Hier kommt das nächste Kapitel.
Alles ist dunkel. Nur sehr langsam lichtet sie sich. Neben einem nervigen, monotonen Piepsen, kann ich auch Stimmen hören. Nur leise, nicht klar. Aber es sind mindestens zwei. Mein Körper fühlt sich an als wäre er aus Blei oder von Meerwasser umgeben. Ein wirklich unangenehmes Gefühl. Vorsichtig versuche ich meine Augen zu öffnen, ohne Erfolg. Das gibt es doch nicht. In meiner Seite spüre ich jetzt ein dumpfes Pochen. Was ist denn bloß passiert? Und dann fällt es mir wieder ein. Das Unwetter, Teach der versucht hat, Thatch zu töten und mich erwischt hat. Zum Glück haben alle wichtigen überlebt. Jetzt kann ich auch die Stimmen zuordnen. Marco und Vista unterhalten sich. Und wie es scheint über mich. Wobei sich Marco, doch recht besorgt anhört. Ich versuche noch einmal meine Augen zu öffnen und dieses mal mit Erfolg. Die Krankenstation. Natürlich. Für meinen Geschmack, bin ich schon viel zu oft hier gewesen. Marco und Vista scheinen noch gar nicht bemerkt zu haben, das sie einen Zuhörer haben.
„Nun beruhige dich Marco. Alex wird schon wieder gesund werden. Sie ist stur und zäh" „Ich weiß. Aber so weit hätte es nie kommen dürfen. Stell dir nur mal vor was passiert wäre, wenn Teach sie ins Meer geworfen hätte. Wir hätten viel zu spät bemerkt, das sie nicht schwimmen kann" „Das weiß ich. Also eine weitere Teufelsfruchtnutzerin" „Gut erkannt Vista. Ich bin eine Dämonenkatze" Überrascht und auch leicht erschrocken, drehen sich die beiden zu mir und kommen an mein Bett. „Alex wie geht es dir?" „Ging schon mal besser. Aber meine Kräfte haben schlimmeres verhindert" „Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt" „War keine Absicht" Vista verlässt den Raum, vermutlich um Doc zu holen und Vater zu sagen, das ich wieder wach bin. So bin ich mit Marco alleine und weiß ehrlich gesagt nicht, was ich nun machen soll. „Warum hast Du nichts gesagt Alex?" „Ganz einfach. Du hast mich nicht gefragt" „Ist dir eigentlich klar, was passiert wäre wenn du über Bord gegangen wärst? Wir hätten vielleicht viel zu spät bemerkt, das du nicht schwimmen kannst" „Jetzt weißt du es ja" Ich weiß ja das er recht hat, aber das muss ja nicht heißen, das es mir auch gefällt. „Hast du Kana auch schon eine Predigt gehalten?" „Ja" War klar. „Und du wirst Vater später auch erzählen, das du Teufelskräfte hast. Seid wann hast du die eigentlich?"
Es scheint Marco wirklich zu interessieren, seid wann ich diese Kräfte habe. „Kurz nach dem du die Insel verlassen hast. Es war nicht geplant gewesen. Aber jetzt bin ich ganz froh darüber" „Alex, ich will mich nicht länger, ständig mit dir streiten. Wir waren doch mal unzertrennliche Freunde" Ja das waren wir. Und ich vermisse diese Zeit. „Ich weiß. Aber ich kann auch nicht einfach vergessen, was passiert ist. Du hast mir damit einfach so weh getan" „Das habe ich nur getan, um dich zu beschützen. Glaub nicht, das mir das leicht gefallen ist. Ich wollte dich nicht alleine lassen. Ich wollte, das du bei mir bleibst, aber es war einfach noch zu gefährlich für dich" Ich glaube ihm das sogar, aber kann ich das ganze einfach vergessen? Ich meine, ich hab es ja in den letzten Jahren versucht, aber nie wirklich geschafft. Bevor ich antworten kann geht die Tür auf und Doc kommt zu uns. Bevor Marco aufsteht meint er noch leise, so das nur ich es verstehen kann, „Wir reden später in meiner Kajüte" Dann ist er weg. Schluck. Irgendwie läuft das in eine falsche Richtung. Aber jetzt fordert Doc meine Aufmerksamkeit.
„Wie fühlst du dich Alex?" „Geht so" Nach ein paar Untersuchungen stellt Doc fest das meine Wunde so gut wie verheilt ist, was auf meine Kräfte zurück zu führen ist und nach dem er meinen Verband gewechselt hat, darf ich auch schon wieder gehen. Als erstes muss ich wissen, wie es Thatch geht. Alles andere kann warten. Also auf in die Kombüse, da ich ihn dort am ehesten erwarte, da gerade Mittag ist. Als ich vor der Tür zum Speisesaal stehe, habe ich ein ganz merkwürdiges Gefühl. Es ist ruhig, zu ruhig. Vorsichtig öffne ich die Tür einen Spalt. Alle da. Trotzdem eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. Gut, das nicht alle bei bester Laune sind, hab ich ja erwartet, aber das hier ist schon unheimlich. Leise schleiche ich mich in den Raum und zum Tisch der Kommandant. Keiner scheint mich zu bemerken. Als ich am Tisch ankomme, hebt Haruta kurz ihren Kopf und senkt ihn gleich wieder. Nur um ihn in der nächsten Sekunde wieder hoch zu reisen und mich ungläubig anzustarren. „Thatch sie ist hier. Beweg deinen Arsch hier her. Sofort" Was ist denn jetzt kaputt?
Durch Harutas Geschrei aufgeschreckt, sehen alle zu uns und sehen mich genau so ungläubig an. Dann höre ich, wie die Tür zur Kombüse aufgerissen wird und gegen die Wand knallt. Keine zwei Sekunden später finde ich mich in einer festen, schon bald knochenbrecherischen, Umarmung wieder. Nur leider drückt Thatch genau auf die Wunde, was mich schmerzhaft keuchen lässt. Die Wunde ist zwar gut verheilt, aber bei zu viel Druck spüre ich sie mehr als deutlich. Sofort werde ich los gelassen. „Tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun" „Schon ok. Alles bestens. Aber wie geht es dir? Ist bei dir alles in Ordnung?" „Ja mir geht es gut. Dank dir" Ein Glück. Bevor ich was sagen kann, werde ich erneut umarmt. Dieses mal von Kana. Ich lege auch meine Arme um sie und halte sie leicht an mich gedrückt. „Was ist mit Teach passiert?" Schweigen und finstere Blicke. „Vater hat sich um ihn gekümmert" Das heißt dann wohl, das er tot ist. Also frage ich auch nicht weiter nach. Dafür habe ich auch keine Zeit, da Vater in diesem Moment den Raum betritt und zu uns rüber kommt. „Wie ich sehe geht es dir besser Tochter" „Ja mir geht es gut" Erst werde ich nur angesehen, doch dann fragt Vater, „Woher wusstest du, das so etwas passieren wird?"
Neugierig werde ich von allen angesehen. Dann muss ich jetzt wohl mit der Wahrheit rausrücken. „Ich hatte schon vom ersten Augenblick an bei Teach ein ungutes Gefühl" „Deshalb hast du ihn gemieden" „Ja. Und auf der letzten Insel, als Thatch die Frucht gefunden hat. Ich hab einfach gespürt, das etwas böses von ihr ausgeht. Aber ich konnte es keinem sagen" „Warum nicht?" Ein kurzes Seufzen entkommt mir. „Mal ehrlich Tai. Wer hätte mir schon geglaubt?" Kurz ist es still. „Genau. Niemand. Niemand hätte jemandem geglaubt, der erst so kurze Zeit hier ist. Ich musste selber handeln. Und das zum Glück zum richtigen Zeitpunkt" „Und nur wegen mir wurdest du verletzt. Es wäre besser gewesen, wenn du nichts getan hättest und ich von Teach..." Bevor er es aussprechen kann, gebe ich Thatch eine ordentliche Ohrfeige. „Sag so etwas nie wieder. So einen Quatsch will ich nicht hören" Völlig überrumpelt hält er sich die Wange und sieht mich mit großen Augen an. Da Kana mich wieder los gelassen hat, umarme ich Thatch und meine leise, „Ich bin so froh das du lebst. Also sag so etwas nie wieder. Ich will meine Freunde nicht verlieren"
Immerhin kann er wieder lächeln, auch wenn es noch etwas gequält aussieht. Aber ich bin zufrieden. Aus dem Augenwinkel kann ich allerdings sehen, das nicht jeder glücklich ist. Marco sieht aus als hätte er in eine Zitrone gebissen. Stimmt, mit ihm muss ich mich auch noch auseinander setzten. Aber nicht jetzt. Das kann warten. „Aber mal was anderes. Seid wann hast du Teufelskräfte?" „Schon seid sechzehn Jahren. War ein Unfall. Aber bis jetzt waren sie sehr nützlich" „Deswegen bist du auch schon wieder fit, oder?" Kurz nicke ich. Dann gehen die Blicke einiger zu Kana. Erst tut sie zwar so, als würde sie nichts merken, muss aber dann doch erzählen woher sie ihre Kräfte hat. Dafür das sie die erst seid drei Jahren hat, kann Sie sie schon gut kontrollieren. Mir viel das damals deutlich schwerer. Nach dem das dann auch geklärt ist, verziehe ich mich an Deck. Irgendwie war das doch anstrengender als ich dachte. Meine Kräfte beschleunigen zwar die Heilung, aber ich bin eben doch noch nicht wieder auf dem Damm. Aber ich denke in zwei, drei Tagen ist alles wieder beim alten. Währen dich meinen Blick über das Deck schweifen lasse, das sich schon gut gefüllt hat, fällt mir auf das alle Kommandanten da sind, bis auf einen. Ob er wieder arbeitet? Muss wohl.
Ich genieße noch etwas die Ruhe, da ich das Gefühl habe, das sie bald endet. Und so ist es auch. Es dauert nicht lange bis Tai zu mir kommt. „Hey Alex. Ich soll dir ausrichten, das Marco mit dir reden will. Er ist in seiner Kajüte" Ich hab es befürchtet. „Ok, danke" Irgendwie war mir das klar. Da es aber wohl keine besonders gute Idee ist, Marco lange warten zu lassen, mache ich mich auf den Weg. Das heißt aber auch nicht, das ich mich abhetze. Auf dem Weg versuche ich noch etwas meine Gedanken zu ordnen. Allerdings mit wenig Erfolg. Als ich dann vor seiner Tür stehe, zögere ich noch einen Augenblick. Was auch Blödsinn ist. Ich bin sicher, das er weiß das ich da bin. Einmal noch durchatmen und dann klopfen. Es dauert nicht lange, bis ich von drinnen ein, „Herein" höre. Langsam öffne ich die Tür, gehe rein und schließe die Tür hinter mir. An der Tür bleibe ich auch stehen. Marco sitzt, wie erwartet, an seinem Schreibtisch und scheint noch beschäftigt. „Setzt dich. Ich bin gleich fertig" Damit deutet er auf sein Bett, auf das ich etwas zögerlich zu gehe.
Ich sehe mich etwas genauer in seiner Kajüte um. Sie ist etwas größer als meine. Gegenüber der Tür ist ein Bullauge unter dem der Schreibtisch steht. Links daneben an der Wand befindet sich das Bett, auf dem ich gerade sitze. Rechts vom Schreibtisch steht das Bücherregal, ein Tisch und Sessel. Mir gegenüber befindet sich eine weitere Tür, die wohl ins Bad führt. Ich bin so in meine Betrachtung vertieft, das ich gar nicht merke, wie Marco seine Arbeit beendet und sich zu mir dreht. Erst als ich wieder zu ihm sehe, fällt mir auf wie genau er mich betrachtet. „Tai sagte das du mit mir sprechen willst" „Ja. Ich möchte das ganze endgültig klären. Es macht mir nämlich keinen Spaß, mich ständig mit dir zu streiten" Kurz nicke ich. Mir macht es im Grunde ja auch keinen Spaß. „Alex. Ich weiß, das du wütend und enttäuscht bist und das auch zu recht. Aber ich möchte das wir wieder Freunde sind" „Freunde vertrauen sich. Und nach dem was passiert ist, kann ich dir nicht vertrauen" „Ich weiß. Aber gib mir bitte die Chance dir zu beweisen, das du mir so vertrauen kannst wie früher" Er sieht mich schon fast flehentlich an. Ich hoffe das ich meine Entscheidung nicht bereuen werde. „Also gut. Du bekommst deine Chance. Aber das ist die letzte" „Danke Alex"
Nach dem das geklärt ist, sitzen wir noch etwas zusammen und erzählen uns von unserer Vergangenheit. Und ich muss sagen er hat schon einiges erlebt. Nur schade, das wir diese Momente nicht zusammen verbringen konnten. Aber immerhin haben wir die Möglichkeit, die kommenden Ereignisse zusammen zu erleben. Und ich hoffe, das die überwiegend erfreulicher sein werden, als die letzten. Da ich jetzt aber auch einiges zum nachdenken habe, verabschiede ich mich von Marco und gehe in meine Kajüte. Ich mache mich fertig und gehe ins Bett. Doch leider bleibt der erhoffte Schlaf aus. Mir geht einfach zu viel durch den Kopf. Bis kurz vor Mitternacht drehe ich mich von einer Seite auf die andere. Da mir das ganze aber dann zu blöd wird, stehe ich auf und gehe in den Speisesaal. Vielleicht hilft ein Tee. Mit diesem setzte ich mich an einen der Tische und denke nach. Plötzlich werde ich von einem Knall, aus meinen Gedanken gerissen. Was war das denn jetzt? Kurz darauf kommt Ace aus der Kombüse, ein Brot in der Hand und sich den Kopf reibend. Dann ist er wohl für den Lärm verantwortlich. „Oh Alex. Was machst du den hier?" „Konnte nicht schlafen. Und du lässt dich besser nicht von Thatch erwischen" „Mach ich nicht. Aber sag erst mal, was los ist. Warum kannst du nicht schlafen? Hat das mit Marco zu tun?" Überrascht sehe ich Ace an.
Da er aber wohl vorher keine Ruhe gibt, erzähle ich ihm, was passiert ist. Ace hört geduldig zu und meint dann nach einem Moment des Schweigens, „Ich weiß zwar nicht was in eurer Kindheit passiert ist, aber ich weiß das du Marco vertrauen kannst. Ich kenne ihn schon lange und weiß das er ein sehr guter Freund ist, auf den man sich verlassen kann" Ich nicke und lächle leicht. Wir werden sehen.
Ein letztes mal klopft mir der Schwarzhaarige noch auf die Schulter, ehe er sich in sein schönes warmes Bett verzieht. Genau dahin, wo ich auch hin will. Also in meins, nicht in sein's, versteht sich. Aber ich weiß, das ich noch nicht schlafen kann. Also sitze ich noch eine ganze Weile hier und hänge meinen Gedanken nach. Nach dem dann auch meine Tasse leer ist, wasche ich die Tasse schnell ab und gehe dann zurück in meine Kajüte. Mittlerweile ist es halb drei und ich versuche noch etwas Schlaf zu bekommen, was auch dieses mal funktioniert.
