Endlich sind die zwei Wochen vorbei und ich darf die Krankenstation verlassenen. Gerade die letzte Woche war extrem anstrengen. Ich hatte zwar immer wieder Besuch, doch es ist nicht das selbe. Und Kana durfte auch nur auf Bewährung zu mir. Doc hat uns die Fluchtnummer ziemlich übel genommen. Das habe ich vor allem an seinen Untersuchungen zu spüren bekommen. Hat der Kerl mich gepiesackt. Und wenn ich was gesagt habe, hat er mir nur vorgehalten, das wer sich von der Krankenstation schleichen kann, auch so was aushält. Und so was ist Arzt. Na ja mir kann es jetzt egal sein. Ich habe nämlich nicht vor, so schnell wieder in seine Fänge zu geraten. Also mache ich mich jetzt auf in den Speisesaal. Ich hab nämlich Hunger. Doch etwas stört mich. Mein gutes Gehör, sagt mir nämlich, das es verdammt ruhig ist. Nur das Klappern von Geschirr ist zu hören. Und wenn ich mich anstrenge, kann ich ganz leise Stimmen hören. Irgendwas muss in meiner Abwesenheit passiert sein. Also erst mal rein da. Wird sich schon alles aufklären. Für mein Eintreten scheint sich keiner zu interessieren. Na dann eben nicht. Ich gehe zum Kommandantentisch und auch hier ist es verdächtig ruhig. Ist ja eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. „Sagt mal ist jemand gestorben?" Überrascht starren mich alle an. „Hey Leute" Das war dann wohl ihr Stichwort. Überall werden Stimmen laut und ich kann hier und da auch mal eine Satz klar raus hören wie, „Hey Alex. Wie geht's dir?" „Jage uns nie wieder so einen Schreck ein" „Schön, dass es dir wieder besser geht" Was haben die denn alle?
Haben die sich wirklich solche Sorgen gemacht? So schwer verletzt war ich doch nun auch wieder nicht. Kana holt mich aus meinen Gedanken, als sie mich neben sich auf den Stuhl zieht und Thatch mir was zu essen vor die Nase stellt. Dann schallt Vater's Lachen durch den Raum. „Wie es aussieht, geht es dir wieder gute, meine Tochter" „Ging's mir denn jemals schlecht?" „Schön, dass du wieder da bist", lächelt Thatch mich an und Ace fügt noch lachend hinzu. „Ja, war irgendwie langweilig ohne dich" Ich lächele sie an. „Tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt" Und damit ist die Stimmung wieder wie sonst auch. Als mein Blick auf Marco fällt, hole ich das Buch und schiebe es ihm zu. „Hier, bevor ich es noch behalte" „Du hast es schon durch?" Ich zucke kurz mit den Schultern. „Hatte ja sonst nichts zu tun" „Wie bist du denn an das Buch gekommen?" Fragend sieht Thatch mich an. „Marco hat es mir gebracht" Verwundert sehen alle zu unserem Vize und fragen, wie er das an Akira vorbei bekommen hat. Tja, er war halt etwas schlauer als die anderen. Da dies nun auch geklärt ist, widmet sich jeder wieder seinem Frühstück. Nebenbei erfahre ich auch, das wir nachher an einer Insel ankommen. Ich sehe zu Kana die meinen Blick erwidert und stumm nicken wir uns zu. Wir haben nämlich vor ein paar Tagen einen Entschluss gefasst. Denn können wir hier in die Tat umsetzen.
Jetzt stehe ich an der Reling und blicke zu der Insel die immer näher kommt. Und je näher wir kommen, desto kälter wird es. Wir steuern nämlich auf eine Winterinsel zu. Schon seid einiger Zeit schneit es und die weißen Flocken sammeln sich überall an Deck. Da ich ja nicht will, das jemand von meinen Teufelskräften erfährt, muss ich den Schein waren und so tun als ob auch mir kalt ist. Meine Kräfte verhindern, das ich schnell friere und teilweise tu ich das gar nicht. So habe ich mir jetzt aber eine dicken Pulli und einen Wintermantel angezogen. Ein Schal um den Hals, Stiefel und eine, zugegeben, dünne Jeans. Diese zieht sich auch fleißig immer weiter mit Schnee voll. Könnte daran liegen das meine Jeans über die Stiefel geht und nicht darin steckt. Fehler meinerseits. Aber daran werde ich jetzt auch nichts ändern. Mit funkelnden Augen betrachte ich die schneebedeckten Dächer der Häuser und die Lampions, die überall hängen und in den verschiedensten Farben leuchten. Winterinseln haben doch einfach einen gewissen Charme. Mittlerweile kann ich auch erkennen, wie Menschen aufgeregt im Hafen herum wuseln. Ace hat mir erzählt, das die Insel unter Vater's Schutz steht. „Ist dir etwa kalt?" Ace stellt sich neben mich und grinst mich an. „Nein, wie kommst du nur darauf? Liegt es an dem Zittern?" Ja ich tu so als ob ich zittere und scheinbar klappt das auch ganz gut. „Also eigentlich, weil du recht dünn angezogen bist", meint das Streichholz. Ich schüttele den Kopf, wobei der Schnee, welcher sich dort angesammelt hat, runter fällt. „Wie kommt es eigentlich, dass du so was wie einen Mantel besitzt? Ich meine, du bist doch der, der sonst immer ohne Oberteil rum rennt, weil ihm nicht kalt wird" Ich hatte Ace schon einmal drauf angesprochen, deswegen wundert es mich, dass er jetzt einen langen, schwarzen Mantel trägt. Der ihm durchaus sehr gut steht, wenn ich das an dieser Stelle mal erwähnen darf. Als Antwort bekomme ich nur ein Lachen von ihm.
„Komm mit zu den anderen. Wir legen gleich an", meint Ace, doch ich schüttele den Kopf. „Ich will mir das noch ein bisschen ansehen" Ace mustert mich kurz, geht dann aber wieder. Nach einer halben Stunde sind wir angekommen und die Männer sind eifrig damit beschäftigt, das Schiff zu vertäuen. Helfen kann ich nirgendwo, da ich mich wegen meiner Wunde nicht anstrengen darf. Als die Ersten schon von Bord gehen, kommt Kana zu mir. „Kommst du? Thatch und Ace gehen mit uns an Land" Na das passt doch perfekt in unseren Plan. „Glück gehabt. Die werden wir wesentlich einfacher los" Da unser Vorhaben eine Überraschung werden soll, müssen wir unsere Bewacher loswerden. Wie wir das machen, weiß ich allerdings noch nicht. Aber da wird sich schon was finden. So viel also zum Thema, ich würde ihnen nicht von der Seite weichen. Das war nämlich Marcos Bedingung, das ich an Land darf. Was das für Folgen haben wird kann ich mir denken. Aber das ist es mir wert. Also gehen Kana und ich mit den beiden Kommandanten an Land. Und kaum das wir das betreten, beschließe ich, das ich mir höhere Stiefel besorgen muss. Das wird ja wohl nicht die letzte Winterinsel sein, auf der wir landen.
Während wir auf dem Weg in die Stadt sind, sehen wir uns alles genau an. Die Jungs haben ihren Spaß und ich denke, das das ganze doch recht lustig werden kann. Immer wieder suche ich nach einer Gelegenheit die beiden los zu werden, doch bis jetzt nichts. Während Kana sich an einem Stand etwas ansieht, ist Ace schon etwas weiter gegangen und sieht sich ebenfalls neugierig etwas an. Da ich nicht weiter darauf achte, sondern nach einer Fluchtmöglichkeit suche, erschrecke ich mich auch, als Ace mich am Arm packt und mit zieht.
An dem Stand werde ich vor einen Spiegel gestellt und der Glimmstängel setzt mir etwas auf den Kopf. Er hat mir schwarze Ohrenschützer aufgesetzt die aussehen wie Katzenohren. „Wusste ich doch, dass sie zu dir passen", lacht Ace und wir können es uns nicht nehmen lassen sie zu kaufen. Der Verkäufer hat meine kalten und leicht blauen Finger bemerkt, da ich meine Kräfte unterdrücke um glaubhaft zu sein, und schenkte mir noch die passenden Handschuhe dazu, die vorne ein paar Krallen haben. Wenn die wüssten wie recht sie damit haben. Wie lange ich das wohl noch geheim halten kann? Ich hab das Gefühl das es nicht mehr all zu lange so sein wird. Als ich mich an Kana wenden will, ist diese weg. Nanu. Eben war sie doch noch da. Ich finde sie zwei Stände weiter, neben ihr Thatch der mir etwas nervös scheint. Hab ich was verpasst?
Kana hat mir auf der Krankenstation schon erzählt, das sie viel mit Thatch redet und ihm in der Kombüse hilft, aber das da so die Funken fliegen hätte ich nicht gedacht. Ace scheint meinen Blick bemerkt zu haben, da er leise lacht. „Die beiden haben viel Zeit miteinander verbracht, als du außer Gefecht warst" „Ich bin also nicht die einzige die es bemerkt hat" „Nein" Nur glaube ich, das die beiden etwas Hilfe brauchen werden. Kana ist manchmal recht schüchtern. Aber darüber kann ich mir später Gedanken machen. Zusammen mit Ace gehe ich zu den beiden, wobei Kana mich schon angrinst, als sie die neuen Errungenschaften sieht. „Die Ohrenschützer passen ja mal perfekt zu dir Alex", kommt es begeistert von meiner Freundin. „Ja, Ace hat sie entdeckt", meine ich strahlend und bin wirklich froh, dass ich jetzt warme Ohren habe. Das Kana sie passend findet ist klar, immerhin weiß sie in der Sache auch etwas mehr als die anderen. Und das soll auch erst mal so bleiben. Zusammen gehen wir weiter auf Erkundungstour. Und dann finde ich endlich die passende Gelegenheit. Kurz stupse ich Kana an und deute auf eine Mann der einige Meter vor uns geht. Kurz nickt sie mir zu und es kann los gehen. „Ace, Thatch, da ist die Marine" Völlig überrumpelt sehen die beiden in die Richtung in die ich deute und den Moment nutzen Kana und ich um in der nächsten Seitenstraße zu verschwinden.
Von unserem Versteck aus, beobachten wir die beiden Männer noch kurz, die sich hektisch umsehen und dann in eine Richtung davon rennen. Lachend machen wir uns auf den Weg. „Das war schon irgendwie fies" „Was sollte ich den machen? Wir mussten sie los werden und der Mann hatte nun mal Ähnlichkeit mit einem von der Marine" Wenn auch nur mit viel Fantasie, aber es hat geklappt. Und nach einigem Suchen, finden wir den gewünschten Laden. Skeptisch sieht Kana den Eingang an. „Gekniffen wird nicht" Also rein da. Ich packe Kana am Handgelenk und ziehe sie mit. Nicht das sie doch noch auf komische Ideen kommt. Als wir eintreten sieht der Mann hinter dem Tresen zu uns. „Was kann ich für Euch tun?" Ich grinste ihn an, „Wir hätten gerne ein Tattoo" Skeptisch mustert er Kana. Bei ihr scheint er sich nicht ganz sicher zu sein, ob das nicht doch ein Scherz ist. Also fange ich an. Schnell ist alles vorbereitet und es kann los gehen. Ich habe mich für die Variante des Whitebeardtattoos entschieden, das Marco auf der Brust hat, die Variante gefällt mir einfach besser. Dieses lasse ich mir auf mein Dekolleté stechen. Allerdings nicht mittig, sondern etwas nach links, Richtung Herz, versetzt. Nach dem ich fertig bin, kommt Kana dran. Wirklich glücklich sieht sie nicht aus, gibt aber auch keinen Mucks von sich, während der Tätowierer seine Arbeit macht. Kana lässt sich ihr Whitebeardtattoo auf das rechte Schulterblatt machen, es ist die Variante, die Ace auf dem Rücken hat.
Wir bekommen noch die üblichen Pflegehinweise, die ich ja schon kenne und nach dem wir gezahlt haben, können wir gehen. Noch werden wir den anderen nichts sagen und da es hier kalt ist, werden sie es auch nicht so schnell sehen. Auch wenn ich schon weiß, dass Marco mir den Kopf abreißen wird, kann ich mit ruhigen Gewissen sagen, dass ich als vollwertiges Crewmitglied sterbe. „Das hat doch mehr weh getan als ich dachte" „Stell dich nicht so an. So wie ich unsere Lage einschätze werden wir noch schlimmeres erleben" Bei den Chaoten weiß man ja nie. Und was das Tattoo angeht. Ich wusste ja wie das ist. Immerhin habe ich schon zwei. Und die sind nicht besonders klein. Da wir noch keine Lust haben zurück zum Schiff zu gehen, da es dort sowieso nur Ärger geben wird, gehen wir noch ein bisschen durch die Stadt. Auf meiner Reise war ich auf vielen Winterinseln und habe immer wieder festgestellt, das sie sich alle unterscheiden. Natürlich auch die Inseln an sich, aber vor allem die Menschen und ihre Bräuche. Kana sieht sich begeistert jeden Stand an, an dem wir vorbei kommen. Ein Stand weckt dann auch besonders mein Interesse, denn dort gibt es Tee. Genau das richtige für mich. Schnell sehe ich mir die verschiedenen Sorten an und stelle mir dann eine ordentliche Auswahl zusammen. Unter anderem findet sich dort Sorten wie Kaktusfeige-Zimt, Minze-Honig, Vanille-Pfirsich, Kirsche-Marzipan und Winterpunsch-Mandel. Und noch einige mehr. Gerade auf Winterinseln braucht man was warmes zum trinken.
Anschließend machen wir noch in einer Bar halt um was zu essen. „Was Ace und Thatch wohl machen?" „Vermutlich einen Nervenzusammenbruch bekommen und hoffen das Marco nichts merkt, bis wir zurück sind" Vermute ich zumindest. „Macht es dir eigentlich Spaß dich immer mit Marco anzulegen?" „Ja und nein. Es gibt mir das Gefühl mich irgendwie an ihm zu rächen wenn ich ihn nicht zur Ruhe kommen lasse. Andererseits nervt es mich manchmal auch selber" „Und doch hilfst du ihm und nimmst ihm Arbeit ab. Du bist wirklich nicht normal" Ein Seufzen entkommt mir. Sie hat ja recht. Denn irgendwie tut mir Marco schon manchmal leid. Scheiß Gefühle. Warum kann ich sie nicht einfach abstellen und gut ist? Warum muss ich dieses Suppenhuhn lieben und mich damit selber quälen? Die Frage wird mir wohl nie jemand beantworten können. „Mal was anderes. Was läuft da zwischen dir und Thatch?" Wie auf Kommando wird Kana rot. „Was.. Was soll da laufen? Gar nichts. Er ist einfach ein guter Freund" Skeptisch sehe ich sie an. Ein guter Freund? Wer es glaubt. Ich jedenfalls nicht. Aber ich sage auch erst mal nichts dazu.
Nach dem Essen gehen wir weiter und ich besorge mir noch ein paar Tüten gebrannte Mandeln. Sollte man gar nicht denken, das man die so schwer bekommt. Deshalb mag ich Winterinseln. Da gibt es die immer.
Als wir dann zurück zum Schiff kommen, kann ich schon von weitem die aufgeregten Stimmen hören. So ein gutes Gehör zu haben hat schon seine Vorteile. Auch Kana kann es, dank ihrer Teufelskräfte, hören. Ace und Thatch sind schon ganz panisch. Bis jetzt kann ich aber Marcos Stimme nicht hören. Also weiß er es noch nicht. „Ich hab doch gesagt ihr sollt sie nicht aus den Augen lassen" Jetzt weiß er es. Schnell gehen wir an Deck und laufen fast in Ace und Thatch rein, die schon wieder fluchtartig das Schiff verlassen wollen. „Hey immer langsam mit den jungen Seepferdchen. Was hat euch zwei denn gebissen?" „Wo wart ihr? Ihr wart plötzlich weg" „Ich hab doch gesagt das die Marine da war. Da bleibe ich doch nicht stehen und lasse mich festnehmen" „Und als wir wieder zu euch gesehen haben, wart ihr plötzlich weg" Kana spielt schön mit und findet das ganze, genau wie ich, sehr unterhaltsam. Im nächsten Moment wird mir allerdings meine Tüte gebrannte Mandel weg genommen und böse sehe ich zu Marco. „Gibt die her. Das sind meine" Verzweifelt versuche ich an die Tüte zu kommen die er so weit weg hält das es für mich unmöglich ist. „Du gehst jetzt zum Doc und lässt dich untersuchen" Entgeistert sehe ich ihn an. Der futtert einfach meine Mandeln. „Hast du nicht gehört?" Also mache ich mich auf den Weg. Dieser Idiot. Wie ich ihn doch manchmal hasse.
„Alex was kann ich für dich tun?" „Mich untersuchen. Anordnung von dem Suppenhuhn" Das blöde grinsen vom Doc macht die Sache auch nicht besser. Wie ich vermutet habe, findet er natürlich nichts. Nichts bis auf das Tattoo. „Was?" „Bitte sag es keinem. Es soll eine Überraschung werden" „Ich sag nichts. Sorge nur dafür das es sich nicht entzündet. Aber das weiss du ja" Damit bin ich entlassen und gehe zu Marco's Kajüte, da ich mal denke das ich ihn hier am ehesten finden werde. Er sitzt an seinem Schreibtisch und futtert meine Mandeln. Leise schleiche ich mich an ihn heran und lege ihm eine Hand auf die Schulter, worauf er leicht zusammen zuckt. Fragend dreht er sich zu mir um. „Ich bin in bester Ordnung. Doc hat nichts gefunden" Kurz werfe ich einen Blick auf die Papiere. „Du solltest wirklich die Hilfe andere annehmen. Ich weiss das dir das nicht liegt, aber du schadest nur dir selber" Damit gehe ich wieder. Die Tüte Mandeln lasse ich da wo sie ist. Als eine Art Entschuldigung. Auch wenn ich das nie zugeben würde. Ausserdem weiss ich, das auch er die mag. Und jetzt erst mal duschen und auftauen. Dann gehe ich zu Thatch in die Kombüse, wo ich in einem der Schränke meinen Tee verstaue. Schnell noch eine Tasse gemacht und dann wieder ab in die Kajüte. Hunger habe ich keinen, da wir ja erst gegessen haben. Also mache ich es mir auf dem Bett mit einem Buch und dem Tee bequem und bin nach kurzer Zeit in meiner eigenen Welt versunken.
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Teaser:
12. Das hast du gut erkannt
