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[Taehyung]

,,Please don't be in love with someone else~!", sang ich das Lied Enchanted von Taylor Swift noch leise mit, während ich in die Garage des Hauses fuhr und dort das Auto mit einem leises Seufzen stoppte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich heute einfach so müde und wollte den restlichen Tag am liebsten einfach mit Jungkook im Bett liegen, einen Film schauen oder auch einfach knuddeln, jedoch hatte ich noch so viel zu tun, erwartete auch meinen ersten Patienten nach Wochen. 

Ehrlich gesagt, war ich ziemlich überrascht darüber, dass Dr. Min so schnell schon jemanden an mich schickte, obwohl ich erst vor kurzem wieder anfing meine Akten zu sortieren und mich überhaupt darauf vorzubereiten, dass beinahe täglich wieder fremde Leute durchs Haus laufen würden. Dennoch hatte ich ziemlich großes Glück damit gehabt, dass ich mein Büro und meine Praxis einfach Zuhause haben konnte, was es mir ersparte, noch ständig irgendwo hinfahren zu müssen. Ich war ja ohnehin kein herkömmlicher Psychologe, nach meinem Mentor war ich sogar einer der besten, die er seit Jahren sah und somit war es auch nicht ganz einfach, an mich zu gelangen. Daher lohnte es sich gar nicht für diese, im Vergleich, wenigen Patienten, die ich also hatte, eine eigene Praxis zu mieten und dort auch andere einzustellen, die zum Beispiel Papierkram für mich übernehmen würden. 

Leise pfeifend trat ich letztendlich aus dem Auto hinaus und ging mit klimpernden Schlüsseln in Richtung der Haustür, von der ich tatsächlich keinen Mucks hören konnte. Die letzten Male, die ich Jungkook für einen kurzen Moment alleine ließ, wenn ich die Kinder in die Betreuung fuhr oder so, hörte ich an der Tür entweder laute Musik erklingen oder auch, dass er sie gerade schloss, da er meist das Auto die Einfahrt hinauffahren hörte und somit noch mal sichergehen wollte, dass ich auch wirklich wieder Zuhause war, um mich direkt am Eingang zu erwarten. Es war schon eine äußerst süße Geste von ihm, über die ich jedes Mal wieder aufrichtig freute, innerlich auch Freudensprünge machte wie ein Kind.

Ich konnte definitiv verstehen, wie Duri und Mirae ihn direkt ins Herz geschlossen hatten, obwohl sie ihn gar nicht einmal wirklich kannten. 

Für mich war es ja aber auch nicht anders. In der Sekunde, die Jungkook das Haus betrat und nur ein schwaches, aufgesetztes Lächeln auf seinen perfekten Lippen trug, er an mir vorbeilief und ich seinen männlichen und doch gleich irgendwie unerklärlich lieblichen Geruch wahrnahm, sah wie er kaum ein Wort mit mir sprach oder nur stotterte, wenn er es tat, wusste ich, er sei etwas ganz Besonderes. 

Tatsächlich würde ich lügen, wenn ich sagen würde, er sei mir nicht ebenfalls im ersten Blick ins Herz gekrochen. 

Niemals hätte ich irgendwem anderes meine Kinder einfach so anvertraut, vor allem nicht, wenn diese Person sich in einem Auto mit ihnen befinden würde und somit das Risiko eines Unfalls bestünde. Bei Jungkook aber sagte etwas in mir die ganze Zeit über zu mir, dass es kein Problem damit gäbe und er ein guter Mensch war, vielleicht etwas anders wirkte, weil er Tattoos hatte und gepierct war, nicht viel sprach, aber es war wohl die psychologische Intuition, die ich mir in der Jahren meiner Berufserfahrung erlernt hatte, die mir diese Sicherheit gab. 

,,Ich bin wieder da!", rief ich ins Haus hinein, nachdem ich die Tür aufschloss und noch immer keine Geräusche hörte oder auf Jungkook traf. Er erzählte mir, dass er sich heute mit Yeona treffen wollen würde, daher ging ich einfach mal davon aus, dass er sicherlich schon früher gegangen war. Mich wunderte es ein wenig, dass er nicht, wie ich es ihm anbot, das zweite Auto nahm, sondern bestimmt wieder mit dem Bus fuhr, wie er es aus den Zeiten gewohnt war, in denen sein Geld gerade so zum überleben reichte. Lang konnte ich darüber aber auch nicht nachdenken, denn ein Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk verriet mir, dass ich definitiv schon zu spät dran war und dazu auch jeden Moment mein erster Patient hier auftauchen würde.

So machte ich mich augenblicklich auf den Weg nach unten, wo ich mein Büro hatte, dass ich heute Morgen schon für Besuch ausgestattet hatte. ,,Wasser ist da, kleine Snacks ebenfalls, Taschentücher, ein Stressball", sagte ich leise auf, während ich mich umschaute, ehe ich mich dann an meinen Schreibtisch setzte, um dort alle nötigen Programme mit den Dokumenten zu öffnen, die ich brauchen würde, für die Sprechstunde. Dann hieß es für mich nur noch warten und das tat ich ermüdet und zurückgelehnt mit dem Blick zum Fenster.

Da ich mich im ausgebauten Kellergeschoss befand, konnte man nur gerade so hinausschauen, aber es reichte definitiv dafür aus, genügend Tageslicht hineinzulassen, sodass es hier drin nicht noch irgendwie deprimierend wirke. Zu dem strahlte dieses Fenster förmlich, während ich es mir anschaute, da es Jungkook war, der es installiert hatte. So konnte ich nicht länger ein schwaches Grinsen von meinen Lippen fern halten. 

Der kleinste Gedanke an diesen jungen Mann sorgte schon dafür, dass mein Herz flatterte, mir auch ganz war um meine Brust wurde. 

Es war einfach, als sei ich wieder in meiner Jugend und hätte mich zum allerersten Mal so richtig verliebt. Ja, genau so fühlte es sich an und ich konnte nicht glücklicher drüber sein. Nur eine Sache störte mich dann doch, und zwar dieser Ring. Ich dachte zwar, weil ich es so empfand, es sei eine gute Idee, mit dem Ring meiner verstorbenen Ex-Frau der Person einen Antrag zu machen, in die ich mich jemals verlieben würde, jedoch fühlte es sich nur noch halb so gut an, nachdem ich es getan hatte. Nicht etwa, weil sie mir in irgendeiner Weise leid tat, dafür, dass sie den Ring nicht mit ins Grab nahm, sondern eher, weil ich Angst hatte, Jungkook würde sich mit ihr vergleichen und immer an sie denken müssen, wenn er doch nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte. 

Daher entschied ich mich dafür, ihm definitiv einen neuen Ring zu kaufen, einen viel schöneren, edleren, mit dem ich ihm dann einen richtigen Antrag machen würde, einen speziellen, den er nicht einmal in Filmen sah. Auf diese Idee war ich mehr als nur stolz und ich grinste weiter so vor mich hin, während ich mir ausmalte, wie derjenige Tag ablaufen würde, an dieser Antrag stattfände. 

Auch als ich leise Schritte hinter mir hörte, grinste ich weiter, da ich dachte, dass Jungkook vielleicht doch noch Zuhause war und er nur so tat, als sei er bereits gegangen, damit er mich erschrecken könne, wie ich es beinahe täglich bei ihm machte, in jeder mir möglichen Situation. Doch bevor, wie ich es erwartete, sich zwei Hände an meine Schultern mit einem lauten ,,Boo" legten, spürte ich einen unbeschreiblich dollen, stechenden Schmerz in meinem Kopf, der binnen weniger Sekunden sorgte, dass mir so schwindelig wurde, dass ich komplette Kontrolle über mich selbst verlor und wenig später einfach zu Boden fiel, mit einem letzten Blick auf schwarze Stiefel, ehe ich dann das Bewusstsein verlor.

–––

Ich dachte mir, dass nun der perfekte Zeitpunkt wäre, auch mal aus der Sicht von Taehyung zu schreiben, was mir nun einiges mehr an Motivation gab, vielleicht auch ein oder zwei Ideen, die das Ende dieses Buches ein wenig verzögern... :3 

sad & horny ᵛᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now