an die Dekoration besagter Kekse zu gehen, aus Angst, dass Kerem beginnt uns Schüsseln an den Kopf wirft.

Selin hockt auf allen Vieren auf dem Boden und wischt das Wasser auf, während Kerem mit verschränkten Armen über ihr aufragt und sie immer mal wieder mit dem Fuß tritt, wenn sie auch nur eine Nanosekunde langsamer wird. Ich putze den Ofen, was mich nicht sonderlich viel Zeit kostet, wenn man bedenkt, dass ich nur die verbrannten Kekse und das Backpapier wegschmeißen und Krümmel aufwischen muss.

Sobald ich fertig bin, verschwinde ich, bevor mir weitere Aufgaben zugeteilt werden, denn ich will nach Demir sehen. Er ist schon seit einer Weile weg. Was, wenn er ohnmächtig geworden ist?
Oh Gott, ich kann nicht fassen, dass ich ihm eine Schüssel an den Kopf geschlagen habe. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Nichts, das ist das Problem. Vielen Dank auch Selin.

Ich klopfe an der Tür zum Schlafzimmer und als nach dem dritten Klopfen keine Antwort kommt, reiße ich die Tür auf, erwarte einen bewusstlosen Demir in der Mitte des Raums, doch es ist leer.
Wo ist er hin?

Das Rauschen von Wasser schleicht sich gedämpft durch die Wände ins Zimmer und ich gehe sofort durch das Ankleidezimmer und vor die Badezimmertür, um auch hier noch einmal zu klopfen.
„Demir?", rufe ich und hämmere richtig fest, damit er mich hört. Wenn es ihm dort schlecht geht? Er unter der Dusche ertrinkt, weil er keinen Halt findet und sich alles dreht?

„Es ist offen." Seine tiefe Stimme, die ganz undeutlich durch das Rauschen ertönt, entspannt mich sofort. Er ist wach. Gott sei Dank.
Aber... Will ich hineingehen? Er ist schließlich unter der Dusche.
Ich will mich am liebsten selbst packen und rütteln. Was denke ich denn da? Natürlich will ich reingehen!

Dampf umhüllt mich und der Nebel versperrt mir die ausreichende Sicht, aber ich kann dennoch Demirs großen Körper hinter der Glasscheibe auf der anderen Seite des großen und breiten Bads ausmachen. Er hat mir den Rücken zugedreht, die Arme vor sich ausgestreckt und er stützt sich mit den Händen an der Wand ab, während er den Kopf hängen lässt. Das Wasser prasselt ihm in den Nacken und seine Tattoos scheinen noch dunkler gegen seine gebräunte Haut zu sein.

Nicht sonderlich viele Gedanken streifen meinen Kopf, als ich mir meinen Pullover über den Kopf ziehe, meinen BH gleich hinterher zu Boden fallen lasse. Ich schlüpfe aus meiner Jeans und entledige mich auch den Socken und Slip, bevor ich zu ihm herübergehe.
Er hört, dass ich zu ihm komme, als meine Füße auf den mit Millimeter hohem Wasser bedeckten Boden platschen und ich mich hinter ihn stelle, die Arme von hinten um ihn lege und seine Brust umfasse. Ich spreize die Finger auf seiner Haut und mein Herz hämmert mir bis in den Hals.

Demir hebt scharf einatmend den Kopf an, dreht sich aber nicht zu mir um. Ich küsse die nasse Haut an seinem Rücken und trete noch etwas näher. Bisher hat mich der Anblick eines bloßen Rückens nicht fasziniert, aber Demirs straffe Haut und die Ansätze seiner Muskeln, lassen etwas in mir zergehen. Himmel, gibt es eine Stelle an ihm, die nicht atemberaubend schön und anziehend ist?

SECRET DESIREWhere stories live. Discover now