36. Kapitel: Angst

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Emmis Sicht

Wie erwartet hatte ich Spanisch eigentlich völlig verkackt. Hätte ich nicht neben Amelie gesessen und diese hätte mir geholfen wäre ich wirklich erledigt. Amelie bekam natürlich wie erwartet alles perfekt hin. Sie war halt wirklich eine kleine Streberin, aber dafür liebte ich sie.
Nach der Schule liefen wir zusammen zum Bus. Keiner der Flammenmützen war heute in der Schule und deshalb konnten wir wenigstens die Busfahrt zusammen sein. Wir setzten uns neben einander in den ausnahmsweise mal nicht überfüllten Bus. Amelie zückte ihr Handy raus und fing an zu grinsen. Ich schaute sie fragend an und sie hielt mit ihr Handy hin. Es war eine Nachricht von Markus. Natürlich hatte sie ihn unter Bruderherz eingespeichert mit drei Herzen.
Bin zu Hause :) Bringst du mir was zu essen mit? Edgar hat heute Frei :O und Mama kocht......
,,Seit wann hat Edgar frei?" fragte ich sie. Amelie tippte auf ihr Handy, aber sie hatte mir zugehört.
,,So ein bis zwei mal im Jahr hat er einen Tag frei. Eigentlich steht ihm viel mehr Urlaub zu, aber er möchte den nicht in Anspruch nehmen." erklärte sie mir. Ich hatte noch nie mit bekommen, dass Edgar frei hatte. Auf ihre Erklärung nickte ich nur und schaute aus dem Fenster.
,,Können wir uns um sieben an der Klippe treffen? Dort wird Gonzo uns nie sehen und du könntest ihm ja sagen, dass du nach Hause musst?" fragte sie mich. Es war riskant, aber ich hatte mir so wie so vorgenommen heute mit Gonzo zu reden. Es musste langsam ein Ende haben. Markus hatte Recht. Ich musste mich gegen ihn wehren, denn er konnte nicht mit mir machen was er wollte.
,,Klar." gab ich Amelie als Antwort. Sofort fing sie an zu lächeln und wir redeten noch über Gott und die Welt. Es war einfach wie früher. Meine Amelie und ich. Die beiden besten Freundinnen.
,,Lass uns mal wieder einen High-School Musical Abend machen." schlug Amelie freudig vor. Ich glaube wir konnten beide die Filme inzwischen mit sprechen. Schon alleine jeden Film von Zac Efron konnten wir mit sprechen.
,,Oh ja. Mit Nachos und Käsesoße." schwärmte ich. Amelie nickte wild und so fielen ihr ihre blonden Haare ins Gesicht.
,,Vielleicht schaut ja Markus mit, aber dann wäre wohl ein Horrofilm besser." kicherte sie und zwinkerte mir zu. Ich freute mich ja wirklich über ihren Sinneswandel, aber sie war sich so sicher das wir zusammen kommen. Ich war mir das absolut nicht sicher. Natürlich hatte er sich von Düsentrieb getrennt, aber war man so schnell über seine große Liebe hin weg. Außerdem hatte Amelie es ja schon länger akzeptiert und trotzdem hatte er noch keine Andeutungen gemacht oder ich war einfach blind.
,,Amelie." seufzte ich. Sie wünschte es sich ja schon fast mit mir und Markus.
,,Was denn? Ich weiß das mein Bruder auf dich steht und ich weiß, dass du trotzdem meine beste Freundin bleiben wirst." lächelte sie.
,,Das so wie so. Trotzdem erhoff dir nicht zu viel. Du weißt wie beliebt dein Bruder ist." wieß ich sie noch mal drauf hin.
,,Und ich weiß wie wunderschön du bist und was für einen schönen Charakter du hast und das solltest du langsam auch mal verstehen." Der Bus hielt und nun mussten wir getrennte Wege gehen. Ich lächelte sie kurz an und stieg hinten aus, während Amelie vorne ausstieg. Ich werde heute mit Gonzo reden und vielleicht wurde dann ja wieder alles normal.

Bei der Nebelburg angekommen roch ich direkt diesen unangenehmen Geruch von Gras. Bestimmt kiffte Pickels wieder. Natürlich hatte er Recht, denn er hockte zusammen mit Jamie vor der Nebelburg. Sie saß dort allerdings nur mit ihrer Zigarette und würdigte mir keinen Blick. Ich dachte wirklich, dass wir Freunde wären. Langsam betrat ich die Nebelburg und erkannte direkt Gonzo.
,,Hey ho, kleiner Stern." lächelte er mir entgegen.
,,Hey." war nur meine Antwort. Gonzo lief kurz zum Eingang und schickte die beiden weg. Was hatte er vor? Krampfhaft nahm er meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich stolperte schon fast hinter ihm her und dann waren wir in einem verlassenen Abteil. Auf dem Boden lag eine Matratze und über all waren Rosenblätter und Kerzen verteilt. Oh nein. Sag mir nicht er hatte mit der Hexe geredet.
,,Gonzo was wird das?" fragte ich mit zitternder Stimme. Dieser lächelte nur und schloss die Tür hinter uns. Hilflos stand ich in dem Raum und suchte verzweifelt nach einem Ausgang. Außer der Tür gab es keinen. Verdammt wie sollte ich hier wieder raus kommen? Ich schluckte einmal und erschrak, weil Gonzo von hinten seine Arme um meinen Körper gelegt hatte. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Nicht weil ich es schön fande, sondern ehr vor Ekel. Gonzo legte meine Haare auf meine linke Schulter und küsste meinen rechten Hals runter.
,,Ich liebe dich, Emmi." flüsterte er.
,,Gonzo lass es." sagte ich leise, aber er hörte nicht auf. Langsam sammelten sich Tränen in meinen Augen. Er drehte sich zu mir um und schaute mir in die Augen. Eine Träne lief über meine Wange und er wischte sie weg.
,,Du willst es doch auch." flüsterte er mir ins Ohr. Ich wollte ganz sicher nicht mit ihm mein erstes mal haben. Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte mich zu befreien. Gonzo krallte allerdings seine Hände in meinen Oberarm. Ich zischte auf und schloss vor Schmerzen die Augen.
,,Du tust mir weh." weinte ich. Gonzo lächelte mich allerdings nur mit dunklen Augen an und schubste mich dann nach hinten. Nun lag ich auf der Matratze und er krabbelte über mich. Fordernd drückte er seine Lippen auf meine, aber ich erwiederte den Kuss nicht. Ich musste jetzt stark sein. Ansonsten würde das hier ganz schlecht für mich enden.
,,GONZO LASS ES!" schrie ich und drückte ihn weg. Dieser lachte allerdings nur und drückte mich weiter in die Matratze. Okay dann half wohl nur noch eins. Ich zog mein Knie an und trat ihm volle Wucht in seine Eier. Gonzo löste sich direkt vor mir und kniete sich schmerzhaft vor der Matratze.
,,Das wirst du büßen. Du bist meins Emmi. Gewöhne dich dran." knurrte er und ging in gebückter Haltung zur Tür. Diese knallte er zu und dann hörte ich das Schloss. Nein. Hatte er mich jetzt ehrlich eingesperrt.
,,MACH DIE TÜR AUF!" schrie ich und hämmerte gegen die Tür. Ich wiederholte es sicherlich zehn Minuten und dann ließ ich mich irgendwann weinend vor der Tür sinken. Konnte mein Leben noch mehr Berg ab gehen? Hoffentlich würden Mama und Papa nach mir suchen. Immerhin war ich öfter schon Nachts nicht zu Hause. Im Moment hatte ich einfach nur Angst. Sehr große Angst.

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