Endlich ist es soweit. Das Schiff ist fertig beschichtet und es geht los zur Fischmenscheninsel. In den letzten zwei Tagen ist auch nichts spannendes mehr passiert. Ich hab mir gestern noch mal eine Bar gesucht, wo ich ein paar Männern das Geld aus der Tasche gezogen habe. Kana hatte keine Lust mit zu kommen und hatte es sich in der schiffseigenen Bibliothek gemütlich gemacht. In der restlichen Zeit wurden dann die Vorräte und der medizinische Bedarf aufgestockt. Und nun ist es soweit.
Die ganze Mannschaft ist an Deck versammelt. Es ist ein einmaliges Erlebnis, schließlich segelt man ja nicht jeden Tag durch das Wasser, anstatt auf ihm. Die dünne Schicht aus Yalkiman-Mangroven-Harz bläht sich auf und bildet ein durchsichtiges Dach. Dann fängt das Schiff langsam an zu sinken. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Langsam gleiten wir an den gigantischen Wurzeln vorüber, hinter welchen man die Umrisse riesiger Fische erahnen kann. Das Licht, welches durch die Meeresoberfläche fällt, malt wellenartige Muster auf die hellen Holzplanken. Die unterschiedlichsten Fische kreuzen unseren Weg und Luftblasen steigen auf.Neugierig wie ich nun mal bin, berühre ich vorsichtig die dünne Schicht, die uns vom Meerwasser trennt. Ein Goldfisch, so groß wie ich selbst, kommt zu uns geschwommen und stupst von außen gegen meine Hand. „Das ist einfach unglaublich" „Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass ich jemals durch das Meer hindurch reisen würde" Auch Kana ist völlig fasziniert von dem Anblick. Plötzlich wird es dunkel und überrascht sehen wir zur Quelle die dafür verantwortlich ist. Eine kleine Gruppe Blauwale schwimmt neben dem Schiff her. Doch etwas anderes erregt meine Aufmerksamkeit. Ja spinn ich denn? Ich hab schon davon gehört, aber nie geglaubt das ich es mal sehen würde, oder eher das es ihn wirklich gibt. Vorsichtig stupse ich Kana an und zeige auf einen der Wale, oder eher auf die Finne des Wals. Überrascht weiten sich die Augen meiner Freundin. „Was ist das?"
„Das ist ein Klabautermann. Der Klabautermann der Moby Dick würde ich jetzt mal behaupten"
„Klabautermann?" Fragend sieht Kana mich an. Hat sie noch nie etwas davon gehört? „Ein Schiffsgeist. Er erscheint nur denjenigen, die ihr Schiff lieben und repariert es, wenn es beschädigt wurde. Er zeigt sich nur selten. Aber ich glaube es gefällt ihm, dass wir von den Tieren begleitet werden, die Vorbild für dieses Schiff waren" Besagte Gestalt nickt, winkt noch einmal und ist dann verschwunden. Auch die Blauwale verschwinden, als das Schiff in die Tiefsee sinkt. Immer weniger Licht findet den Weg zu uns hinunter und so werden überall an Deck Lampen angezündet. Es wird auch immer kälter, je näher wir dem Meeresgrund kommen.Kana und ich stehen am Bug der Moby, als plötzlich ein riesiger Tentakel vor uns auftaucht. Ein gigantischer Kraken hat die Absicht uns anzugreifen. „Ahhhhhh" Schreiend klammert sich Kana an mich und da das ganze so plötzlich passiert, verliere ich mein Gleichgewicht und lande mit ihr zusammen auf den Planken. Panisch starrt Kana das Monster an und bemerkt nicht, genau so wenig wie ich, da auch mein Blick auf dem Urvieh liegt, dass sich Vater hinter uns aufgebaut hat. Eine Welle aus mentaler Energie strömte über uns hinweg auf den Kraken zu. Dessen Augen drehen sich nach innen und er sinkt in sich zusammen. Auch an uns ist dies nicht spurlos vorübergegangen. Ich kann die Kraft immer noch spüren. Eine Gänsehaut überzieht meine Arme und für eine kurzen Moment fällt mir das Atmen schwer. Kana geht es nicht anders. Das ist also die Veranlagung des Königs, das Königshaki. Unglaublich.
„Alex ist bei dir alles ok?" „Ja, geht schon wieder. Bei dir?" „Auch" „Das ist wirklich erstaunlich. Ich hätte gedacht, das ihr beide schlapp macht" „Wir sind eben stärker als du denkst" War klar das so ein Kommentar von Marco kommt. „Ihr zwei seid mental sehr stark. Es würde mich nicht wundern wenn auch in euch zumindest eine Form des Haki steckt" Überrascht sehen wir zu Vater. Meint er das ernst? Offensichtlich schon. Ich hab jetzt allerdings keine große Lust mich weiter damit auseinander zu setzen. Mittlerweile haben wir die lichtlose Ebene, weit unter der Meeresoberfläche erreicht. Das einzige Licht, dass man sehen kann, stammt von den Lampen auf dem Schiff oder von seltsamen Riesenfischen oder leuchtenden Quallen, alle um ein Vielfaches größer als ein normaler Mensch.
Zudem kann ich auf dem Meeresgrund die Umrisse vieler hunderter Schiffsfracks erkennen. Ja die Reise zur Fischmenscheninsel ist gefährlich. Ich hab gelesen das nur knapp 30 Prozent der Schiffe das Reich König Neptuns erreichen. Und ich hoffe, das wir dazu gehören.
